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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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Sie etwas wissen – oder falls diese Fotos nicht für Sie bestimmt sein sollten –, sagen Sie etwas dazu, oder schütteln Sie wenigstens den Kopf.«
    Mertens reagierte noch immer nicht. Stattdessen nahm er wieder seine Tasse in die Hand, und seine Augen wanderten demonstrativ zu einem Zeitungsartikel, der nicht von den Bildern verdeckt wurde.
    Jennifer schüttelte den Kopf. »Es ist sinnlos, Oliver. Er wird nichts sagen.«
    Mit einem Seufzen musste der Staatsanwalt einräumen, dass sie recht hatte. Er sammelte die Fotos wieder ein. Bevor er aufstand, versuchte er ein letztes Mal, den Blick des alten Mannes einzufangen. »Wir werden ermitteln, Herr Mertens. Wenn es eine Verbindung zwischen Ihnen und diesen Morden gibt, werden wir sie aufdecken. Gehen Sie davon aus, dass wir uns wiedersehen.«
    Die beiden Ermittler verließen das Zimmer und schlossen die Tür hinter sich.
    »Und?«, fragte Jennifer. »Was denkst du?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Es wird uns nichts anderes übrigbleiben, als die Vergangenheit von Herrn Mertens umzugraben. Wenn unser Mörder den richtigen Adressaten ausgewählt hat, müssten wir etwas finden.«
    Die Kommissarin nickte zustimmend. »Und wir wissen, welchem Gefühl sich unser Mann als Nächstes widmen wird: Schwermut. Wenn wir Glück haben, finden wir sein nächstes Opfer, bevor er zur Tat schreiten kann.«
    »Guter Plan.« Oliver deutete mit dem Kinn ans Ende des Flurs. »Lass uns noch mit der Heimleitung sprechen. Es gibt Kameras im Eingangsbereich. Vielleicht wird der Briefkasten davon erfasst. Außerdem müssen wir jeden, der diese Umschläge möglicherweise in der Hand hatte, zur erkennungsdienstlichen Behandlung schicken.«
    Jennifer nickte und zog das Handy aus der Tasche ihrer Jeans, um Letzteres zu veranlassen.
    Hannah saß im Wohnzimmer auf dem Sofa und spielte irgendein Ballerspiel auf der Playstation, als Oliver nach Hause kam.
    Sie erwiderte seinen Gruß mit einem kaum verständlichen Gemurmel, und als er sie fragte, ob sie schon etwas gegessen habe, deutete sie nur stumm auf die Aluschale auf dem Couchtisch. Die Lieferdienste in Lemanshain hatten in Hannah eine neue Stammkundin gefunden.
    Oliver ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank auf der Suche nach etwas Essbarem. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass Hannah eingekauft haben musste. Am Morgen hatte dort, wo jetzt Käse, Wurst und Joghurt lagen, noch gähnende Leere geherrscht. Er machte sich zwei Brote und nahm den Teller mit ins Wohnzimmer, wo er sich einen Weg zwischen dem Sofa und Hannahs Sachen hindurch bahnen musste, um an seinen Schreibtisch zu kommen.
    Hannah ließ sich davon nicht stören und spielte unbeirrt weiter. Während sein Notebook hochfuhr, beobachtete Oliver das Geschehen auf dem Fernseher und seufzte innerlich. Er konnte ihr diese Spiele kaum verbieten, da er davon ausgehen musste, dass seine Exfrau sie zuvor geduldet hatte.
    Er hätte Bianca anrufen und sie fragen können, ob sie wusste, dass ihre sechzehnjährige Tochter sich mit Games beschäftigte, die aus guten Gründen erst ab achtzehn freigegeben waren. Doch er hatte die Vermutung, dass er alles Mögliche zu hören bekommen würde, nur keine Antwort auf seine Frage. Also verzichtete er lieber auf den Anruf.
    Bianca hatte Hannah in den letzten vier Jahren alleine erzogen, ohne ihn je nach seiner Meinung zu fragen. Er würde nun ebenfalls alleine zurechtkommen müssen. Es war nicht davon auszugehen, dass er seine Exfrau zu einem konstruktiven Austausch würde bewegen können. Wenn Hannah behauptete, dass ihre Mutter ihr dieses oder jenes erlaubt hatte, würde er ihr zwangsläufig glauben müssen – solange es irgendwie im Bereich des Akzeptablen lag. Die Frage war nur, wie viel Freizügigkeit in der Erziehung er Bianca zutrauen sollte.
    Mit einem unbewussten Kopfschütteln wandte Oliver sich von dem blutigen Gemetzel auf dem Bildschirm ab und checkte seine E-Mails. In den letzten Tagen waren einige Nachrichten aufgelaufen, das meiste war jedoch Werbung oder irgendwelche Newsletter, die er gefühlt bereits mindestens ein Dutzend Mal abbestellt hatte. Entnervt klickte er sich durch die Nachrichten.
    Er war versucht, Hannah zu bitten, den Ton leiser zu stellen oder Kopfhörer aufsetzen, doch er traute sich selbst keinen ansatzweise neutralen Tonfall zu. Den ganzen Tag über war er unterschwellig gereizt gewesen, hatte das Gefühl aber erfolgreich beiseitegeschoben. Als ihn jetzt nicht mehr die Frage beschäftigte,

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