Herzensangelegenheiten
tot“, kam er der Antwort seines Vaters zuvor und das sorgte für fassungsloses Schweigen. Selbst Devin schwieg, worauf Samuel abrupt einfiel, dass er ihm immer noch nichts von Chelsea und Amber erzählt hatte.
„Was ist passiert, Sam?“, brach Kendrick nach einigen Minuten das Schweigen im Wohnzimmer und rollte neben ihn. „Sammy?“
Sammy. So hatte Kendrick ihn schon ewig nicht mehr genannt. „Eine Schießerei zwischen ihrer Hilfstruppe und einheimischen Soldaten. Weil ich früher dazu gehörte, schreiben sie mir nicht den üblichen Mist, von wegen, dass sie in Ausübung ihrer Pflicht gefallen ist.“
„Scheiße“, murmelte Kendrick entsetzt. „Und was wird aus Amber?“
Samuel schaute von dem Brief auf zu Devin, der ihn abwartend und zugleich fragend ansah. Er musste Devin erzählen, was hier gerade los war, und zwar sofort. „Würdet ihr uns bitte alleinlassen? Ich muss mit Devin reden.“
Er wartete, bis seine Familie sie alleingelassen hatte, bevor er sich leise räusperte. Wie fing man so eine Erzählung am Besten an? Samuel wusste es nicht, weil Devin der erste 'Außenstehende' war, der von der Sache erfahren würde. Der Sache. Wie das klang. Aber irgendwie war es das, auch wenn Amber keine lebende Sache, sondern ein Kind war. Ein Kind, das gerade zur Halbwaise geworden war. Oh Gott, wie sollte er ihr das nur beibringen? Was sollte er tun? Er würde sich um sie kümmern, das stand fest, immerhin war sie seine Tochter. Es stellte sich jetzt nur die Frage, wie er das anstellen sollte? Er hatte keine Ahnung vom Vaterdasein.
„Chelsea Rea und ich waren Kameraden bei den Marines. Wir kennen, nein, wir kannten, uns praktisch eine Ewigkeit. Sie war...“ Samuel brach ab und überlegte kurz. „...Ihr seid euch ziemlich ähnlich... Oder besser gesagt, ihr wart es, weil sie ja tot ist und ich... Oh man...“ Samuel verstummte erneut und sah hilflos zu Boden. „Himmel noch mal, wie sage ich Amber das bloß?“
„Sam? Was ist passiert? Wer ist Amber?“, fragte Devin mitfühlend und irgendwie half er ihm dadurch, auch wenn Samuel nicht erklären konnte, wie Devin das machte.
Samuel atmete erstmal tief durch und sah Devin dann wieder an. „Vor sechs Jahren ging ein Einsatz komplett schief. Ich verlor in jener Nacht einen meiner Männer, der zugleich auch ein sehr guter Freund von mir war. Ich bin damit nicht klargekommen und habe mir nach unserer Rückkehr in einer Bar die Kante gegeben. Chelsea war auch dort. Viele von unserer Truppe waren in genau der Nacht dort, um auf Eric zu trinken.“ Samuel verzog verlegen das Gesicht. „Ich kann mich an nicht mehr viel erinnern, aber ich bin am nächsten Morgen neben Chelsea im Bett aufgewacht. Sie war genauso verdutzt wie ich, also haben wir beschlossen diese Nacht als Ausrutscher zu den Akten zu legen. Zwei Monate später stand sie vor meiner Tür und sagte mir, dass ich Vater werde.“
„Du hast ein Kind?“, fragte Devin überrascht und Samuel nickte, total verunsichert, weil er Angst hatte, wie Devin jetzt reagieren würde. „Und das ist Amber?“
Samuel nickte erneut. „Wir haben entschieden, sie zu behalten und gemeinsam großzuziehen.“
Devin schwieg eine Weile, aber Samuel konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. „Warum hast du mir bislang nichts von ihr erzählt?“, stellte Devin dann schließlich genau die Frage, die er insgeheim erwartet hatte.
„Keine Ahnung.“ Samuel zuckte die Schultern. „Ich... Es hat sich irgendwie nicht gegeben. Amber lebt bei ihrer Mutter, ich sehe sie so oft ich will und jedes zweite Wochenende schläft sie hier, wenn ich nicht arbeiten muss und wir...“ Samuel unterbrach sich und sah Devin fragend an. „Du magst doch Kinder, oder? Ich meine, du magst Kilian, Colins Neffen, und ich...“
„Hey“, unterbrach Devin ihn lächelnd und nahm seine Hand. „Willst du etwa sichergehen, dass deine Tochter kein Problem zwischen uns wird? Falls ja, muss ich dir leider eine verpassen und dir sagen, dass du ein Idiot bist.“
Devin lachte, als er ertappt rot wurde, weil er sich einen Moment lang wirklich Sorgen gemacht hatte, wie Devin darauf reagierte, dass er eine Tochter hatte. „Es tut mir leid, ich wollte es... Ich hatte nur...“
„Angst?“
Samuel seufzte und gab auf. „Ja.“
Devin drückte aufmunternd seine Finger. „Musst du nicht. Ich mag Kinder und ich würde Amber gerne kennenlernen. Sam?“ Devins Blick verdunkelte sich besorgt. „Was wird denn jetzt aus ihr?“
Tja, das war die
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