Herzensbrecher auf vier Pfoten
einen Stand mit Bacon-Sandwiches organisieren! Wir könnten die Brote dann für zwei Pfund pro Stück verkaufen. Für all diejenigen, die freiwillig mit einem Hund spazieren gehen, sind die Brote natürlich wie gehabt kostenlos.«
Bei dieser Vorstellung musste Rachel schwer schlucken. »Tolle Idee, Megan. Willst du es gleich auf der Tafel mit den Ideen notieren?«
Während Megan ihre Idee fröhlich auf das Whiteboard neben der Tür notierte, suchte Rachel die Werbung aus der Post heraus. Darunter befanden sich hauptsächlich Angebote von Supermärkten und Prospekte von Hundefuttermarken, doch sie entdeckte ebenfalls ein paar offiziell aussehende Briefe, bei deren Anblick ihr der Mut sank. Was den Erbschein anbelangte, schien sich wohl etwas zu tun. Zudem hatte Gerald Flint sie gewarnt, dass die Zahlungsaufforderung für die Erbschaftssteuer bereits auf dem Weg sei.
Sie seufzte und öffnete den großen braunen Umschlag und hielt erschrocken die Luft an, als ihr Blick auf ihre Steuerschuld fiel.
»Schlechte Nachrichten?«, erkundigte sich Megan.
»Kommt darauf an.« Das war auch Geralds Antwort gewesen, als der Immobilienmakler die letzten Grundstücksschätzungen eingereicht hatte: »Kommt darauf an, Rachel. Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht.« Die gute Nachricht war, dass keine Steuern für das Erbe des Hundeheims festgesetzt wurden, da dieses als Unternehmen galt und somit von der Erbschaftssteuer befreit war. Außerdem hatte der Immobilienmakler dem Land hinter dem Haus einen unglaublich hohen Wert beigemessen.
Die schlechte Nachricht jedoch war, dass dadurch die Steuern, die Rachel nun tatsächlich zahlen musste, enorm hoch waren. Laut der Rechnung wurden zweihunderttausend Pfund Erbschaftssteuer fällig.
Ungläubig kniff sie die Augen zusammen, um sie dann wieder zu öffnen. Als sie die Details las, verließ sie der Mut: Einen Teil musste sie sofort zahlen, den Rest der Summe dann innerhalb eines Jahres. Danach würden das Haus, die Felder und die Nebengebäude, die insgesamt offenbar viel wert waren, die silbernen Haarbürsten, die Acker-Bilk-Alben und der ganze Rest von Dots Leben ihr gehören.
Um die Rechnung bezahlen zu können, müsste sie das Haus verkaufen. Aber um das Haus verkaufen zu können, müsste sie die Rechnung bezahlen. Da biss sich die Katze in den Schwanz, und das war mehr, als Rachel derzeit verkraften konnte.
Sie stopfte den Brief in den großen Tischkalender vor ihr und drehte sich fröhlich zu Megan um.
»So! Ich denke, mir würde ein wenig frische Luft ganz guttun! Wer muss Gassi gehen?«
Die unerbittliche Routine in der Auffangstation lenkte Rachel während der nächsten paar Tage von ihrer Übelkeit und der Erbschaftssteuer ab, doch sie kam nicht umhin zu bemerken, dass George immer noch nicht angerufen hatte oder vorbeigekommen war. Auch Natalie hatte sich mit Bertie nicht mehr blicken lassen, seitdem sie ihr den Schwangerschaftstest gegeben hatte.
Rachel vermisste Natalies ruhige Gesellschaft am Küchentisch. Sie hatte das Gefühl, dass die Erbschaftssteuer durch ein paar pragmatische Geschäftskonzepte schnell gezahlt werden könnte, nachdem Natalie nur einen kurzen Blick darauf geworfen hätte. Während Rachel mit den Hunden spazieren ging, hielt sie nach Natalies roter Jacke Ausschau und überlegte hin und her, ob sie sie anrufen sollte, um ihr zu sagen, dass Gerald Flint sein Okay gegeben hatte, den Tag der offenen Tür zu veranstalten.
Doch jedes Mal, wenn Rachel zum Hörer greifen wollte, schreckte sie zurück, da sie ihr dann auch von dem Baby hätte erzählen müssen – denn sie wollte Natalie nicht anlügen.
Es war immer noch sehr früh, dachte sie, als sie den Staffies auf der Obstwiese einen Ball nach dem anderen warf. Den Informationsblättern und Internetforen nach zu urteilen, sollte man anderen erst nach dem dritten Monat von einer Schwangerschaft berichten, falls doch noch etwas passieren sollte – und in ihrem Alter konnte alles Mögliche schiefgehen. Eines Abends hatte Rachel sogar den Computer ausgeschaltet, da ihr die Informationen Angst gemacht hatten.
Val. Val würde sie es bald sagen müssen. Aber auch das würde noch ein paar Wochen Zeit haben. Denn wenn sie Val einmal davon berichtet hätte, wäre alles vorbei. Dann würden die Erklärungen beginnen, die Sorgen, das ganze Drama. Und wenn dann tatsächlich etwas passieren sollte …
Es gab ein paar Geheimnisse, die sie lieber für sich behaltenwürde, als dass sich ihre Familie
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