Herzensbrecher auf vier Pfoten
Geländewagens und starrten sie an. Es war sonnenklar, dass sie etwas im Schilde führten. Wie soll ich es bloß schaffen, mich um einen Welpen, zwei Kinder und meinen Job zu kümmern?, ertönte eine weinerliche Stimme in ihrem Inneren.
Zoe sah zu David hinüber. »Ich weiß nicht, wie ich mit einem Hund zurechtkommen sollte. Warum zwingst du mich immer dazu, diejenige zu sein, die ›nein‹ sagt?« Ihre Stimme klang erstickt.
»Dann sag doch einfach nicht ›nein‹«, schlug David vor, als sei es die offensichtlichste Antwort der Welt. »Tschüss, Jungs! Bekommt Daddy noch eine Umarmung von euch?«
»Mum! Sieh doch mal!« Leo schob ihr etwas in die Arme, und instinktiv legte Zoe den Arm um den sich windenden, goldfarbenen Welpen. Er fühlte sich warm, weich und schwer an, fast wie ein Baby. Er hatte ein seidenweiches Fell und große braune Augen, die ihr vertrauensvoll entgegenstarrten. Dann stieß der Welpe ein Wimmern aus und leckte Zoe die Hand.
O nein, dachte sie und versuchte, hart zu bleiben. Nein! So schnell wickelst du mich nicht um den Finger!
»Er heißt Toffee!«, erklärte Leo. »Ist er nicht süß?«
Spencer verabschiedete sich gerade von David, der ihn umarmte und ihm durch die Haare strich. Zoe hörte mehr Versprechen, als sie hatte hören wollen. Da nämlich David die meisten davon nicht einhalten konnte, war die Enttäuschung der Jungs meistens schlimmer als die vielen Süßigkeiten.
Zoe schaute zu Leo hinunter, der sie in seiner zu großen Jacke immer noch erwartungsvoll anstarrte. »Ja«, erwiderte sie, »er ist wirklich süß. Aber, Leo, erinnerst du dich noch daran, dass wir über Hunde gesprochen haben? Und dass wir gesagt haben, dass es nicht fair wäre, einen …«
»Komm und sag deinem Dad auf Wiedersehen!« Auf der anderen Seite des Autos breitete David die Arme aus, und sofort stürzte Leo zu ihm, wobei er kurz entschuldigend zu Zoe zurückblickte.
Zoe brach es jedes Mal das Herz, wenn sie dabei zusah, wie die beiden sich abmühten, an Übergabetagen beiden Eltern gleich viele Liebesbeweise zukommen zu lassen.
Der Welpe wimmerte erneut, und Zoe merkte, dass sie ihn gedankenlos an sich gepresst hatte. Sie fragte sich, ob sie ihn so überhaupt richtig hielt. Wie alt er wohl war? Nie zuvor hatte sie einen Hund besessen. Was sollte man denn nun mit ihm tun?
Ihre praktische Veranlagung – von deren Existenz sie bis zur Geburt der Kinder keine Ahnung gehabt hatte – erstellte bereits eine Liste. Hatten Spencer und Leo ein Buch über Hunde bekommen? Was war mit seinen Sachen? Wo sollte er überhaupt schlafen? Sie merkte außerdem, dass das Zeitfenster, in dem sie David dazu bringen konnte, den Hund zurückzunehmen, damit er bei ihm und Jennifer leben konnte, sich mit rasender Geschwindigkeit schloss.
Mit Tränen in den Augen – sie waren noch nicht alt genug, um sie verstecken zu können – winkten ihre zwei Jungs David hinterher, der sich ins Auto setzte und den Motor anließ. Dann plötzlich fuhr er ab, und Zoe stand allein da mit zwei hyperaktiven Jungs, all ihrer Schmutzwäsche und einem Labradorwelpen.
Ihre Hand fühlte sich mit einem Mal ganz warm und nass an.
Toffee hatte gerade seine Notdurft verrichtet.
David war doch wirklich ein Mistkerl!
5
R achel erwachte mit dem Gefühl, die Morgensonne und einen warmen Atem auf ihrem Gesicht zu spüren, und nahm an, mit Oliver im Bett in ihrer Wohnung in London zu liegen. Das große Haus und die vielen Hunde? Das musste alles ein Alptraum gewesen sein.
In ihrem Herzen machte sich schon Erleichterung breit. Doch als sie die Augen öffnete, schaute sie nicht etwa in Olivers liebeshungrige Miene, sondern auf eine lange Schnauze und – als sich ihr Blick endlich geschärft hatte – in zwei eisblaue Augen.
Gem stand mit seinen zwei Vorderpfoten auf ihrer Bettdecke, beugte sich unruhig über sie und stieß dabei leise, wimmernde Laute aus. Erschrocken wurde Rachel klar, dass er ihr Gesicht abgeleckt hatte. Ein Hundehaar hing noch an ihrer Nase.
»Igitt!« Rachel setzte sich mit einem Ruck auf und rieb sich das Gesicht, woraufhin Gem wieder zu Boden sprang und sich in die entgegengesetzte Ecke des Raumes zurückzog, von wo aus er sie mit elendiger Miene beobachtete.
»Das – ist – ekelig! Wird hier in diesem Haus etwa jeder auf diese Art und Weise geweckt?«, fragte sie ihn.
Gem schwieg.
Rachel ließ sich wieder in die Kissen zurückfallen und starrte auf die Kreidezeichnung einer sinnlichen, dunkelhaarigen
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