Herzensangelegenheiten
sein Verhalten eben zu entschuldigen. „Du hältst lieber deine unfaire Klappe, bis ich fertig bin.“
Verdammt. Samuel sah zu Boden und schwieg.
„Er hat mir vor einiger Zeit gesagt, dass du wie schwarz und weiß bist. Zwei Teile eines Ganzen, die jemand zusammensetzen muss. Ich habe das nicht verstanden, aber in den letzten drei Wochen ist mir klar geworden, was er meinte und mir damit sagen wollte. Du warst ein so guter Soldat, dass du vergessen hast, Mensch zu sein. Ich schätze mal bis Eric kam.“ Devin seufzte leise, als Samuel statt einer Reaktion die Lippen zusammenpresste. „Keine Antwort ist dem Fall auch eine.“
Samuel rieb sich mit den Händen übers Gesicht. „Eric wollte nach diesem Einsatz aussteigen. Wir beide wollten das tun. Für uns. Für eine gemeinsame Zukunft. In der Armee hätten wir nie eine gehabt.“ Er wandte sich ab und trat ans Fenster. „Es kam nur nie dazu. Ich wusste nicht, dass Dad mich durchschaut hat. Er hat nie etwas dazu gesagt.“
„Willst du wissen, warum?“
Samuel fuhr erschrocken herum. „Dad!“
Sein Vater stand in der offenen Zimmertür und sah ihn traurig an. „Du wärst zerbrochen, wenn ich nur ein Wort gesagt hätte, deswegen schwieg ich. Kendrick war zu jung, um es zu sehen, aber deine Mum und ich, wir merkten sofort, was los war, als du wieder nach Hause kamst. Du warst nicht mehr derselbe Sohn, der Jahre zuvor gegangen war. Du warst nur noch sein Schatten.“ Sein Vater trat ins Zimmer. „Also habe ich angefangen herum zu telefonieren.“
Oh nein. Samuel ahnte, was jetzt kam. „Dad...“
„Ich musste es wissen, Samuel. Ich bin dein Vater, ich musste einfach wissen, was passiert war. Ich habe noch alle Kontakte, die ich brauche, um solche Dinge herauszufinden, und als du von Erics Beerdigung kamst, war uns alles klar. Auch wenn über Eric und dich nie ein Wort verloren wurde und obwohl du selbst auch nichts dazu gesagt hast, wussten deine Mum und ich Bescheid. Wir hatten solche Angst um dich bis Amber kam. Sie hat dir geholfen. Du hast nichts von damals wirklich verarbeitet, aber mir war klar, dass die Zeit für uns arbeitet. Amber hielt dich am Leben und hat dir geholfen, Erics Tod zumindest ein Stück weit zu überwinden.“ Sein Vater warf Devin einen liebevollen Blick zu. „Dann kam Devin und wir wussten, jetzt wird alles wieder gut.“
„Dad...“
Sein Vater schüttelte den Kopf. „Lass ihn helfen. Er kann es und das weißt du. Chelseas Tod hat alles wieder hochgeholt und dieser Dreckskerl vom Jugendamt wird dafür hoffentlich noch eine aufs...“ Sein Vater verstummte und räusperte sich. „Deine Mutter mag es gar nicht, wenn ich solche Wörter benutze, also denke ich sie mir nur, das ist sicherer.“
„Ja, das ist es in der Tat“, sagte seine Mutter nebenan plötzlich und nicht nur Samuel zuckte ertappt zusammen.
„Ich wusste, dass sie lauscht“, flüsterte sein Vater schmunzelnd und kam zu ihm. „Das hast du früher auch immer gemacht, Junge.“
Samuel lief rot an. „Ähm...“
Sein Vater lachte und umarmte ihn. „Du bekommst Ärger mit deinem alten Vater, wenn du dir Devin wegen deiner Vergangenheit bei den Marines durch die Lappen gehen lässt.“
„Habe ich nicht vor“, nuschelte Samuel, was sein Vater mit einem, „Guter Junge. Und jetzt hört bitte auf zu schreien, bevor Amber aufwacht.“ kommentierte, bevor er Devin noch einmal zulächelte und sie dann wieder alleinließ. Samuel schloss die Tür hinter seinem Vater und sah zu Devin, der ihn nachdenklich musterte. „Was geht dir im Kopf herum?“, wollte er wissen und setzte sich neben Devin aufs Bett, um ihn verlegen anzusehen. „Wie du mir am Besten eine runterhauen kannst, weil ich so doof bin?“
Devin lachte leise und gab ihm einen sanften Boxhieb gegen die Nase. „Recht so?“
„Pfft“, machte Samuel und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. „Bist du sehr sauer auf mich?“
„Nein“, antwortete Devin ehrlich und nahm seine Hand, um ihre Finger miteinander zu verschränken. „Ein bisschen vielleicht, aber nicht sehr. Weißt du, was ich wirklich erstaunlich finde? Dass du trotz allem clean geblieben bist.“
Samuel bekam eine Gänsehaut, denn er wusste, worauf Devin gerade anspielte, weil er alle Zahlen kannte. Er wusste genau, wie viele Männer sich das Leben nahmen, süchtig wurden oder durchdrehten. Es gab zigtausende Soldaten, die für ihr Land in Kriege zogen und als seelische Wracks nach Hause kamen. Wenn sie denn nach Hause kamen. Aus
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