Herzensbrecher: Roman (German Edition)
sind.«
»Mich hat es auch überrascht, dass er geblieben ist.« Maxine lächelte. Sie verriet Blake nicht, wie zornig Charles wegen ihrer Reise nach Marokko geworden war. Das ging Blake nichts an. Vielleicht würde es ihn sogar kränken. Maxine hatte das Bedürfnis, beide Männer zu beschützen. In ihren Augen hatten sie es verdient.
Kurz darauf kehrte sie zum Feldlazarett zurück, um mit den Hilfskräften einen Plan auszuarbeiten. Sie sprach mit den Sanitätern und nannte ihnen die Anzeichen für ein schweres Trauma. Maxine kam sich vor, als wolle sie sich mit einem Löffel durch einen Berg graben.
Sie und Blake arbeiteten bis spät in die Nacht und schliefen schließlich aneinandergekuschelt wie zwei Welpen auf der Ladefläche des Jeeps, der Maxine ins Lager gebracht hatte. Sie verschwendete keinen Gedanken daran, wie Charles wohl darauf reagieren würde. Es war unerheblich. Nach ihrer Rückkehr blieb genügend Zeit, ihn zu besänftigen. Jetzt hatte sie Wichtigeres zu tun.
Den Großteil des Samstags verbrachte sie mit den Kindern. Sie sprach mit so vielen Opfern wie möglich. Manchmal hielt sie die Kinder einfach nur im Arm, vor allem die jüngeren. Mindestens ein Dutzend von ihnen schickte sie ins Feldlazarett zu den freiwilligen Helfern. Es war schon dunkel, als sie und Blake ihre Arbeit für diesen Tag beendeten.
»Was kann ich noch tun?« Blake sah so hilflos aus, wie er sich fühlte. Maxine hatte mehr Erfahrung mit solchen Situationen als er. Dennoch setzte das Elend der Menschen auch ihr zu. Die Not war so groß, und sie hatten ihr so wenig entgegenzusetzen.
»Willst du eine ehrliche Antwort? Nicht viel. Du tust bereits, was du kannst.« Blake scheute bei der Suche nach Verschütteten keine Kosten und finanzierte viele der Maschinen aus der eigenen Tasche.
»Ich möchte ein paar von den Kindern mit nach Hause nehmen«, sagte er leise. Das war eine normale Reaktion. Nicht wenige Helfer reagierten unter derartigen Umständen in ähnlicher Weise. Doch gerade in solchen Situationen war es nicht so einfach, Kinder zu adoptieren, wie Blake vielleicht glaubte.
»Das würden wir alle gern. Aber du kannst nicht all diese Kinder bei dir aufnehmen.« Die Regierung würde provisorische Heime für die Kinder einrichten und sie schließlich in ihr eigenes System integrieren. Einige würden über internationale Agenturen tatsächlich adoptiert werden, aber sie würden Ausnahmen sein. Kinder wie diese blieben in der Regel im eigenen Land und innerhalb der vertrauten Kultur. Die meisten Kinder hier waren Moslems. Mitglieder ihrer Gemeinschaft würden sich ihrer annehmen. »Der schwerste Teil der Arbeit besteht darin, irgendwann zu gehen. An einem gewissen Punkt hast du alles getan, was in deiner Macht steht, und du kehrst nach Hause zurück. Diese Menschen müssen jedoch bleiben.« Das klang hart, doch es war die Realität.
»Genau das meine ich«, sagte Blake traurig. »Das bringe ich nicht über mich. Ich bin diesen Menschen etwas schuldig. Es muss etwas anderes geben, als einen ihrer Paläste zu renovieren und nach Lust und Laune mit ein paar aufgedonnerten Leuten dort aufzutauchen. Als Mensch bin ich dazu verpflichtet zu helfen. Man kann nicht immer nur nehmen«, fügte er hinzu.
»Du könntest doch versuchen, ihnen vor Ort zu helfen, statt sie mit nach Hause zu nehmen. Sonst schlägst du dich womöglich bis in alle Ewigkeit mit den Behörden herum.«
Er sah sie an, als hätte er plötzlich eine Idee. »Wie wäre es, wenn ich den Palast zu einem Kinderheim umbauen lasse? Die Kinder wachsen dort auf, und ich könnte sogar eine kleine Schule für sie einrichten. Das Gebäude ist groß genug, um mindestens hundert Kinder unterzubringen. Das Letzte, was ich brauche, ist doch ein Palast. Wieso bin ich nicht schon früher darauf gekommen?« Er strahlte.
Maxine traten Tränen in die Augen. »Ist das dein Ernst?« Sie staunte, doch Blakes Plan klang vielversprechend. Er hatte nie zuvor etwas in der Art auch nur gedacht. Es war ein selbstloses Projekt und eine wunderbare Sache. Blake war zweifellos in der Lage, das Haus zu einem Kinderheim umbauen zu lassen, es auszustatten und Betreuer einzustellen. Er würde in den kommenden Jahren das Leben Hunderter von Waisenkindern verändern. Für jedes einzelne von ihnen wäre es ein Wunder und wesentlich hilfreicher, als wenn Blake einige von ihnen adoptieren würde. Auf diese Weise könnte er sehr viel mehr Kindern helfen.
»Ja, es ist sogar mein voller Ernst«, versicherte
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