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Herzensjunge

Titel: Herzensjunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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zu uns hinüber und erkennt mich. Da bin ich sicher. Doch er guckt ganz schnell wieder weg.

    Jan streicht mir über mein Haar. Das ingwerfarbene Haar.
    »Danke«, sagt er. Ich habe keine Ahnung, warum er das sagt.

25
    Die Hettich ist wieder da. Sie steht vor uns und versucht, die Sache mit dem Andreasgraben wieder aufzunehmen. Als sei nichts geschehen. Dennoch scheint sie verändert. Sie wirkt auf mich weniger wie ein mit Zement ausgegossener Karton. Eher quadratisch, praktisch, gut. Gibt sich wirklich Mühe, die Hettich. Hat sogar einmal gelächelt.
    Vielleicht bin ich einfach milde gestimmt. Seit Sonntag summt es in meinem Kopf. Ich bin Jans Freundin.
    Hanna ist nicht da. Seit Tagen nicht. Ihre Mutter hat ein Attest ins Sekretariat gegeben. Herr Hagen wollte nicht sagen, was drinsteht, doch ich weiß es. Ich habe angerufen und mit Hanna gesprochen.
    In dem Attest steht was von Magen und Darm. Doch Hanna sagt, sie habe einen Nervenzusammenbruch gehabt. Nichts mehr gegessen. Nur noch geheult. Ist das Kalli wert?
    Vielleicht ist es ja auch die Gesamtsituation.Alles, was geschehen ist, seit das Filmchen von der Knutscherei auf den Handys herumgeisterte. Das Gequatsche. Die Hettich. Hannas Flucht. Die Tage in der Schanze. Das alles
für einen Kalli, der sich von einer anderen am Ohr knabbern lässt.
    Papa sagt, es habe ernste Gespräche mit der Hettich gegeben. Die Direktorin. Der Elternrat. Die Hettich habe sich bei Hanna entschuldigt. Davon weiß ich nichts. Ich werde nachher zu Hanna gehen.Würde ihr so gerne von Jan erzählen. Doch vermutlich ist der Zeitpunkt nicht günstig.
    In der großen Pause fasst mich Franzi am Arm.
    »Ich höre, du knutschst jetzt auch rum«, sagt sie.
    Kalli, die Kanaille. Hat er Kontakt zu Franziska? Doch ich bin ausnahmsweise mal Herrin der Situation. Ich grinse.
    »Geküsst habe ich«, sage ich, »und es war wunderbar. Hast du schon mal geküsst, Franziska?«
    Franzi lässt mich los. Sie sieht aus, als könne sie Blitze erzeugen. Elektrisch aufgeladen ist sie ohne Zweifel. Ihre silbernen Ringe müssten eigentlich schon glühen. Einer von ihnen hat einen Stein, der die Farbe wechselt, wenn die Körpertemperatur sich verändert.
    In der fünften und sechsten Klasse war sie noch nett. Eine Zeit lang saß sie sogar neben mir. Dann ging es in der Siebten mit den Cliquen los und Franziska scharte in ihrer die Liebhaberinnen der Klangkugeln und Duftlampen um sich. Alle anderen Grüppchen sind längst aufgelöst. Die Pferdeclique. Die Reichen und die Schönen. Nur Franzis Clique blieb bestehen.Jungen machen einen großen Bogen um die Zickentruppe.Wahrscheinlich ist es nur Neid, der Franzi zur Sittenwächterin werden lässt. Sie wird immer allein mit dem Traumfänger sein, der ganz bestimmt über ihrem Bett baumelt.

    Ich tue ja so, als läge in meinem Bett jemand anders als mein Bär.
    Könnte ich mir vorstellen, dass Jan und ich mal nicht nur küssen?
    Was ist, wenn er das will? Ich kenne keine, die schon mit vierzehn mit einem Jungen ins Bett gegangen ist. Die Andeutungen, die von der einen und anderen mal gemacht worden sind, habe ich immer für Angeberei gehalten. Ob Hanna und Kalli es getan haben? Ich nehme mir vor, Hanna zu fragen. Werde behutsam vorgehen.
    Als wir wieder ins Klassenzimmer kommen, drehe ich mich zu Franziska um und schenke ihr ein strahlendes Lächeln.
    »Grüße deinen Traumfänger von mir«, sage ich.
    Ich bin fies genug, um mich an ihrem Gesichtsausdruck zu erfreuen.

26
    Hanna hat sich in ihr rosa Sofa gekuschelt und steht auch nicht auf, als ich ins Zimmer komme. Hebt nur den Kopf, damit ich ihr zwei Küsse auf die Wangen drücken kann. Heute muss ich Hanna einfach von Jan erzählen, ich halte es kaum noch aus. Die ganze Kalli-Geschichte wird für sie kaum weniger schmerzlich werden, weil ich ihr Jan verschweige.
    Ich nehme eines der dicken Kissen weg, um auch
noch Platz auf dem Sofa zu finden, und decke ein zerknülltes Papier auf. Eine Brötchentüte ist es nicht. Sieht eher nach einem Brief aus.
    »Brauchst du das noch?«, frage ich.
    »Wirf es weg«, sagt Hanna.
    Ich will danach greifen, da schnappt sie sich das Papier, als wollte ich ihr das Liebste nehmen. Ihre Nerven scheinen wirklich angegriffen zu sein.
    »Was Wertvolles?«, frage ich.
    Hanna schnieft. »Kallis Abschiedsbrief«, sagt sie.
    Ich bin überrascht, dass er einen Stift in die Hand genommen und Papier beschrieben hat. Eine SMS würde viel eher zu ihm passen.
    »Läge mein Handy nicht in der

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