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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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doch selbst dafür fehlte ihr an diesem Morgen die Kraft. »Wir sprechen also von Serienmord?«
    »Ja und nein.«
    »Ja und nein?«, wiederholte sie.
    »Ich würde eher zu einem Ja tendieren, allerdings nicht im klassischen Sinne, wenn man denn überhaupt von klassischen Serienmördern sprechen will.« Der Doktor setzte seine Brille wieder auf. »Ihr Fall erfüllt zweifellos Kriterien – mehrere Morde, Ritualisierung –, aber es ist schwierig zu sagen, mit welcher Art von Täter oder Tätern Sie es zu tun haben.«
    »Mehrere Täter?« Oliver war überrascht. »Wir haben die Beschreibung eines Mannes …«
    »Das haben Sie«, unterbrach Doktor Rabe den Staatsanwalt mit schon beinahe fröhlichem Unterton. »Aber das macht ihn noch nicht zum Täter, und schon gar nicht zu einem Alleintäter. Ich halte beides für möglich. Einen Einzeltäter, aber auch eine Gruppierung. Eher kein Paar.«
    »Erklären Sie es uns«, bat Jennifer, der die Vorstellung mehrerer Täter nicht behagte.
    »Es gibt Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Morden, allerdings nicht besonders viele. Da sind die Ent- und Mitnahme des Herzens und eine vage bis fragliche Verbindung zu zwei unterschiedlichen Gefühlen. Das ist sehr wenig, und das Fehlen weiterer Übereinstimmungen wirft mehr Fragen auf, als die Überschneidungen beantworten. Sie haben es offensichtlich mit einem Ritual zu tun, dessen Umsetzung Vorbereitung, Ruhe und Zeit erfordert. Gewöhnlich würde ich mehr Gemeinsamkeiten erwarten: die Tötungsart, die Opfer.«
    Professor Meurer war mit Oliver und Jennifer bereits am Tag zuvor die Obduktionsergebnisse des Hanauer Rechtsmediziners im Detail durchgegangen. Es hatten sich keine nennenswerten Übereinstimmungen im Hinblick auf die Tötungsart ergeben. Larissa Schröder war erdrosselt und ihr Herz mit Sorgfalt entfernt worden, während Cedric Mattes bewusstlos geschlagen worden war, bevor man ihm noch bei lebendigem Leibe das Herz herausgetrennt hatte, wonach sein Brustkorb einem Schlachtfeld glich. Das erste Opfer war körperlich weitestgehend unversehrt geblieben, während auf Cedric Mattes nach seinem Tod achtundsiebzigmal eingestochen worden war.
    »Es gibt Anzeichen für einen planvollen und für einen impulsiven Tätertypus«, bemerkte Grohmann.
    Rabe nickte anerkennend. Der Staatsanwalt hatte seine Hausaufgaben gemacht. »Richtig. Falls man etwas von einer derartigen Einteilung hält. Ich denke, sie kann uns eine grobe Richtung geben, aber Antworten liefert sie uns normalerweise nicht. Dass ich nicht nur einen Alleintäter in Betracht ziehe, liegt weniger daran, dass ich die Hinweise nicht irgendeinem obskuren Typus zuordnen kann, mich macht vielmehr die Fixierung auf das Ritual – das Heraustrennen der Herzen und die Art der Zurschaustellung – stutzig. Das könnte ein Hinweis auf eine Gruppierung sein. Andererseits passt wiederum das Thema Gefühle und das Vorgehen im Allgemeinen sehr viel stärker zu einer Einzelperson.«
    »Konzentrieren wir uns also zunächst auf einen Einzeltäter«, entschied Grohmann. »Falls wir es mit einem Serienmörder zu tun haben, was treibt ihn dann an?«
    »Keinerlei sexuelle Motivation.« Der Doktor dachte einen Moment lang schweigend nach, bevor er fortfuhr: »Das Herz steht als allgemeingültige Metapher für das Zentrum der Gefühle des Menschen, und Gefühle sind es, um die es dem Täter offenbar geht. Der Tötungsakt ist nur Mittel zum Zweck, ich denke nicht, dass er daraus Erregung oder Befriedigung zieht. Wenn Sie jemandem das Herz entnehmen wollen, müssen Sie ihn zwangsläufig umbringen, daran führt kein Weg vorbei.«
    »Er sieht seine Opfer nicht als Menschen«, fügte Jennifer hinzu. »Sie sind Objekte.«
    Rabe nickte. »Objekte, die ihm als Medium für die Symbolisierung der Gefühle dienen, aber die Menschen, denen er das Leben nimmt, sind ihm dabei vollkommen gleichgültig. Ich würde soziopathische Züge vermuten …« Er zögerte kurz, und sein Blick wurde nachdenklich. Erneut nahm er seine Brille ab und begann abwesend auf dem Gestell herumzukauen. »Allerdings keinen echten Soziopathen, da er auf Gefühle geradezu fixiert zu sein scheint. Er ist an positiven und negativen Gefühlen interessiert … Das macht es schwierig, sehr schwierig.«
    Als er nicht weitersprach, fragte Grohmann: »Inwiefern?«
    »Seine Beweggründe sind schwer nachzuvollziehen, aber ich neige zu der Annahme, dass er die Herzen entnimmt, um sich der symbolisierten Gefühle zu bemächtigen oder sie zu

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