Herzensbrecher auf vier Pfoten
kurz.«
Draußen vor dem Büro wollte Rachel gerade protestieren, doch Megan schob sie sanft zu den Zwingern hinüber.»Okay«, sagte sie schließlich, »dann leg mal los. Nimm den Fragebogen mit und suche einen Hund für Bill aus.«
Rachel hielt mitten in der Bewegung inne. »Nein! Mach dich nicht lächerlich!«
»Doch, komm schon, du kannst das!«
»Das kann ich nicht! Außerdem bist du die Stationsleiterin, nicht ich! Und du kennst Bill!« Rachel wedelte mit den Armen. »Megan, das hier ist doch kein Spiel! Ich weiß nicht genug über die Hunde. Zudem ist das nicht meine Aufgabe. Ich habe einfach nicht diese … Gabe.«
Megan legte Rachel ihre schmalen Hände auf den Oberarm. »Da gibt es keine Gabe. Das ist eine rein logische Sache. Geh einfach hinein, lies dir Dots Beschreibungen an den Zwingertüren durch und dann …« Sie hielt inne und zog eine Augenbraue hoch. »Dann lass die Hunde zu dir sprechen. Nein, nein! Bevor du jetzt irgendetwas sagst: Nein, ich bin nicht verrückt geworden. Lass sie einfach nur … Okay, vielleicht bin ich ein wenig verrückt. Aber sei einfach einmal ganz still. Dann wirst du sie tief in deinem Inneren schon hören.«
Rachel warf ihr einen skeptischen Blick zu, doch Megan stupste sie entschlossen an.
»Mach schon. Wenn du einen Hund mitbringst, der überhaupt nicht infrage kommt, werde ich es dir schon sagen.« Ihre Miene entspannte sich. »Ich weiß, dass du keine Hundeexpertin bist, Rachel. Das brauchst du mir nicht noch einmal zu sagen.«
Rachel biss sich auf die Oberlippe und trat durch die schwere Tür in den Zwingerbereich. Sofort wurde der Klang von Gekläffe und Radio Four lauter, und der Geruch von warmen Hunden, öligem Fell und Trockenfutter schlug ihr entgegen.
»Jungs, ich bin’s nur«, rief sie gedankenlos. »Ihr müsst euch nicht verrückt machen, Jungs, beruhigt euch!«
Langsam ging Rachel den steinernen Korridor zwischen den Boxen entlang und versuchte dabei, sich das erwartungsvolle Schwanzwedeln und die hoffnungsvollen Blicke, die ihr auf Schritt und Tritt folgten, nicht allzu sehr zu Herzen zu nehmen. Stattdessen dachte sie an den schlaksigen Arzt und daran, wer zu ihm passen und ihm ein treuer Weggefährte sein könnte. Sie ging an zwei Collie-Schwestern vorbei. Diese waren zwar erziehbar, aber eindeutig zu dynamisch, um längere Zeit still in einem Körbchen zu liegen. Da waren die Staffordshire Bullterrier, die immer noch jeden potenziellen Spielpartner mit einem kräftigen Gebell begrüßten. Oder Chester, der Spaniel, den Bill auf dem Poster gesehen hatte, der jedoch immer noch am liebsten herumsprang – was in einer Arztpraxis einfach nicht möglich war.
Und dann war da noch Bertie. Rachel lächelte, als Bertie mit seinem traurigen Bassetblick vom Körbchen zu ihr hochschaute, die Schnauze hoffnungsvoll gerunzelt.
»Ich habe keine Kekse dabei, du kannst also mit der Show aufhören«, sagte sie laut, aber freundlich. Bertie war wirklich hinreißend, für Bill aber ungeeignet.
Vor der Pudeldame Lulu hielt Rachel inne, ohne genau zu wissen, warum. Megan hatte Lulu am Nachmittag ein wenig getrimmt und sich dabei über Georges »verdammte sarkastische Anweisungen« beschwert, Lulu nicht in eines dieser »lächerlichen Hollywood-Handtaschenhündchen zu verwandeln«. Und obwohl Megan nur die schlimmsten Knoten abgeschnitten hatte, kamen nun Lulus hübsche Beine und strahlende Augen unter dem schwarzen Fell zum Vorschein, das sie mehr wie ein Lämmchen als wie einen Hund aussehen ließ.
Lulu wäre perfekt, ertönte eine Stimme in Rachels Kopf, bevor sie überhaupt darüber nachdenken konnte. Bill wünschte sich einen cleveren Hund, den er noch erziehen konnte, und laut dem »Hunde für Anfänger«-Leitfaden aus dem Büro gehörten Pudel definitiv zu dieser Kategorie. Außerdem würde Lulu in der Praxis nicht haaren, sie war pflegeleicht und lernte schnell Neues.
Lulus glänzende Augen starrten sie an, und ihr Schwanz wedelte zum ersten Mal.
Aber er wollte einen großen Hund, dachte Rachel. Einen Hund für echte Männer.
Lulu ist die Richtige.
Rachel blieb reglos stehen, als die Hunde wieder zu bellen anfingen, getrieben von der Neugier, was sie wohl um diese Zeit hier tat. Sie hörte das Trapsen von Pfoten und spürte, wie sich ein warmer Körper an ihre Knöchel presste. Geistesabwesend beugte sich Rachel nach unten und kraulte Gem die Ohren. Wie ein Zeichen von Dot schien Gems Zustimmung ihre Wahl zu besiegeln – mehr konnte sie nicht
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