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Herzensbrecher: Roman (German Edition)

Herzensbrecher: Roman (German Edition)

Titel: Herzensbrecher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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dass sie ein ereignisreiches Wochenende hinter sich hatte. Aber es hätte schlimmer kommen können. Um ein Haar wäre Jason nicht mehr am Leben. Im Vergleich dazu war Daphnes kleine Bierparty ein harmloser Kinderstreich. Während Maxine die jüngsten Begebenheiten rekapitulierte, tapste Sam ins Zimmer und trat neben ihr Bett.
    »Darf ich bei dir schlafen, Mom?«, fragte er mit ernster Miene. »In meinem Kleiderschrank ist ein Gorilla.«
    »Natürlich darfst du hier schlafen, Schatz.« Sie rutschte ein Stück zur Seite und machte ihrem Jüngsten Platz. Sam kuschelte sich an sie. Maxine dachte noch darüber nach, ob sie ihm erklären sollte, dass es keinen Gorilla in seinem Schrank gab, da flüsterte Sam: »Mom?«
    »Ja?«
    »Wegen dem Gorilla … das habe ich mir ausgedacht.«
    »Ich weiß.« Sie lächelte ihn im Dunkeln an, küsste ihn auf die Wange, und nur Augenblicke später waren beide eingeschlafen.

3. Kapitel
    A m nächsten Morgen war Maxine bereits um acht Uhr in ihrer Praxis. Bis mittags empfing sie einen Patienten nach dem anderen. Anschließend fuhr sie nach Long Island, um Jason Wexler zu besuchen. Während der Fahrt aß sie hastig eine halbe Banane. Danach erledigte sie über die Freisprechanlage rasch einige Anrufe. Pünktlich um halb eins traf sie in Silver Pines ein.
    Sie verbrachte eine Stunde mit Jason, sprach mit der behandelnden Psychiaterin über die Ereignisse der letzten Nacht und anschließend eine halbe Stunde mit Jasons Mutter. Mrs. Wexler gab bereitwillig zu, dass Maxine recht gehabt hatte. In Silver Pines hatte man bei Jasons drittem Selbstmordversuch rechtzeitig einschreiten können, und ihr schauderte bei der Vorstellung, was geschehen wäre, wenn sie ihn mit nach Hause genommen hätte. Vermutlich hätte er dieses Mal Erfolg gehabt. Anders als der Internist angenommen hatte, ging es Jason nicht darum, Aufmerksamkeit zu erregen. Er wollte aussteigen, weil er fest davon überzeugt war, dass er für den Tod seines Vaters verantwortlich war. Sein Leben lang hatte er zwiespältige Gefühle ihm gegenüber gehegt. Das und der Streit vor dem Herzinfarkt gaben Jason die Gewissheit, dass er den Tod verschuldet hatte. Es würde Monate, wenn nicht gar Jahre dauern, ihn vom Gegenteil zu überzeugen und seine Schuldgefühle abzubauen. Auch seine Mutter wusste, dass Jason einen weiten Weg vor sich hatte. Im Gegensatz zu ihrer ursprünglichen Hoffnung würde Jason Weihnachten nicht zu Hause verbringen. Maxine ging inzwischen davon aus, dass er mindestens sechs Monate, wenn nicht ein ganzes Jahr in Silver Pines bleiben würde. Doch es war zu früh, um seiner Mutter das zu sagen. Sie war sehr mitgenommen von Jasons neuerlichem Versuch, sich das Leben zu nehmen. Außerdem hatte er ihr an diesem Morgen gesagt, dass er sich jederzeit töten könne, wenn er wollte. Nichts könne ihn aufhalten. Maxine wusste leider aus Erfahrung, dass er recht hatte. Sie mussten jetzt daran arbeiten, seine verwundete Seele zu heilen, und das brauchte Zeit.
    Nachmittags um vier war Maxine auf dem Freeway unterwegs. Auf der Brücke herrschte viel Verkehr, und sie war erst kurz nach fünf in ihrer Praxis. Die nächste Sitzung war für halb sechs geplant. Bis dahin ging sie die eingegangenen Nachrichten durch. Sie war noch damit beschäftigt, als Felicia ihr sagte, dass Dr. West am Telefon sei. Maxine spielte mit dem Gedanken, den Anruf nicht entgegenzunehmen. Vermutlich wollte er ihr denselben Mist wie am Vortag erzählen, und dazu war sie nicht in der Stimmung. Sie achtete zwar stets darauf, eine professionelle Distanz zu ihren Patienten zu wahren, doch sie fühlte trotzdem mit Jason und seiner Mutter. Er war ein netter Junge, und diese Familie hatte schon allerhand durchgemacht. Zögernd nahm sie den Anruf entgegen und wappnete sich für den arroganten Tonfall des Kollegen.
    »Ja? Dr. Williams am Apparat.«
    »Hier ist Charles West.« Im Unterschied zu ihr ließ er den Titel weg, und seine Stimme klang zerknirscht. Das hatte Maxine nicht erwartet. Sein Ton war zwar ein wenig kühl, aber geradezu menschlich, als er fortfuhr: »Helen Wexler hat mich heute Morgen angerufen und berichtet, was geschehen ist. Wie geht es Jason?«
    Maxine blieb distanziert. Vielleicht legte er es darauf an, einen Fehler in ihrer Vorgehensweise zu finden und dann darauf zu bestehen, dass sie Jason doch nach Hause schickte. Nach seinem Auftritt vom Vortag traute sie ihm das durchaus zu. »Den Umständen entsprechend. Er hat Beruhigungsmittel

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