Herzensbrecher auf vier Pfoten
entgegnete George. »Das verändert alles .«
Rachel hielt inne, bis der Druck in ihrer Brust nachließ. Schuld daran waren nicht etwa Hormone, sondern es war allein die Sehnsucht nach einem anständigen, starken Mann. Welche Art Mutter würde sie denn überhaupt werden? Sie hatte keine Ahnung. Aber schließlich konnten sie beide nicht so tun, als gäbe es eine tiefe Verbindung zwischen ihnen. Außerdem hatte sie nicht gerade erst ihr altes Leben voller Lügen zurückgelassen, um dann ein neues zu beginnen, das auf einer anderen Art der Täuschung basierte, sogar dann, wenn es gute, sinnvolle Gründe für diese Täuschung gab.
»Was bedeutet das nun für uns?«, fragte George.
»Keine Ahnung. Ich will dich nicht dazu zwingen, etwas zu tun, was du nicht willst, nur weil du das Gefühl hast, dazu verpflichtet zu sein.« Rachel presste so lange ihre Zungenspitze gegen ihre Schneidezähne, bis es wehtat. »Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich einfach von hier verschwinde. Immerhin hatte ich ein paar Tage Zeit, um darüber nachzudenken – da ist es nur fair, auch dir ein wenig Zeit zu geben.«
»Rachel, bitte …«
Ihren Namen aus seinem Mund zu hören, das fühlte sich seltsam an. Rachel schob den Stuhl zurück und merkte, wie sie alles nur noch schlimmer machte. »Ich gehe jetzt besser. Es tut mir leid um das leckere Abendessen – es duftet köstlich. Gem?«
Auch George erhob sich. »Wenn es das ist, was du willst …«, fing er an.
»Ist es.« War es nicht! Was sie wollte, war, dass er sie in den Arm nahm und ihr versprach, dass alles gut werden würde, dass sie füreinander bestimmt waren und dass Dot ein wenig Schicksal gespielt hatte. Doch sie war zu erwachsen, um das wirklich zu glauben – genauso wie George.
Widerwillig erhob sich Gem aus seinem Korb, schwankteein wenig auf seinen langen Beinen und sah schläfrig von einem zum anderen, als wollte er sagen: »Warum müssen wir so früh schon gehen?«
»Komm schon«, rief Rachel und streckte die Hand nach dem Border Collie aus.
»Ich rufe dich an«, erklärte George. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich wünschte, ich wüsste, was man in einer solchen Situation am besten sagt. Ich bin nur …«
»Ich weiß«, erwiderte Rachel unglücklich. Der ganze Abend war verdorben. Verdorben wie Milch, die man vergessen und nicht wieder in den Kühlschrank zurückgestellt hatte. »Ich auch.«
»Ich bringe dich noch hinaus.« George folgte ihr zur Haustür, und als sie gehen wollte, beugte er sich vor, um sie auf die Wange zu küssen. Da Rachel davon jedoch nichts bemerkt hatte, wich sie zur Seite, um Gem von einem Igel fortzuziehen, der sich vor der Treppe zusammengerollt hatte.
Als sie schließlich merkte, was sie getan hatte, war der Kuss bereits in der Luft verkümmert, und George hob unbeholfen eine Hand, um ihr zum Abschied zuzuwinken.
Ein paar Tage später setzte die allmorgendliche Übelkeit ein, begleitet von einer totalen Erschöpfung und dem unschönen Gefühl, sich beim bloßen Anblick des Hundefutters übergeben zu müssen.
Die arme Megan war jedoch immer noch überzeugt davon, dass es ihre Grippeviren waren, die Rachels Teint grün färbten, und wollte sie von allen Zwingerpflichten befreien, bis es ihr besser ging.
»Leg dich bitte wieder ins Bett«, flehte sie, als Rachel sich um acht Uhr in die Küche schleppte, ohne von der gewohnten Tasse Tee geweckt worden zu sein. »Bitte! Ich habe ohnehin schon ein schlechtes Gewissen, dann musst du nicht auch noch mit den Hunden Gassi gehen.«
»Mir geht’s gut. Ehrlich!« Rachel blätterte durch die Post, die auf dem Holztisch lag. »Es gibt so viel zu tun, da kann ich dich nicht einfach … Oje.« Sie hielt sich am Stuhl fest und ließ sich schwer darauf fallen, als eine Welle der Übelkeit sie erfasste. »Entschuldige. Hast du heute Morgen schon ein Bacon-Sandwich gegessen?«
»Vor einer Stunde.« Megan beäugte sie besorgt. »Bist du sicher, dass du dich nicht lieber wieder hinlegen willst? Freda wird jede Minute hier sein, außerdem kommen heute die Schulkinder.«
»Ich bin mir sicher. Außerdem habe ich jede Menge Arbeit vor mir, die ich zu erledigen habe.«
»Oh, geht es dabei um den Tag der offenen Tür?« Megan strahlte. Von der Idee, einen Tag der offenen Tür zu veranstalten, war sie noch begeisterter als Rachel und Natalie, und sie hielt die beiden für zwei außerordentliche Genies, dass ihnen so etwas eingefallen war. »Ich hatte eben noch eine tolle Idee. Freda könnte doch
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