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Herzensbrecher auf vier Pfoten

Herzensbrecher auf vier Pfoten

Titel: Herzensbrecher auf vier Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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erklärt, dass es nicht so weit kommen würde. Und was war mit Kath? Sie würde diese herablassende »Oh, so alt sind Sie?«-Miene nicht mehr aufsetzen, wäre es tatsächlich Olivers Baby. In diesem Fall würde sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um zu verhindern, dass Rachel auch nur einen Penny bekam.
    Rachel brannte immer noch die Lunge, als sie sich ins Gras sinken ließ. Gem setzte sich neben sie und wartete. Ohne groß darüber nachzudenken, streckte sie die Hand aus und legte sie auf seinen Nacken. Gems Fell war hart, keineswegs so seidig weich wie das anderer Hunde, mit denen man kuscheln konnte, doch es fühlte sich warm an. Gem besaß einFell, das für den Regen auf dem Land und schlammige Felder geeignet war; er war kein seidig glänzender Stadthund, sondern ein Überlebenskünstler. Immerhin hatte er lange genug überlebt, bis Dot ihn aus seinem Karton gerettet hatte.
    Rachels Augen füllten sich mit Tränen.
    Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass George der Vater des Babys war. Laut Murphys Gesetz musste er der Vater sein – jener Mann, den sie kaum kannte. In der einen Nacht, in der sie zu betrunken gewesen war, um sicherzustellen, dass er das Kondom ordnungsgemäß benutzte, musste es passiert sein. Aber bereits im Alter von sechzehn Jahren hatte ihre Mutter sie gewarnt, dass schon zwei unvorsichtige Minuten ausreichen würden.
    Sie schloss die Augen. Ihr wurde schlecht – jedoch vor Bedauern, nicht wegen Hormonen, die freigesetzt wurden. George war die erste richtige, vielversprechende Beziehung seit ihrem einundzwanzigsten Lebensjahr. Nach allem, was sie über ihn wusste, war er ein Mann, der genau die Eigenschaften besaß, die sie brauchte: Er war witzig, vernünftig und genauso dickköpfig wie sie. Was er wohl sagen würde, wenn sie ihm von der Schwangerschaft berichtete? Entweder würde er sich moralisch verpflichtet fühlen, ihr beizustehen, oder mit einem Oliver-ähnlichen Entsetzen reagieren und von ihr verlangen, es abtreiben zu lassen. Sie fragte sich, welche Reaktion die schlimmere wäre.
    Die Wahrheit dämmerte ihr so langsam, wie die Kälte der Erde durch den Stoff ihrer Hose kroch. Sie war nicht mehr dieselbe Person wie gestern – obwohl sie nicht einmal sagen konnte, wer diese Person überhaupt war. Sicher war nur, dass sie nicht auf die Art und Weise reagierte, wie sie angenommen hatte: Weder hatte sie entsetzt aufgeschrien noch voller Panik in der nächsten Abtreibungsklinik angerufen. Natürlich war sie auch nicht in Freudentränen ausgebrochen – aber immerhin rannte sie auch nicht verzweifelt herum und versuchte alles, um den kleinen Parasiten, der in ihr heranwuchs, loszuwerden. Stattdessen hatte sie das Gefühl, komplett in der Luft zu hängen – ohne zu wissen, was genau sie empfand.
    Was wollte sie denn? Es war schon lange her, dass sie sich diese Frage wirklich einmal ernsthaft gestellt hatte.
    »Gem«, fragte sie laut, »was soll ich bloß tun?«
    Der Hund sprang auf, weil er dachte, er sollte etwas tun. Als er ihre verzweifelte Miene sah, legte er sich wieder hin, die Schnauze auf den Pfoten, und wartete. Rachel klopfte neben sich auf den Boden, woraufhin Gem eifrig wie eine Krabbe zu ihr hinüberrutschte und sich an ihre Seite schmiegte. Rachel beobachtete die Wolken, die über den kobaltblauen Himmel zogen, während sie zugleich den harten Boden in ihrem Rücken und die tröstliche Wärme von Gems Körper neben sich spürte.
    Selbst hier an der frischen Luft wurde Rachel das Gefühl nicht los, von irgendeiner großen, unsichtbaren Macht gefangen zu sein. Von der Verantwortung. Dem Zeitplan. Der emotionalen Bindung, die dadurch für immer zu George, Longhampton und diesem Erbe bestehen würde.
    Niemand außer mir weiß von diesem Baby, dachte sie. Niemand. Außerdem ist es augenblicklich nicht einmal ein Baby, sondern nur ein Zellklumpen. Ich könnte für zwei Tage nach London fahren, ohne dass irgendjemand Verdacht schöpfen würde. Ich könnte die Zeit kurz anhalten, zurückkommen und dann wieder dieselbe sein wie zuvor. Während flauschige Wolken ohne Eile über den Himmel zogen, ließ sie sich diese Möglichkeit durch den Kopf gehen.
    Gem würde mit Sicherheit glauben, ich ließe ihn im Stich. Ich kann ihn nicht hierlassen. Aber ich kann ihn auch nicht mitnehmen. Also kann ich nicht fort. Das war’s. Ich kann nicht fort von hier.
    Außerdem wäre es nicht dasselbe.
    Aus dem Nichts heraus tauchte plötzlich ein Bild vor ihremgeistigen Auge auf: von Dot,

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