Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
herausgefunden haben?«, fragte Oliver grimmig. Moritz Sprenger ließ sich in seinen Stuhl fallen und lehnte sich entspannt zurück. »Die Fotos, genau. Also, erst einmal habe ich natürlich weitere Nachforschungen angestellt, was das Papier und den Druck angeht. Wenn die Abzüge von einem Fotodienst gemacht worden wären, würde sich auf der Rückseite irgendeine Art von Kennzeichnung befinden. Das ist jedoch nicht der Fall. Also bleiben entweder kleine Fotogeschäfte, was ich für unwahrscheinlich halte, da der Kerl damit rechnen musste, dass die Bilder in die Hände der Polizei oder der Medien geraten, oder eben Entwicklung im eigenen Labor beziehungsweise eigener Druck.«
»Das hatten wir doch schon alles«, warf Jennifer ein. »Was gibt es Neues?«
»Neu ist, dass ich dank näherer Beschäftigung mit dem Thema und Untersuchung der Fotos eine Entwicklung im eigenen Labor ausschließen kann – und somit auch, dass die Bilder auf Film gebannt wurden.«
»Der Mörder verwendet also eine Digitalkamera und druckt die Fotos selbst aus.«
»Ja, aber er verwendet nicht irgendeine Digitalkamera und irgendeinen Drucker. Diese Ausdrucke sind von sehr hoher Qualität – dafür braucht es spezielle Drucker, Maschinen, wenn man so will … Ihr kennt doch diese riesigen grauen Monster, mit denen Passbilder in Fotoläden gedruckt werden?«
Jennifer und Grohmann war anzusehen, dass sie nicht wussten, wovon er redete.
»Na ja, egal … Jedenfalls ziemlich große Geräte, teuer, verdammt teuer.«
»Okay«, sagte Jennifer. »Das heißt also, unser Mörder hat Zugriff auf einen solchen Drucker. Er könnte selbst einen besitzen oder vielleicht auf seiner Arbeitsstelle die Möglichkeit haben, ein solches Gerät zu benutzen. Am sichersten wäre wohl, wenn er selbst einen besäße, was bedeuten würde, dass er nicht gerade am Hungertuch nagt. Und weiter?«
»Wir reden von verdammt viel Geld. Was mich auf den Gedanken gebracht hat, dass er diesen Drucker noch für andere Dinge nutzt, mit denen sich das Gerät finanzieren ließe. Ich fand die Fotos jedenfalls bemerkenswert, sehr gut gemacht, eigentlich zu gut für einen Hobbyfotografen. Ihr habt doch sicher auch schon mal versucht, nachts Bilder zu machen? Da kommt meist nichts Brauchbares bei raus … Oder durch eine Fensterscheibe, wie bei Larissa Schröder? Ich habe von solchen Dingen nicht genug Ahnung, also habe ich unsere Fotos einem Profifotografen aus dem Web geschickt und ihn um eine Einschätzung gebeten.«
Jennifer warf Oliver einen schnellen Blick zu. »Hast du ihm das erlaubt?«
Der Staatsanwalt runzelte die Stirn. »Kann sein … Wenn es darum in dem Telefonat gestern ging?«
Morpheus verdrehte die Augen. »Ihr seid heute Nacht wirklich nicht mehr ganz auf der Höhe. Natürlich schicke ich diese Fotos nicht einfach in der Gegend herum!« Er sah Jennifer an. »Willst du nicht lieber wissen, welche Erkenntnisse seine Expertise erbracht hat?«
»Schieß los.«
»Er hat sich die Fotos angesehen, und der Typ hat wirklich Ahnung, der hat schon mehrfach Gutachten erstellt, wenn auch bisher nur für Zivilprozesse. Jedenfalls hat er meine Annahme bestätigt. Die Fotos des Täters sind handwerklich perfekt. Perfekt arrangiert, perfekt belichtet – was bei diesen Lichtverhältnissen und den sonstigen Gegebenheiten verdammt schwer war, keine Spiegelung durch die Fensterscheibe beispielsweise. Er musste genau wissen, was er tat, ein solches Ergebnis bekommt man selbst mit der teuersten Kamera nicht mit den Automatikeinstellungen hin. Da muss man wählen, das richtige Objektiv, Blende, Belichtungszeit, vielleicht sogar Filter und, und, und … Kenntnisse, Erfahrung, jede Menge Übung. Allein für das Licht brauchte er entsprechendes Equipment, indirekte Beleuchtung, Blitz, Streuung …«
»Ich wollte keinen Fotokurs belegen«, brummte Jennifer. »Komm auf den Punkt!«
Morpheus war anzusehen, dass er über die erneute Unterbrechung nicht gerade glücklich war, rang sich aber schließlich zu einer Zusammenfassung durch: »Der Experte geht davon aus, dass es sich höchstwahrscheinlich um einen Profi handelt.«
»Wir suchen einen Profifotografen?«, fragte Oliver erstaunt.
»Ja. Und da ich so lange auf euch warten musste, war ich so frei, euch schon einmal die wichtigsten Adressen in der Umgebung herauszusuchen. Fotostudios, Freiberufler, Geschäfte.« Morpheus nahm eine Laufmappe vom Schrank und ließ sie vor den beiden Beamten auf den Tisch fallen.
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