Herzensbrecher auf vier Pfoten
Samstag abholen zu können.
»Hallo, hallo!«, rief Zoe und versuchte, den Bericht der Jungs zu übertönen, dass sie Gokart gefahren seien, in London ein Burgerrestaurant besucht und – Zoe ging das Herz über – ihre Mum vermisst hätten.
»Na, jetzt übertreibt mal nicht, Jungs – man könnte sonst glauben, wir hätten keinen Spaß gehabt!«
Zoe atmete tief ein und schaute zu David hoch, der mit einem triumphierenden Grinsen die Taschen der beiden auslud.
Wäre er nicht ein solcher Kotzbrocken, dachte Zoe, könnte er glatt als attraktiv durchgehen. Die Scheidung schien David wirklich gut bekommen zu sein. Entweder war er schon in Urlaub gewesen, oder Jennifer besaß eine Sonnenbank. Sein Gesicht war jedenfalls sonnengebräunt, das Haar trug er kürzer als früher, und die grauen Strähnen waren auf wundersame Weise verschwunden. Ebenfalls verschwunden waren der gammelige Pullover und die abgewetzten Jeans, die er während ihrer Ehe stets am Wochenende getragen hatte. Stattdessen trug er nun einen feinen, taubengrauen Kaschmirpullover über einem T-Shirt und, ja tatsächlich, eine Stoffhose, dazu Mokassins. Im Februar.
David war ein Vater geworden, der zum Anbeißen aussah, seitdem er seine Verantwortung in Sachen Kindererziehung bei ihr abgeladen hatte. Wie ironisch, dachte Zoe.
»Hallo!«, begrüßte sie ihn angespannt. Sie hatte eine Übereinkunft mit sich selbst getroffen, dass sie in ihren Gedanken David gegenüber so gemein und unflätig sein konnte, wie sie wollte, solange Spencer und Leo es nicht mitbekamen.
»Hallo!«, erwiderte er und lehnte sich lässig an die Autotür. »Hast du geputzt?«
»Ja.« Jawohl, du Mistkerl, obwohl es mir ein Rätsel ist, wie du ausgerechnet das erraten konntest. In all den Jahren hast du doch nicht ein einziges Mal die Spülmaschine eingeschaltet! Zoes Lächeln wurde breiter.
David zog die Augenbrauen hoch und schien amüsiert zu sein. »Wow. Manche Dinge ändern sich ja doch .« Dann runzelte er die Stirn. »Du beabsichtigst doch nicht etwa, das Haus hinter meinem Rücken zu verkaufen, oder? Denn dann …«
»Mum!« Spencer zupfte an Zoes Ärmel. »Das errätst du nie! Das ist soooo cool!«
Die Gesichter der beiden glänzten vor Aufregung, undnoch während sie sie anlächelte und sich freute, sie so glücklich zu sehen, wurde ihr das Herz schwer. Davids Geschenke bedeuteten oftmals, dass es für sie eine Menge aufzuräumen und sauber zu machen gab. Sie konnte nur hoffen, dass es den beiden davon nicht schlecht werden, dass das Haus keinen Schaden nehmen würde und sie nicht zu einer Ebenezer-Scrooge-ähnlichen Mutter mutieren müsste.
»Lasst mich raten!«, rief sie und gab sich Mühe, grübelnd die Stirn zu runzeln. »Ist es … eine Dr.-Who -Raum-Zeit-Maschine?«
»Nein!«, johlten Spencer und Leo.
»Ist es etwa … Ein Dalek?« Verstohlen sah Zoe zu David hinüber. Halb vermutete sie, dass sie damit richtiglag; sie hatte ein Vermögen dafür ausgegeben, eine Dalek-Figur für Leos sechsten Geburtstag in der folgenden Woche zu mieten, nur um herauszufinden, dass ihr die NASA einen ganzen Dalek für weniger Geld gebaut hätte. Es würde David durchaus ähnlich sehen, ihrer tollen Nachbildung aus Pappkarton mit einer solchen Figur die Schau zu stehlen.
Herablassend schüttelte David den Kopf. »Ich finde es nicht gut, den beiden in ihrem Alter all diese Konsumdinge zu kaufen. Darüber und über diese Dr.-Who -Partygeschichte sollten wir uns mal unterhalten.«
Aaaaarrrggggghhhhh, halt die Klappe, du blöder Mistkerl! »Zu spät!«, entgegnete sie. »Ich habe den Kuchen schon bestellt.«
»Nein, Mum!«, rief Leo und hüpfte vor Freude, während er sie anstrahlte. Er sah aus wie David in Klein, nur mit ihren braunen Augen. »Rate noch einmal, rate noch einmal!«
»Es ist besser als sein Dalek«, erklärte Spencer verächtlich.
Zoe hoffte inständig, dass es kein Fahrrad war. Bitte, bitte, kein Fahrrad. Oder ein Mini-Ferrari oder dergleichen.
»Es ist …« Theatralisch legte sie den Finger ans Kinn, kniff grübelnd ein Auge zu und betrachtete Leo. »Ein Schnellboot?«
»Nein!« Leo, der das Geheimnis nicht mehr länger für sich behalten konnte, kicherte. »Es ist ein Welpe!«
Zoe klappte die Kinnlade herunter, und dieses Mal waren keine pantomimischen Fähigkeiten nötig. »Aber doch kein echter, oder?«
»Doch, ein echter!«, mischte sich Spencer ein und hätte dabei beinahe Leo umgeworfen. In der letzten Zeit war er ordentlich gewachsen und
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