Herzensbrecher auf vier Pfoten
erpressen, aber sie können sich verdammt einsam fühlen. Wir wollten, dass sich neue Hundebesitzer wirklich Gedanken darüber machen, was und wen sie da mit nach Hause nehmen – nämlich ein Lebewesen, das auf sie angewiesen ist.«
»Wie ein Kind«, fügte Rachel hinzu und verspürte mit einem Mal einen stechenden Schmerz. Auch dieses Thema spukte ihr seit ihrer Trennung von Oliver im Kopf herum. Kinder. Die Kinder, die sie nun nicht mehr bekommen würde, auch wenn sie nie welche hatte haben wollen.
»Sie sind schlimmer als Kinder«, erklang plötzlich eine weitere Stimme. Rachel und Megan drehten sich zur Tür um, in der George stand, die Arme vor der Brust verschränkt. »Ein Kind kann sich wenigstens verständlich machen, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Bei Hunden muss man erst einmal ihre Sprache lernen. Manchen Leuten mangelt es dazu an Geduld, wofür aber der Hund nichts kann! Wie sieht es eigentlich mit Ihren Designerklamotten aus? Wie ich sehe, haben Sie die Jimmy Choos schon stehen lassen.«
»Ich habe keine Angst vor ein paar Haaren.« Flüchtig strich sich Rachel über den Rock. Sie würde George bestimmt nicht auf die Nase binden, dass der Rock gleich morgen in die Reinigung wandern würde. »Ich hätte nicht gedacht, dass hier soviele herrenlose Hunde untergebracht sind. Der Notar hatte gesagt, dass Dot hauptsächlich mit Hunden zu tun gehabt hätte, die zur Pflege hier sind.«
» Ursprünglich war das auch einmal so«, erwiderte George. »Doch Dot hatte es zu ihrem eigenen missionarischen Ziel erklärt, für jede einsame, herrenlose Seele hier im Gebiet ein neues Zuhause zu finden. Wenn Sie mich fragen, hätten Sie hier durchaus die Möglichkeit, einen anständigen Lebensunterhalt zu verdienen, wenn in den Zwingern nicht nur notleidende Hunde untergebracht wären. Eine weitere Hundepension gibt es nämlich im ganzen Umkreis nicht. Außerdem gäbe es genügend Platz für einen Hundesalon und ausreichend Möglichkeiten zu expandieren. Ich weiß, dass Dot über die Jahre hinweg öfter Angebote bekommen hat, Haus und Grundstück zu verkaufen. Ich könnte den Kontakt zu geeigneten Immobilienmaklern herstellen, wenn Sie mögen.«
»Das wäre wirklich …«, fing Rachel an, doch dann ließ Megans entsetzter Blick sie verstummen.
»Aber niemand könnte dann garantieren, dass die Auffangstation bestehen bleibt – dabei war sie Dots ganzer Lebensinhalt .« Megan durchsuchte das Büro nach Unterlagen, die sie Rachel zeigen wollte. »Wir müssen die Hunde, die wir zur Pflege aufnehmen, strikt von den Notfällen getrennt halten. Kurz bevor Dot starb, hatten wir fünf Pflegehunde hier. Ich dachte, wir sollten diese Aufgabe eine Weile ein wenig zurückstellen, bis wir wissen, wie es weitergeht.« Megan hielt inne. »Ich meine, du machst doch …«
»Megan!«, fiel ihr George warnend ins Wort.
Rachel wünschte sich, dass ihre Mutter jetzt hier sein könnte. Dann hätte sie mit eigenen Augen sehen können, wie viel komplizierter alles war, als alle annahmen. »Bring mir nur die Acker-Bilk-Platten mit« war dagegen ein echter Witz. Dot hatte ihr eben nicht nur eine hübsche Villa mit sechs Zimmern, Möbeln und einem Garten hinterlassen. Sie hatteihr ein komplettes Haus vererbt; es würde womöglich Monate dauern, um alles abzuarbeiten. Immerhin gab es einen Betrieb, von dem Rachel keine Ahnung hatte, Angestellte, die auf sie angewiesen waren, sowie fünfzehn ausgesetzte Hunde. Dank ihres schlechten Gewissens würde sie sich auch mit diesen auseinandersetzen müssen.
»Tut mir leid, die Besichtigungstour zu unterbrechen, aber ich muss mit Megan über Lulu sprechen«, fuhr George kurz angebunden fort und schritt auf Lulus Zwinger zu, als sei Rachel gar nicht da. Er betrat den Zwinger, und zu Rachels Überraschung gestattete der Pudel es dem Tierarzt, hochgehoben zu werden. Sein Umgang mit Lulu war vollkommen anders als die Art, wie er mit Menschen umging: Zwar handelte er entschlossen, war dabei jedoch sanft, ja beinahe schon zärtlich.
»Du bist immer noch nicht in Ordnung, nicht wahr?« George kehrte zu Megan zurück. Den Pudel, der noch kleiner wirkte als zuvor, hielt er auf dem Arm. »Prinzipiell ist gegen ein Scheren nichts einzuwenden, wenn sie erst einmal wieder auf den Beinen ist. Aber ich lasse nicht zu, dass du sie in eines dieser lächerlichen Hollywood-Handtaschenhündchen verwandelst. Und erzähl mir bitte ja nichts über den Fortbildungskurs, den du gerade besucht hast!«
»Ich werde ihr
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