Herzensbrecher auf vier Pfoten
nur den üblichen Welpenschnitt verpassen«, entgegnete Megan. »Obwohl sie sich bestimmt über ein paar Puschel freuen würde. Sieh sie dir doch nur mal an, sie ist ein wahres Showgirl!«
»Megan!«, ermahnte George sie wieder, dieses Mal deutlich strenger. »Sie ist kein Spielzeug, und ich will nicht, dass sie wie eines aussieht. Das würde dazu führen, dass sie die falsche Aufmerksamkeit erhält!«
Lulu starrte Megan aus der sicheren Umarmung ihres Beschützers heraus an. Die schwarzen Knopfaugen leuchteten inmitten der stumpfen Fellbüschel.
»Mir ist klar , dass du nicht willst, dass ich …«, wollte Megan protestieren, doch als George warnend den Zeigefinger hob, hielt sie inne. Rachel hatte das Gefühl, einen alten Streit zwischen den beiden zu stören.
»Jetzt schauen Sie nicht so entsetzt«, fuhr George fort, als er Rachels Blick bemerkte, der auf Lulus Wunde gerichtet war. »Ihr sind gerade erst die Eierstöcke entfernt worden. Wir kastrieren und sterilisieren alle Neuzugänge. Na ja, nicht wir – ich tue es.«
»George kommt uns mit dem Preis sehr entgegen«, erklärte Megan. »Tief in seinem Inneren ist er eben doch ein Softie.«
»Nein, bin ich nicht«, fiel ihr George ins Wort. »Und was das Scheren anbelangt …«
Rachel ließ den Blick über die Zwinger wandern, in denen sich gescheckte Staffordshire Bullterrier, ein paar ziemlich kräftige, schokoladenbraune Labradore, ein munterer Jack Russell Terrier, der immer wieder an der Wand hochhüpfte, sowie ein paar terrierähnliche Promenadenmischungen befanden, die sie wissbegierig musterten und ein »Nimm mich!« mit ihrem leidenschaftlichen Schwanzwedeln auszudrücken schienen. Andere Zwinger standen leer, doch Rachel wollte lieber nicht nachsehen, falls die Insassen todtraurig in einer Ecke hocken sollten wie Lulu und nicht in der Lage waren, auch nur das kleinste Fünkchen Hoffnung aufzubringen.
Wie sollte man hier einen einzelnen Hund auswählen können? Der Gedanke schnürte Rachel die Kehle zu, als hätte sie ein Wollknäuel verschluckt. Wie konnte man den Zwinger in dem Wissen verlassen, vierzehn andere enttäuschte Wesen zurückzulassen, die sich fragten, was um alles in der Welt mit ihnen nicht stimmte und wann ihre Besitzer kommen und sie abholen würden?
Rachel sah an sich herunter und blinzelte überrascht. Lautlos und aus dem Nichts war plötzlich Gem aufgetaucht undließ sich vor ihren Füßen nieder. Er legte die Pfoten akkurat nebeneinander, während er darauf wartete, etwas tun zu können.
»Ich bin nicht Dot«, flüsterte sie ihm zu, sodass Megan sie nicht hören konnte. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
Rachel , ermahnte sie sich, jetzt fang um Himmels willen nicht an, mit den Hunden zu reden. Reiß dich zusammen!
»Megan?« Ihre Stimme bebte, obwohl sie sich Mühe gab, unbekümmert zu klingen. »Ich gehe hoch und nehme ein Bad. Ähm, ich würde das Haus gern abschließen – wie habt ihr das bisher gehandhabt?«
»Du brauchst nicht abzuschließen«, entgegnete Megan fröhlich. »Dot hat mich im zweiten Stock wohnen lassen, das gehört zu meinem Vertrag als Stationsleiterin. Es ist eine abgeschlossene Wohnung mit einem eigenen Bad und Wohnzimmer. Ich hoffe, es macht dir nichts aus? Ich werde dir auf keinen Fall im Weg sein.«
»Oh!«, erwiderte Rachel. »Toll.«
Also hatte sie auch noch eine Untermieterin. Toll. Na ja, vielleicht war das tatsächlich gar nicht so schlecht.
»Soll ich dir etwas zum Abendessen machen?«, fragte Megan. »Freda hat dir einen Auflauf zubereitet, außerdem findest du genügend Lebensmittel in den Küchenschränken.«
»Nein, ich …« Rachel wollte ihr nicht ins Gesicht sagen, dass sie im Grunde keine Lust hatte, sich heute Abend noch mit jemandem unterhalten zu müssen. »Ich muss noch ein wenig arbeiten«, erwiderte sie stattdessen. Dies war eine Notlüge, die in der Vergangenheit immer funktioniert hatte. Die Ironie war, dass sie keine Arbeit mehr hatte, wenn man einmal von den Briefen absah, die sie ihren ehemaligen Kunden schreiben und in denen sie ihnen die Gründe für ihre Kündigung darlegen wollte.
»Kein Problem!«, entgegnete Megan. »Ich wusste nicht, ob du in Dots Bett schlafen willst, deswegen habe ich ein Gästezimmer neben ihrem Schlafzimmer für dich vorbereitet. Handtücher findest du auf dem Heizkörper im Bad.«
Rachel zwang sich zu einem Lächeln. »Oh … danke schön. Vielen Dank für alles, was du für mich getan hast!«
Megans Lächeln wurde
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