Herzensbrecher auf vier Pfoten
überragte seinen kleinen Bruder ein ganzes Stück; mittlerweile sah er fast schon wie ein großer Junge aus. »Lasst uns ihn rausholen. Er ist im Kofferraum und heißt Toffee. Er sieht aus wie ein Welpe aus dem Fernsehen. Während der Woche soll er in meinem Zimmer schlafen, am Wochenende dann bei Leo.«
»In meinem Zimmer!«, heulte Leo. »Er soll auf meinem Bett schlafen, Spencer! Er ist mein Hund!«
»Nein. Ich bin der Ältere …«
»Er gehört euch beiden !«, beharrte David in einem beruhigenden, liebevoll-fürsorglichen Tonfall, für den Zoe ihn am liebsten erwürgt hätte. »Sei vorsichtig, Leo, Toffee hat nach seiner Reise wahrscheinlich Angst!«
Während die beiden in ihr gewohntes Gezänk darüber verfielen, wer den Welpen aus dem Kofferraum holen durfte, richtete sich Zoe auf und starrte David böse über das Autodach hinweg an. »David! Ich kann es nicht fassen, wie verantwortungslos du bist!«, zischte sie. »Wir haben das doch Weihnachten schon besprochen. Du wusstest genau , dass ich gesagt hatte, dass wir keinen Hund haben können! Das ist vollkommen unmöglich!«
David hob abwehrend die Hände. »Nichts ist unmöglich, Zoe. Es ist nur die Frage, was bequemer für dich ist. Wir alle müssen schließlich Kompromisse eingehen, und ich bin wirklich der Meinung, dass ihnen der Hund guttun wird. Erlaube ihnen wenigstens den Eindruck geregelter Abläufe.«
Zoe war so wütend, dass es ihr die Sprache verschlug. Geregelte Abläufe? Und das, nachdem er so ziemlich jeden ihrer geregelten Abläufe zerstört hatte? Mit seiner Bemerkung lag er dermaßen falsch, dass Zoe nicht einmal wusste, wo sie anfangen sollte. Das Problem an der Sache war nur, dass ihr nun noch exakt dreißig Sekunden blieben, bis David die Verantwortung auf sie abschieben und sich dann für die gesamte nächste Woche aus dem Leben der Jungs stehlen würde.
»Vielleicht solltest du besser auf eine Tasse Tee mit hineinkommen, damit wir darüber reden können«, schaffte sie gerade noch, über die Lippen zu bringen, doch schon wich David ihr aus.
»Ich würde ja gern, aber ich muss wieder los. Jennifer hat für heute Abend etwas vor. Sie war die ganze Woche unterwegs, und jetzt müssen wir, du weißt schon … einiges nachholen.« Zoe spürte, wie ihr der Schokoladenkeks wieder hochkam.
»Oh? Sie war fort?« Wenigstens hatte sie sich dann nicht in das Wochenende der Jungs einmischen können, redete sich Zoe ein. Wenigstens das .
»Ja.« David erwiderte ihren Blick mit einer gehörigen Portion Süffisanz. »Aber ich dachte, es sei nicht schlecht, wenn sie mitkommt, wenn wir beim nächsten Mal zum Alton-Towers-Vergnügungspark fahren. Vielleicht können dann auch ihre zwei Kinder mitkommen, obwohl sie ein wenig älter sind. Dann können wir einen richtigen Familienausflug daraus machen.«
Zoe blieb die Spucke weg. »Wir sollten noch einmal darüber reden, wie wir den Jungs neue Beziehungen erklären wollen. Sagte der Therapeut nicht, wir sollten es dabei belassen, bis sich die Jungs an unsere Scheidung gewöhnt haben? Bist du sicher, dass sie schon so weit sind? Kennst du überhaupt Jennifers Kinder?«
»Wir haben uns vor über einem Jahr scheiden lassen, Zoe!«, unterbrach David sie. »Wir müssen alle unser Lebenweiterleben. Und ich mag deine Andeutung nicht, dass Jennifer nichts anderes als ein Strohfeuer ist. Das ist etwas Ernstes zwischen uns.«
Zoe atmete tief ein und versuchte mühsam, ihre aufkommende Panik zu unterdrücken. Der Augenblick war nicht gerade günstig. Die Jungs stritten sich, aus dem Kofferraum des Autos ertönte ein Wimmern, und obendrein hatte sie nicht einmal darüber nachgedacht, was es heißen würde, dass die beiden so kurz nach Legoland schon wieder zum nächsten Vergnügungspark fahren würden. Auch ohne diese Aussicht gab es schon genügend Hysterie im Haus. »David«, sagte sie schließlich so nachdrücklich, wie sie konnte, »dies ist etwas, worüber wir uns gründlich unterhalten sollten! Das ist keine Angelegenheit, die man mal eben hier, zwei Minuten vor deiner Abfahrt, zwischen Tür und Angel erörtern könnte.«
Das Problem war, dass Zoe jegliche Auseinandersetzungen scheute, da sie ein Herz hatte, das weicher war als geschmolzene Eiscreme. David wusste das nur allzu gut – und nutzte es schamlos aus.
»Spencer! Komm von der Straße runter!«, rief Zoe. »Leo! Pass auf! Komm wieder auf den Bürgersteig runter, bitte! Mit beiden Füßen!«
Die Jungs standen hinter dem Kofferraum des
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