Herzensangelegenheiten
hilflos und das hasste er, weil er sich zuletzt bei Erics Tod so gefühlt hatte.
„Wenn wir in den Himmel gehen, dann kannst du aber Isa nicht mehr kennenlernen und campen können wir dann auch nicht zusammen gehen. Und ich weiß auch nicht, ob das den Engeln gefallen würde“, meinte er und strich Amber übers Haar, das so weich war wie sein eigenes. „Die Engel holen immer nur so viele Menschen, für die sie Platz in den Wolken haben. Vielleicht müssen wir einfach noch ein bisschen warten, bis für uns auch genug Platz ist.“
Amber nickte. „Aber bis dahin kann ich Isa kennenlernen und wir können zusammen campen gehen?“
Gott sei Dank, sie akzeptiert es, dachte Samuel erleichtert, ließ sich aber nichts anmerken, als er nickte. „Genau. Und deine Mummy sieht uns von ihrer Wolke aus zu und lacht, wenn wir im Zelt ganz laut kreischen, weil eine Spinne auf dem Schlafsack sitzt.“
„Ihhhh“, machte Amber und lachte, als Samuel mit den Fingern eine Spinne nachmachte und damit über ihre Bettdecke krabbelte. „Ihh... weg, weg, weg“, kicherte Amber und schlug nach seiner Hand, worauf Samuel lachte und sie an sich zog, um ihr einen Kuss zu geben.
„Ich hab' dich lieb, mein Schatz.“
„Ich dich auch, Daddy.“
- 9. Kapitel -
Plötzlich war Frühling.
Samuel wusste nicht, wer die Zeit geklaut hatte, aber als er das nächste Mal bewusst auf ihren Küchenkalender sah, stand März oben am Rand und der Neunte war mit einem roten Stift umrundet worden. Mehrfach sogar. Kein Wunder, immerhin wurde Amber am Neunten sechs Jahre alt. Sechs Jahre. Ach du liebe Zeit. Hatte er ihr nicht eben erst das Laufen beigebracht und das Fahrradfahren, als Chelsea ihn darum gebeten hatte, weil sie einfach zu nervös dafür gewesen war? Wo waren die letzten Jahre geblieben?
Bald würde Amber in die Schule kommen und danach standen College, vielleicht sogar Uni und ein eigenes Leben auf dem Plan. Nicht zu vergessen, die Pubertät und der erste Freund. Himmel, seine Kleine wurde langsam erwachsen. Viel zu schnell, fand Samuel und runzelte die Stirn als ihm einfiel, dass er immer noch nicht wusste, was er ihr schenken sollte. Schulsachen fand er blöd, außerdem war es dafür zu früh. Spielsachen hatte sie mehr als genug und dank zwei Großelternpaaren gab es immer mal wieder zwischendurch Geschenke. Amber fehlte es an nichts, sah man davon ab, dass das Jugendamt sich immer noch nicht entschieden hatte, was Chelseas Testament anging.
Denise Bartlett war in den letzten Wochen regelmäßig bei ihnen im Haus und sowohl bei Devin in der Werkstatt, als auch bei ihm in der Schule gewesen. Sie hatten ihre Arbeitszeiten angepasst, damit jemand da war, um Amber nachmittags aus dem Kindergarten zu holen, und Überstunden wurden rechtzeitig eingeplant. Im Notfall sprangen seine oder Chelseas Eltern ein, es war also alles geregelt. Selbst Denise wusste nicht, warum es in ihrem Fall solange dauerte, einen abschließenden Bericht zu verfassen, und hatte schon mehrfach bei ihrem Chef nachfragt. Ohne Erfolg.
Dieser Al Gayner bescherte Samuel langsam aber sicher ein ganz mieses Gefühl. Dabei war das erste Gespräch im Jugendamt normal gelaufen. Ob es daran lag, dass Adrian dabei gewesen war und das Reden übernommen hatte? Samuel war sich da ziemlich sicher, denn Denises Chef war ihm auf den ersten Blick völlig unsympathisch gewesen. Ein falsches Lächeln, ein lascher Händedruck, ein durch und durch hinterhältiger Charakter. Alles versteckt hinter einem unschuldigen Gesichtsausdruck. Der Mann stank förmlich nach Ärger und Samuel ahnte, dass es mit dem trügerischen Frieden bald vorbei sein würde.
Aber darum würde er sich kümmern, wenn es soweit war. Sie hatten Adrian an ihrer Seite und das beruhigte Samuel etwas, denn mit dem Anwalt legte sich niemand gerne an, soviel hatte er in den letzten Wochen schon mitbekommen. Das half ihm aber auch nicht dabei, für Amber ein passendes Geburtstagsgeschenk zu finden. Vor allem, weil Devin schon eines hatte, das er ihm aber nicht verraten wollte.
Es war zum aus der Haut fahren mit diesem Kerl, fand Samuel und warf einen überlegenden Blick aufs Telefon. Er könnte Mikael oder Colin fragen, was die wussten. Nicht, dass die Zwei etwas verraten würden, aber allein schon aus Prinzip. Irgendwie hatte er sowieso das Gefühl, dass die gesamte Bande unter einer Decke steckte, was das betraf. Wieso hätte Devin ihn sonst zu einer großen Party für Amber überreden sollen? Und das natürlich vor
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