Herzensbrecher auf vier Pfoten
könnte sie diese immer noch mit einer Einkaufstüte aus dem Supermarkt auslegen.
»Lass uns dies mal als deinen ersten Sozialisierungsunterricht betrachten«, erklärte Zoe mutig, woraufhin Toffee mit dem Schwanz wedelte.
Wie sich herausstellen sollte, war dies keine sonderlich gute Idee.
Rachel brachte die Hunde in ihre Zwinger zurück und steuerte Dots Küche an. Sie freute sich schon auf die Aussicht, gleich genüsslich einen Kaffee zu trinken, um ihre eingefrorenen Extremitäten wieder aufzutauen. Doch aus dem Büro drangen laute Stimmen zu ihr herüber.
»Sie hören mir einfach nicht zu!«, sagte eine Frau, deren Verzweiflung deutlich zu hören war. »Ich sage Ihnen doch gerade, dass ich mit ihm nicht zurechtkomme! Ich komme mit ihm nicht zurecht !«
Rachel lauschte Megans Antwort, die so ungewöhnlich spitz und beißend war, dass sie ins Büro stürmte, ohne sich zuvor die Mühe zu machen, die Leinen an ihren angestammten Platz zu hängen.
Die Frau aus der Tierhandlung stand vor der Theke und hielt einen gelben Labradorwelpen auf dem Arm. Der Welpe kläffte, und der Frau strömten Tränen über das Gesicht, während sie auf Megan einredete und versuchte, ihr den Welpen hinüberzuschieben.
Rachel zermarterte sich das Hirn, um sich an den Namen der Frau zu erinnern. Hatte sie ihn damals genannt?
Sie versuchte, dem Gespräch zu folgen, doch durch das Gekläffe und das Schluchzen der Frau konnte Rachel kaum ein Wort verstehen. Megan gab sich allergrößte Mühe, ruhig zu bleiben, doch die Frau war hysterisch und steckte damit die restlichen Hunde in den Zwingern an. Über allem lag der Gestank von Urin und ein noch stärkerer, beißender Geruch.
Den Kopf zur Seite geneigt saß Gem aufrecht in seinem Korb, als verfolge er die Ausstrahlung einer Soap-Opera.
»Bitte, bitte!«, wiederholte die Frau immer und immer wieder. »Ich muss zur Arbeit zurück, und meine Jungs brauchen mich. Sie müssen ihn nehmen. Ich kann mich einfach nicht so um ihn kümmern, wie er es verdient hätte.«
»Beruhigen Sie sich«, erwiderte Megan immer wieder, jedoch ohne Erfolg. »Zoe, so beruhigen Sie sich doch!«
Rachel mischte sich ein, damit das Ganze ein Ende fand.
»Was ist denn passiert?«, fragte sie sanft. »Kann ich Ihnen helfen? Ist das der Welpe, von dem sie uns neulich erzählt haben? Im Zoofachgeschäft?«
»Bitte, Sie müssen ihn nehmen«, flehte Zoe sie an, bevor Megan etwas sagen konnte. »Er ist ein bezaubernder Welpe, und er verdient ein anständiges Zuhause, aber das kann ich ihm nicht bieten. Ich habe mein Bestes versucht, aber ich kann nicht noch mehr Zeit freinehmen, um ihn zu erziehen. Mir ist klar, wie grausam es ist, ihn hier allein zu lassen.« Sie verzog das Gesicht. »Sie brauchen nichts zu sagen, ich fühle mich ohnehin schon schlecht genug. Das Schlimmste ist, mir etwas einfallen zu lassen, wenn die Jungs nach Hause kommen.«
Megan sah mitfühlend zu Rachel hinüber, die vor ihrem geistigen Auge schon Lulus leeren Zwinger wieder besetzt sah, der gerade erst frei geworden war. Sie schüttelte entschieden den Kopf.
»Vielleicht sollten Sie ihn Ihrem Exmann überlassen, damit dieser ihn an den Züchter zurückgibt?«, schlug Rachel eilig vor und nahm ein paar von Dots Broschüren in die Hand. »Ist das nicht die normale Vorgehensweise, Megan? Ist diese Handhabung hier nicht ein ungeschriebenes Gesetz?«
»Ich habe keine Ahnung, woher mein Exmann ihn hat«, sagte Zoe. »Außerdem traue ich David nicht – er zahlt nicht einmal für seine eigenen Kinder Unterhalt, wie soll das dann erst bei einem Hund aussehen? Ich hatte gerade ein Treffen mit meinem Anwalt, das …« Sie schluchzte. »Tut mir leid, ich hatte einfach nur einen sehr, sehr miesen Tag …«
»Natürlich nehmen wir ihn …«, fing Megan an, doch Rachel fiel ihr ins Wort.
»Megan, sei so lieb und stell Teewasser auf, ja? Ich bin halb erfroren.« Sie rieb sich die Hände und wandte sich dann wieder der Frau zu, die mittlerweile auf einen Stuhl gesunkenwar, den Labradorwelpen immer noch auf dem Arm. Zoe war offensichtlich zu aufgeregt, um den nassen Fleck auf ihrem Mantel zu bemerken, doch Rachel entging er nicht. Ihrem wachsamen Auge entging praktisch keine dieser Pfützen. Mittlerweile dachte sie ernsthaft darüber nach, eine neue Karriere mit Welpenwindeln anzustreben. »Kann ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten? Sie sehen aus, als könnten Sie eine gebrauchen.«
Megan warf Rachel einen warnenden Blick zu, doch Rachel deutete mit
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