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Herzensbrecher auf vier Pfoten

Herzensbrecher auf vier Pfoten

Titel: Herzensbrecher auf vier Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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erledigt habe.«
    »Kein Problem«, entgegnete Megan und kümmerte sich wieder um die Rühreier. »Sag einfach Bescheid, wenn du eine Tasse Tee trinken möchtest.«
    Rachel ging die Treppe hinauf und blieb einen Augenblick auf dem Treppenabsatz stehen. Sie betrachtete sich in dem großen Spiegel, der über den Treppenstufen hing, und fragte sich, wann sich Dots Spiegelbild zu der alten, weißhaarigen Frau auf den Fotos verändert hatte, die unten hingen. Ihr war klar, dass sie sich eigentlich um die Gästezimmer kümmern sollte, in denen die schweren viktorianischen Möbel standen, die laut Val noch aus dem alten Haus ihrer Großeltern stammten. Nachdem sie die Schränke geleert haben würde, müssten die Möbel in den Raum mit den Dingen gebracht werden, die verkauft werden sollten. Rachel zog es jedoch in Dots Schlafzimmer und zu Dots Kleiderschrank mit den wunderschönen Kleidern und den vielen Geheimnissen. Noch einmal wollte sie die prächtigen Beweisstücke betrachten, die vom aufregenden Singleleben ihrer Tante zeugten,bevor Dot sich von der alltäglichen Routine in Four Oaks vollkommen in Beschlag hatte nehmen lassen.
    In Dots Schlafzimmer standen zwei Kleiderschränke. In dem Schrank, der sich in unmittelbarer Nähe des Bettes befand, hingen schlichte Tweedröcke und die für die täglichen Hundespaziergänge geeigneten, unempfindlichen Kleidungsstücke. Rachel schob einen Bügel nach dem anderen beiseite, um zu überprüfen, ob sich hinten im Kleiderschrank keine geheimnisvollen Kisten mehr befanden. Mit Ausnahme eines ungetragenen Paares goldener Sandalen von Marks & Spencer, bei dem sich die Rechnung sogar noch im Karton befand, stieß Rachel bloß auf jene praktischen Kleidungsstücke, die man bei einer Hundeliebhaberin mittleren Alters erwarten würde.
    Der andere Kleiderschrank jedoch bot ein völlig anderes Bild. Rachels Haut prickelte, als sie sich die Gelegenheiten und Anlässe vorstellte, zu denen die Kleider getragen worden waren. Schimmernder Satin glänzte zwischen pelzgesäumten Wollmänteln, kräftige Orangetöne leuchteten zwischen strahlendem Kirschrot auf – Farben, die nur eine große Frau mit dunklen Augen und einer schlanken Figur tragen konnte. Rachel legte jeden Bügel auf das Bett, bis sich darauf die Kleider stapelten, die jeweils an eine abendliche Einladung oder eine Bürofeier erinnerten. Die Wollkostüme mit ausgestellten Röcken ließen vermuten, dass Dot in der Stadt doch keine so niedere Arbeit ausgeübt haben konnte, wie Val vermutet hatte. Rachels Finger wanderten in Jackentaschen und glänzende Krokodilledertaschen und förderten Beweise von Dots lockerem, schwungvollem Leben in London zutage, darunter Bustickets, Taxiquittungen aus Soho, ein Reinigungsbeleg für drei Abendroben, eine Einkaufsliste, auf der Champagner und Eier notiert waren, sowie Kopfschmerztabletten und Tanzkarten. Eine davon stammte von einem Silvesterball 1969 in Dorchester.
    Jeder Tanz war vergeben, doch war »Felix« in den meisten Spalten vermerkt.
    Rachel wunderte sich. Waren dies die Geheimnisse, von denen Dot in ihrem Brief gesprochen hatte? Jenes geheimnisvolle, unabhängige Leben, nach dem Val nie gefragt hatte? Hatte Dot in Wahrheit eine Menge Geld verdient und sich dann zurückgezogen, um sich ihren Hunden zu widmen? Vielleicht war es ja dieses Streben gewesen, das die Beziehung zwischen ihr und diesem Felix zerstört hatte?
    Rachel konnte sich bildlich vorstellen, wie Val sich abgewendet hatte, als Dot ihr erzählen wollte, was geschehen war und wen sie kennengelernt hatte. Rachel kannte ein solches Verhalten nur allzu gut von ihrer eigenen Schwester Amelia. »Oh, ein solches Leben wäre nichts für mich«, hatte sie abfällig festgestellt, als Rachel ihnen allen von dem letzten Produkt erzählen wollte, das sie auf den Markt gebracht hatte – als sei Rachels Erfolg etwas, wofür man sich schämen müsse. Zwar hatte Rachel diese Reaktion sehr geärgert und verletzt, doch sie hatte Amelia nicht die Genugtuung gelassen, ihr dies zu zeigen.
    Erst nachdem Rachel alle Kleidungsstücke aus dem Schrank geholt hatte und die Garderobenstange nun nackt wie ein Baum im Winter wirkte, bemerkte sie den Stapel Schuhkartons, der sich unten im Schrank befand. Auf einigen Kartons klebten sogar noch die uralten Preisschilder.
    »Ach, Dot, du bist genau wie ich.« Rachel seufzte und fing an, die Kartons herauszuräumen. Dot hatte lange, schmale Füße besessen, doch obwohl Rachel sich abmühte, ihre Zehen

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