Herzensbrecher auf vier Pfoten
herauskommen möchte. Solange sollten wir so tun, als könnten wir ihn nicht sehen.«
»Möchtest du einen Kaffee?« Rachel durchquerte die Küche und machte einen großen Bogen um die Plastikbox. »Ich habe aber leider nur koffeinfreien Kaffee im Angebot.«
»Klingt gut. Ich hätte nicht gedacht, dich hier anzutreffen.« George kam zu ihr und lehnte sich an den Kühlschrank, während er den Blick auf die Transportbox geheftet hielt, aus der zaghaft eine feuchte Schnauze hervorlugte. »Solltest du nicht eigentlich die Füße hochlegen und die Zeitschrift Eltern studieren?«
Dieser zögerliche Beginn erinnerte Rachel an die Neckereien von früher. »Nein, für so was benutzt man heutzutage das Internet. Außerdem habe ich noch jede Menge Papierkram zu erledigen.«
»Den könntest du aber doch sehr viel komfortabler im Haus bearbeiten?«, betonte George.
»Ich will einfach nicht, dass Megan etwas davon mitbekommt.« Rachel seufzte. »Es geht um die Erbschaftssteuer. Ich muss eine entsetzlich hohe Summe bezahlen.«
»Wie hoch?«
Als das Wasser im Kessel zu kochen begann, löffelte Rachel Kaffeepulver in die Becher. »Hoch genug, um davon Alpträume zu bekommen.«
»Versteh mich bitte nicht falsch«, erwiderte George, »aber wie kann das sein? Das Haus mag ja ganz hübsch sein, aber befindet sich unter dem Land etwa eine Goldmine?«
»So ähnlich. Zum einen ist das Grundstück größer, als ich gedacht hatte, und außerdem hatte Dot – oder Dots Anwalt – einen Bauantrag gestellt, um eine der alten Scheunen in eine Unterkunft für künftiges Personal umzubauen – das Ganze gilt also als Bauland.« Sie erwiderte Georges überraschten Blick. »Ich weiß. Sie ist jedoch nie dazu gekommen, die Pläne in die Tat umzusetzen. Offenbar ist hier Land, für das eine Baugenehmigung vorliegt, ein Vermögen wert. Was einerseits toll ist, andererseits bin ich nun gezwungen, das Haus zu verkaufen, um die Erbschaftssteuer bezahlen zu können.«
»Nimm doch ein Darlehen auf. Schließlich bist du nun eine Hausbesitzerin.«
»Das ist aber nicht ganz so einfach, da das Haus marode ist.« Rachel reichte George einen Kaffeebecher. »Laut Bericht des Maklers tragen sogar die Mäuse in unserem Keller Schutzhelme.«
George nahm einen Schluck und verzog angewidert das Gesicht.
»Was ist?«, fragte Rachel.
»Dein Kaffee ist mit deinen Kochkünsten vergleichbar. Ich brauche Milch, viel Milch.« Rachel reichte ihm die Milchtüte.
Der Dackel war mittlerweile aus der Transportbox herausgekrochen und beschnüffelte nun scheu die Umgebung. Rachel war schockiert, als sie sah, wie abgemagert er war. Die Rippen seines Brustkorbs traten hervor, sein Fell warmatt. Gem verharrte in sicherer Entfernung, blieb jedoch in Alarmbereitschaft. Ganz langsam näherte sich ihm der kleine Hund, den Schwanz als Zeichen seiner Unterwürfigkeit gesenkt. Rachel tat dieser Anblick in der Seele weh, doch sie unterdrückte ihr Verlangen, den Dackel zu streicheln. Er sollte seinen eigenen Weg finden.
»Du könntest dir jederzeit einen Investor ins Boot holen«, schlug George vor. »Ich dachte, das sei das Ziel eures großen Tags der offenen Tür? Es soll damit doch Geld in die Kasse kommen, oder?«
Rachel schüttelte den Kopf. Plötzlich schien der Aktionstag mit den kleinen Ständen und den Wettbewerben keinen Sinn mehr zu haben. »Der Tag der offenen Tür wäre bloß ein Tropfen auf den heißen Stein. Mit Hilfe von Sponsoren könnten wir die täglichen Unterhaltskosten abdecken. Das kann aber das viel größere Problem nicht lösen, woher ich plötzlich hunderttausend Pfund nehmen soll, um das Haus zu halten.«
»Such dir einen Investor«, wiederholte George so nachdrücklich, dass Rachel ihn eindringlich musterte. »Jemanden, der ein berechtigtes Interesse hat, hier einzusteigen.«
»Versuchst du gerade, dich selbst ins Spiel zu bringen?«, fragte Rachel, halb im Scherz.
George nickte. »Das hast du richtig erkannt.«
»Hunderttausend Pfund?«
»Du unterschätzt, wie viel Tierärzte verdienen«, erwiderte er und tat beleidigt.
Rachel stellte ihren Becher ab und sah ihm in die Augen. »Tue ich nicht. Ich habe deine Abrechnungen gesehen. Vielen Dank, aber ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre. Ich kenne dich kaum.«
»Das Argument kommt ein wenig spät, findest du nicht?«, entgegnete George. »Aus meiner Sicht handelt es sich um ein vernünftiges Geschäftsvorhaben. Außerdem verbringe ichhier ohnehin deutlich mehr Zeit, als ich
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