Herzensangelegenheiten
auf meine Lippen starren und mich nicht küssen?“
Samuel grinste. „Gute Frage. Ich überlege noch.“
Devin runzelte die Stirn. „Du überlegst noch?“
„Sag' doch einfach, 'küss mich, Sam.'“
„Küss mich, Sam.“
- 4. Kapitel -
Es fühlte sich an, als hätte ihnen jemand eine bisher unsichtbare Last von den Schultern genommen. So kam es Samuel jedenfalls vor, denn seit Devins Besuch bei seiner Familie hingen sie wie Kletten aneinander. Entweder blieb Devin abends bei ihm oder er fuhr rüber zu den Felcons. Oder aber sie waren bei Mikael, Colin und Kilian, der wundersamerweise doch kein Hausverbot bei seinem Freund Steven bekommen hatte, obwohl Whiskey es geschafft hatte, in die Bar von Stevens Eltern einzubrechen und eine Flasche Whiskey zu klauen. Samuel konnte es kaum glauben, dass dieser Hund wirklich versessen auf Alkohol war.
Mittlerweile sah auch das Wohnzimmer von Colin wieder vernünftig aus. Ein Eimer Farbe, ein neues Regal und ein neuer Fernseher, und nichts erinnerte mehr an die Peinlichkeit seines Besuchs dort. Sah man mal davon ab, dass Mikael sich hartnäckig weigerte, dafür Geld von ihm anzunehmen. Devin lachte schon darüber, dass er jedes Mal aufs Neue versuchte Mikael und Colin umzustimmen. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, lachte nicht nur Devin darüber. Selbst seine Eltern lachten ihn deswegen mittlerweile aus, nachdem Mikael und Colin vor drei Tagen mit Kilian und Whiskey bei ihnen vor der Tür gestanden hatten. Seine Eltern hatten die Drei mit Devins und Kendricks Hilfe zum Abendessen eingeladen, ohne ihm etwas davon zu verraten.
Es war ein toller Abend gewesen und im Gegenzug waren sie nun am zweiten Weihnachtsfeiertag bei Mikael und Colin eingeladen, wo sie auch auf Niko und Alex treffen würden, Mikaels Halbbrüder. Samuel freute sich darauf, noch mehr Mitglieder dieser riesigen Familie kennenzulernen, aber im Augenblick freute er sich doch am meisten auf den heutigen Abend. In einer Woche war Weihnachten und gestern hatte er mit seinem Vater den Weihnachtsbaum geholt, der natürlich noch heute geschmückt werden würde. Seine Mutter hatte bereits die Dekoration rausgesucht und nach dem Abendessen würden sie sich wie jedes Jahr im Wohnzimmer versammeln und den Baum dekorieren.
Das war seit jeher Tradition in seiner Familie und lief immer gleich ab. Na ja, fast immer, denn in diesem Jahr würden sie nicht nur zu Viert sein, sondern zu Fünft. Devin war vor einer Stunde von Colin auf dessen Heimweg hier abgesetzt worden und stand momentan mit Kendrick im Wohnzimmer vor der knapp zwei Meter großen Tanne. Samuel konnte nicht verstehen, was die Beiden sagten, aber Kendricks Gesten deuteten daraufhin, dass es um den Baumschmuck ging.
„Samuel, in der Küche liegt Post für dich“, erklärte seine Mutter im nächsten Moment und lief mit dem Wäschekorb an ihm vorbei ins Wohnzimmer. „Kendrick, wenn du nochmal deine dunkelroten Socken in die weiße Wäsche tust, färbe ich dir deine Haare rosa.“
„Mum!“
Seine Mutter, Devin und er lachten schallend, während sein Vater mit einem nachdenklichen, „Rosa? Ich weiß nicht. Nimm lieber grün, mein Schatz“, an ihm vorbeilief, was erneut für Gelächter sorgte. Sein Vater drückte ihm einen Brief in die Hand. „Für dich. Scheint wichtig zu sein.“
Kendrick schnaubte, bevor er grinste, und Samuel schmunzelte nur, während er sich vom Türrahmen abstieß und zur Couch hinüberging, um sich zu setzen. Seine Familie war wirklich verrückt, aber Devin schien das zu gefallen. Samuel sah auf den Brief und stutzte. Die Art Briefkopf kannte er. Sehr gut sogar. Was wollte die Armee denn von ihm? Er war lange außer Dienst und hatte auch nicht vor, daran etwas zu ändern. Samuel runzelte misstrauisch die Stirn, riss den Umschlag auf und zog den Brief heraus. Nach dem zweiten Satz wurde ihm übel. Das konnte nicht sein. Da musste ein Irrtum vorliegen. Samuel las weiter und mit jedem weiteren Wort wurde es schlimmer. Stand da wirklich, was sein Verstand ihm gerade vorgaukelte oder fantasierte er?
„Junge?“, fragte sein Vater beunruhigt, doch er reagierte nicht auf ihn. Samuel sah nur den Brief vor sich und diese Worte, die er nie im Zusammenhang mit Chelsea hatte lesen wollen. Niemals.
„Sam? Was ist denn los?“ Sein Vater trat hinter ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Großer Gott“, murmelte er im nächsten Moment entsetzt und da erwachte Samuel aus seiner Starre.
„Nathaniel?“
„Chelsea ist
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