Herzensbrecher auf vier Pfoten
hochgeschlagenem Kragen tragen konnte, ohne dabei wie ein Trottel auszusehen. Damit war er genau der Typ Mann, von dem Johnnys Mutter gehofft hatte, dass seine Schwester Becky ihn mit nach Hause bringen würde. Und das, obwohl Johnny alles darauf verwetten würde, dass Bill bei einer Frau noch nie so weit gekommen war, dass er einer Mutter vorgestellt worden wäre – so viele Dates hatte er mit Frauen, die ihn bewunderten. Drei Dates oder zwei Wochenenden, das war die durchschnittliche Zeitspanne als Freundin von Bill. Und dennoch schaffte er es immer wieder, so sanft Schluss zu machen, dass sich die Damen an seiner Schulter ausweinten und Johnny gegenüber darauf beharrten, dass er »der süßeste Mann sei, den sie je kennengelernt hatten«.
Johnnys Meinung nach sollte Bill das Partnerspiel allmählich ein wenig ernster nehmen. Nicht etwa, weil er fand, dass die Ehe so unglaublich empfehlenswert war, sondern vielmehr, weil in einem kleinen Ort wie Longhampton die Zahl der Frauen begrenzt war.
»Wenn er nicht so gut aussähe, hätte er womöglich garnicht so einen Schlag bei den Frauen, oder?«, meinte Natalie plötzlich. »Vielleicht liegt es aber auch daran, dass er einfach zu viel Auswahl hat?«
Oftmals war es, als könne sie seine Gedanken lesen, ohne dass er es merkte. Johnny schob seinen Arm über die Lehne der Sitzbank und zog Natalie ein wenig näher an sich heran.
»Ich glaube, er sieht uns und will einfach nur das haben, was wir beide haben«, erwiderte er ehrlich. »Aber das, was wir aneinander haben, begegnet einem nicht oft. Ich denke jeden Tag, wie glücklich ich mich schätzen kann, dass ich das Mädchen meiner Träume in meiner eigenen Schulmensa getroffen habe. Selbst in zwölf Jahren noch wirst du für mich immer noch das süße Mädchen aus der Oberstufe sein mit dem Jennifer-Aniston-Haarschnitt.«
Johnny hätte noch hinzufügen können, dass sie in seinen Augen mit jedem Tag schöner und wunderbarer wurde und er es immer noch nicht fassen konnte, dass sich eine solch ehrgeizige, intelligente, attraktive Frau wie sie jemanden wie ihn ausgesucht hatte. Er schwieg jedoch lieber, da Natalie ohnehin wusste, wie er über sie dachte.
»Ich bin ein echter Glückspilz«, sagte er stattdessen lächelnd.
Natalie sah ihn von der Seite an. Ihre grünen Katzenaugen strahlten belustigt. »Jetzt hör bloß auf. Mir wird gleich schlecht.« Dann lehnte sie sich jedoch zu ihm hinüber und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Hals, sodass es niemand mitbekam. Johnnys Herzschlag beschleunigte sich, und er hoffte inständig, dass sie sich den fruchtbaren Tagen näherten. Dafür würde er gern eine Runde Bier ausfallen lassen.
Doch Natalies Gedanken kreisten immer noch um Bill. »Bill braucht eine feste Freundin«, erklärte sie mit einem Seufzer und lehnte sich in den abgenutzten, burgunderroten Velourssamt zurück. »Er darf einfach nicht so wählerisch seinund ständig mit alten, traurigen Ehepaaren wie uns herumhängen. Warum hat er die letzte Freundin verlassen?«
»Sie konnte nicht einparken.« Johnny richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Bartheke, wo eine Brünette in schallendes Gelächter ausbrach und ihr ausladendes Dekolleté zum Wackeln brachte. Erste Anzeichen der Leichenstarre machten sich in Bills Lächeln bemerkbar. »Komm schon, der Kerl erwartet doch gar nicht viel. Er will nur eine Frau zwischen sechsundzwanzig und achtundzwanzig Jahren, ohne Altlasten und Furcht einflößende Expartner, die kochen kann, blondes Haar hat, größer als Kylie Minogue, aber kleiner als Kate Winslet ist, und die die freie Natur liebt, aber auch häuslich ist.«
»Und die perfekt einparken können sollte.«
»Na ja, das stimmt.«
»Ich glaube, er gibt sich größte Mühe, keine zu finden.« Natalie seufzte. Sie trank den letzten Schluck Cola light, während sich Johnny das Hirn zermarterte, was sie wohl mit dieser Bemerkung gemeint haben konnte. »Sollen wir ihn bei seiner Sprechstunde in Ruhe lassen, oder willst du ihn retten?«
Beide musterten Bills Körpersprache: Er hatte die langen Beine übereinandergeschlagen und die Arme abwehrend vor der Brust verschränkt. Als sich Bills und Johnnys Blicke trafen, schüttelte Bill unmerklich den Kopf.
»Ich werde ihn erlösen.« Johnny stand auf und hätte dabei beinahe den Tisch umgestoßen. Er war nicht gerade klein, und außerdem standen die Tische sehr eng beieinander, seit Ray versuchte, das Fox and Hounds in einen Gourmettempel zu verwandeln, und
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