Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzensbrecher auf vier Pfoten

Herzensbrecher auf vier Pfoten

Titel: Herzensbrecher auf vier Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
Vom Netzwerk:
siewürde ihm etwas Essbares anbieten. Stattdessen hielt Natalie jedoch ihre Hand hin, sodass er seine kalte, feuchte Schnauze in ihre Handfläche drücken konnte. Als er sich vertrauensvoll an ihr Bein schmiegte, rollte eine dicke Träne an Natalies Nase entlang und tropfte auf seine Schnauze.
    »Bertie«, flüsterte sie, »jetzt bist du unser Baby.« Sie streichelte über seine warmen, samtigen Ohren und den Hals, während sie über die Ungerechtigkeit des Lebens nachdachte.
    Bertie nutzte die Gelegenheit und sprang mit seinen kräftigen weißen Pfoten auf Natalies Knie. Dieses Mal schob sie ihn nicht hinunter oder ermahnte ihn, dass dies schlecht für seine Wirbelsäule sei. Stattdessen umarmte sie ihn, wie sie ein Kleinkind in die Arme geschlossen hätte, und vergrub ihr tränenüberströmtes Gesicht in seinem Fell.
    Mit einem Mal kam Natalie der Gedanke, dass auch Bertie bald auf der Website zu sehen sein würde, damit eine Familie mit viel Zeit ihn adoptieren konnte. Sie würde einen unglaublich schönen Text für ihn schreiben, damit ihn jemand aussuchen und ihn genauso sehr lieben würde, wie Johnny und sie es schon taten. Mit dem plötzlichen Schmerz in ihrer Brust hatte sie nicht gerechnet. Sie umarmte Bertie noch fester.
    Reglos hielt Natalie ihren Hund umschlungen, bis das Lied verklungen war. Nun setzte sie eine strenge Miene auf und zwang Bertie, zu Boden zu springen. »Für deinen Rücken ist das gar nicht gut, Bertram!«, erklärte sie streng.
    Irgendwo tief im Inneren des Hauses verkündete das alte Rohrsystem, dass in einem Bad das Wasser lief. Ein paar Augenblicke später kam Rachel wieder zur Tür herein und schaute sie verlegen an.
    »Hat nicht funktioniert!«, verkündete sie und durchquerte die Küche, um Teewasser aufzusetzen.
    Natalie wischte sich verstohlen über die Augen. »Was meinst du damit? Eigentlich ist es ganz einfach. Du musst nur …«
    »Ich weiß, das Stäbchen in den Strahl halten. Ich glaube, ich habe auf die falsche Seite uriniert.« Sie winkte ab. »Tut mir leid, Nat, aber ich bin es nicht gewohnt, kontrolliert auf etwas zu pinkeln. Aber eigentlich bin ich sicher, dass es nicht sein kann – ich bin so alt, dass es wahrscheinlich der Beginn der Menopause ist und nicht etwa ein Baby. Meine Periode war immer ein wenig unregelmäßig, außerdem war die letzte Zeit recht stressig.«
    »Hmmm.« Natalie musterte Rachel eingehend. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, aber im Augenblick hatte sie keine Lust, sich damit zu befassen.
    »Gehst du trotzdem zum Arzt?«, fragte sie jedoch.
    »Bitte? Oh, natürlich. Klar. Möchtest du noch eine Tasse Kaffee trinken?«
    »Ähm, danke, nein.« Natalie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm und die Hunde, die ein neues Zuhause finden mussten. Am Ende der Liste fügte sie Bertie hinzu. »Okay. Wer ist als Nächstes an der Reihe? Chester? Hast du Bilder von Chester?«
    Als Natalie und Bertie nach Hause gegangen waren, zog sich Rachel ihre Joggingschuhe an und lief durch die Felder.
    Sie war nicht einmal sicher, ob Gem ihr folgte. Auch wusste sie nicht, wohin sie lief; klar war nur, dass sie laufen und immer weiterlaufen musste, um nicht nachdenken zu müssen. Das Problem war nur, dass sie nicht aufhören konnte nachzudenken. Ein Gedanke hatte sich in ihrem Gehirn festgesetzt und wurde dennoch nicht realer: Sie war schwanger.
    Sie hatte Natalie angelogen. Der Test hatte sehr wohl funktioniert. Sie hatte nicht einmal die drei Minuten abwarten müssen, bis in dem kleinen Fensterchen das blaue Kreuz aufgetaucht war. Mit einem Mal hatte es dort aufgeleuchtet, als könne es nicht deutlich genug hervorheben, wie dumm sie war, dass sie es nicht schon längst selbst gemerkt hatte.
    Einerseits hatte Rachel gelogen, weil sie diese Neuigkeit erst einmal selbst verarbeiten musste, andererseits, weil sie Natalie nicht in die Lage bringen wollte, irgendwie darauf reagieren zu müssen. Dadurch fühlte sich Rachel noch schlechter als ohnehin schon. Natalie wünschte sich so sehr ein Baby und konnte keines bekommen, während sie, die sich niemals auch nur den Gedanken an ein eigenes Baby erlaubt hatte, ihr Herz an einen Mann verloren hatte, der sehr deutlich erklärt hatte, dass eine zweite Familie für ihn nicht infrage kam. Ausgerechnet sie hatte nun das statistisch beinahe Unmögliche möglich gemacht und war ungewollt schwanger geworden.
    Es war nicht so, als hätte sie nicht innerhalb der letzten zehn Jahre über Kinder nachgedacht. Sie

Weitere Kostenlose Bücher