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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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sie allerdings nicht für Sie. Dafür kannte ich sie nicht gut genug.«
    »Das würden wir auch nie von Ihnen verlangen.« Zwei Personen hatten das Opfer unabhängig voneinander erkannt. Das war eine ziemlich sichere Identifizierung, letztlich stützen konnten sie sich aber nur auf das Urteil des Ehemannes. »Sie sagen, Sie kannten Larissa Schröder? War sie eine Kundin von Ihnen?«
    Die Inhaberin legte das Foto mit einem leisen Schnauben auf den Tisch zurück. »Ja und nein. Wir kamen über die Angebotsphase nicht hinaus. Letztlich entschieden Frau Tröbst und Herr Schröder, ihre Hochzeit von einer Frankfurter Agentur planen und durchführen zu lassen.«
    »Das klingt ein wenig enttäuscht.«
    Doris Kilian nickte. »Die haben mich eiskalt hintergangen und betrogen.« Einmal auf das Thema angesprochen, war sie kaum mehr zu stoppen. Sie erzählte ausführlich, wie viel Arbeit sie in den Entwurf investiert hatte, der ihr anschließend von den Eheleuten gestohlen und von einer anderen Agentur in deren Auftrag umgesetzt worden war. Zumindest war das Doris Kilians Sichtweise.
    »Sie hätten sie anzeigen oder verklagen können«, warf Oliver schließlich mitten in ihre Litanei ein, um die Sache abzukürzen. »Haben Sie sich anwaltlich beraten lassen?«
    Doris Kilians Lächeln wurde bitter. »Haben Sie sich schon über die Schröders informiert? Die Anwälte dieser Familie hätten mich in ihrer Faust zerquetscht, wenn ich es gewagt hätte, etwas zu unternehmen. Und selbst wenn ich geklagt und gewonnen hätte, ein Prozess gegen einen ehemaligen Kunden macht sich nie gut. Für meine Konkurrenz wäre das ein gefundenes Fressen gewesen.«
    »Soweit wir wissen, ist die Konkurrenz in Ihrem Geschäftsbereich nicht besonders groß.« Jennifer erinnerte sich noch gut an das, was Freya gesagt hatte. »Oder sehen wir das falsch?«
    Doris Kilian machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es ist nicht so, dass wir uns gegenseitig die Augen auskratzen würden. Aber jedes Geschäft auf dieser Erde ist dreckig genug, um die Unbill, die einem Konkurrenten widerfährt, für die eigenen Zwecke auszunutzen.« Sie seufzte, und ihre Finger spielten mit der Handtasche auf ihrem Schoß. »Jetzt muss ich mir aber ohnehin neue Geschäftsräume suchen. Eine Leiche macht sich nicht so gut als Werbung.«
    Jennifer ging nicht auf die Bemerkung ein, sondern reihte die Fotos, die die Räume der Agentur zeigten, vor den beiden Frauen auf, wobei sie sich jetzt mehr auf Nuran Sahin konzentrierte. Die junge Frau machte einen etwas verstörten Eindruck und hatte bisher noch nichts gesagt.
    »Diese Bilder … Wir würden gerne wissen, ob unsere Annahme richtig ist, dass die drei Skulpturen zuvor im Schaufenster standen und nicht von Ihnen bewegt worden sind.« Jennifer deutete auf das Foto, das das Brautpaar und die beiden Puttenengel zeigte.
    Wieder war es Doris Kilian, die antwortete, obwohl Jennifer Nuran Sahin angesehen hatte. »Ja, das stimmt. Gestern Abend waren sie noch im Schaufenster.« Die Agenturchefin wandte sich dem Foto zu, das den leeren Stuhl zeigte, auf dem das Opfer fixiert gewesen war. »Der Stuhl stammt aus Nurans Büro, der Draht gehört mir allerdings nicht, soweit ich weiß.«
    Jennifer sah Nuran Sahin direkt in die Augen. »Wissen Sie etwas über diesen Draht?«
    Die junge Frau schien überrascht und zugleich schockiert zu sein, dass sich plötzlich die gesamte Aufmerksamkeit auf sie richtete. Sie warf Doris Kilian einen kurzen Blick zu, der sie um Hilfe anzuflehen schien, dann fing sie sich aber wieder. »Nein«, bestätigte sie. Ihre Stimme war beinahe ein Flüstern. »Wir hatten nirgendwo Draht.«
    Die Kommissarin deutete erneut auf die Fotos. »Bitte sehen Sie sich die Bilder genau an. Gibt es irgendetwas, das Ihnen auffällt? Fehlt vielleicht etwas, oder ist noch etwas anderes nicht mehr an seinem Platz?«
    Die beiden Frauen nahmen sich fast eine Minute lang Zeit, die Bilder zu studieren.
    Nuran Sahin schien sich etwas zu erholen, mied aber bewusst den Anblick der toten Larissa Schröder auf dem Foto, das jetzt zwischen Jennifer und dem Staatsanwalt auf der Tischplatte lag. Jennifer beobachtete die junge Frau genau. Sie legte ein Verhalten an den Tag, das man leicht fehlinterpretieren konnte. Letztlich kam die Kommissarin aber zu dem Schluss, dass Nuran Sahin einfach nur besonders schüchtern war und sie der Tod an sich schockierte. Wahrscheinlich hätten sie ihr ein Foto von jeder beliebigen Leiche vorlegen können, und sie hätte

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