Herzensbrecher auf vier Pfoten
schlechtes Gewissen beiseite. Ein Neubeginn, ermahnte sie sich. Dies ist ein Neubeginn. Es gibt keinen Oliver, keine Geheimnisse, keine Schuld.
»Das ist hart«, erwiderte sie und strich Zoe über die Hand. »Damit muss man erst einmal klarkommen. Es war nicht meine Absicht, dass Sie sich jetzt noch schlechter fühlen.«
»Tut mir leid.« Zoe wischte sich die Tränen aus den Augen. »O Gott, das ist alles so beschämend! Ich musste Toffee zum Anwalt mitnehmen. Dort hat er dann überall hingepinkelt, auch auf irgendwelche Kabel, was dann in der Kanzlei zu einem Stromausfall geführt hat – eine ernsthafte Katastrophe, wie es aussah.«
Mit runden braunen Augen schaute Toffee Rachel an, und in ihnen war der Hauch eines Glitzerns zu erkennen. »Wäre dies zu einem anderen Zeitpunkt geschehen, hätte ich es womöglich sogar lustig gefunden, aber so …«
Verlegen hielt sie inne, als Megan mit dem Fuß die Tür aufstieß und drei Teebecher auf dem Schreibtisch abstellte.
»So, Tee für uns drei und ein Leckerli für unseren kleinen Freund hier«, erklärte Megan. »Mir ist da eben eine Idee gekommen.« Mit einem beruhigenden Lächeln wandte sie sich Zoe zu. »Vielleicht können wir ja einen Kompromiss schließen?«
Rachel musterte sie argwöhnisch.
»Dann schießen Sie mal los«, erwiderte Zoe und klammerte sich an ihre Teetasse.
»Wenn wir Ihnen Toffee abnehmen, haben wir spätestens nach fünf Minuten ein neues Zuhause für ihn gefunden«, erklärte Megan ernst. »Das ist kein Scherz. Bei Welpen stehen die Leute bei uns Schlange. Wenn Sie ihn abgegeben haben, bekommen Sie ihn auch nicht mehr zurück, auch wenn Sie es sich zu Hause wieder anders überlegen sollten. Ich bin sicher, dass Sie das so nicht wollen. Aber ich kann Ihre Probleme bezüglich Ihrer Arbeit gut verstehen und finde es sehr verantwortungsbewusst von Ihnen, daran zu denken, dass Toffee Gesellschaft braucht. Wie wäre es denn mit einer Hundetagesstätte – haben Sie sich darüber schon einmal Gedanken gemacht?«
Bis zu diesem Augenblick hatte Megan nicht zugelassen, von Rachel oder Zoe unterbrochen zu werden, doch nun sprang Rachel auf, bevor Megan etwas dagegen tun konnte.
»Eine Hunde… – was?«
»Eine Hundetagesstätte«, antwortete Megan ganz selbstverständlich und tat so, als sollte Rachel wirklich wissen, wovon sie sprach. »Wie eine Kindertagesstätte, nur eben für Hunde. Hier bei uns. Auf dem Weg zur Arbeit bringen Sie uns Toffee vorbei; wir gehen mit ihm Gassi und füttern ihn, und er kann auch mit den anderen Hunden zusammen sein. Abends, auf dem Heimweg, holen Sie ihn dann wieder ab, verbringen den Rest des Tages mit ihm und erziehen ihn, zusammen mit Ihren Jungs.«
»Tatsächlich?« Zoes Augen begannen zu funkeln. »Das wäre die perfekte Lösung!«
»Wäre es das?« Rachel sah zu Megan hinüber und runzelte die Stirn. »Ich wusste gar nicht, dass Dot so etwas angeboten hat …«
»Es war eine relativ neue Idee.« Geschäftig brach Megan ein weiteres Leckerli für Toffee in kleinere Stückchen. »Du weißt schon, wir waren gerade in der Testphase und wollten ausprobieren, ob die Idee ankommt. Was sie ganz offensichtlich tut!«
Zoe sah von Megan zu Rachel. »Wäre das okay?«
»Ja«, erwiderte Megan zur gleichen Zeit, als sich Rachel an sie wandte. »Megan, kann ich dich mal kurz sprechen?«
»Weswegen?« Megan strahlte sie fröhlich an.
»Ähm, wegen des Tees«, antwortete Rachel ausweichend. »Ich würde dir gern zeigen, wie ich ihn am liebsten mag. Können wir Sie und Toffee hier kurz allein lassen?«
Rachel dirigierte Megan aus dem Büro in die Küche des Zwingeranbaus. Wegen der tapsenden Geräusche auf dem Linoleumboden wusste sie, dass auch Gem ihnen gefolgt war, als sei er ein Teil des Teams.
»Was sollte das gerade?«, fragte Rachel leise. »Wir bieten keine Hundetagesstätte an!«
»Aber es wäre ein hervorragende Idee!«, beharrte Megan. »Das wäre leicht verdientes Geld! Und viel Arbeit ist dafür auch nicht nötig: Welpen in diesem Alter müssen nicht Gassi geführt werden, und er könnte bei Freda in der Küche bleiben oder mit dir durch das Haus tollen.«
»Na toll!«, zischte Rachel. »Und dann überall hinpinkeln!«
»Ach was, wir haben ihn innerhalb kürzester Zeit stubenrein. Er ist ein Labrador! Die sind schlau. Man muss einfach nur standhaft bleiben.«
Rachel seufzte. Es hatte keinen Sinn, sich mit Megan zu streiten; das hatte sie bereits des Öfteren festgestellt.
»Na ja, es wäre
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