Herzensstürme - Roman
einziges Mal genommen, denn er hatte gesehen, dass er so heftig in sie eingedrungen war, dass sie blutete. Es war ihm nicht leichtgefallen, sich danach zurückzuhalten, denn sie war mehr als verführerisch in ihrer süßen Nacktheit. Wenn sie erst seine Frau war, würde sie lernen, dass eine Liebesnacht keinesfalls so rasch zu Ende war, wie sie nach diesem ersten Beisammensein vielleicht glaubte - er wollte ihr beweisen, dass er ihre Lust immer aufs Neue schüren konnte, bis hin zum frühen Morgen. Bei dieser Vorstellung meldete sich seine Männlichkeit so heftig,
dass er Mühe hatte, sich wieder zur Ruhe zu bringen, und er versuchte, seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken.
Der Himmel über ihm war dunkel, nur selten glomm ein kleiner Stern auf, um gleich wieder zu erlöschen. Auch der schmale, blasse Mond wollte sich nur ungern zeigen, wenn er für einen kurzen Moment durch die Wolken schimmerte, dann schien es, als schäme er sich seiner Magerkeit und verberge sich deshalb schnell wieder hinter dem nächtlichen Himmelsvorhang. Connor erinnerte sich beklommen an den väterlichen Zorn, der ihn an der Abendtafel getroffen hatte. Ja, der Vater hatte Recht. Wie leichtsinnig er gewesen war, wie unbedacht er sich in Gefahr gebracht hatte, nur auf eine Vermutung hin hatte er sich in Crows Burg gewagt. Genau so unbedacht wie Gordon, der Hals über Kopf hatte nach London reiten wollen, um ihn, Connor, zu befreien oder ihn zu rächen. Früher hätte er dies alles für ein großartiges Heldenstück gehalten, auf das man stolz sein konnte, denn man hatte den Feind an der Nase herumgeführt. Jetzt jedoch dachte er anders. Plötzlich erschien ihm das Leben, das Gott ihm geschenkt hatte, von großem Wert, denn er liebte eine Frau, und er wusste, dass er wieder geliebt wurde. Er hatte kein Recht mehr, sein Leben leichtfertig aufs Spiel zu setzen, denn er wollte nicht, dass sie um ihn litt.
Nachdenklich starrte er auf den Mond, der gerade wieder mit schrägem Blick zu ihm heruntersah. War er zu einem Feigling geworden? Hatte die Liebe ihm den Mut genommen, gegen Schottlands Feinde zu kämpfen?
Nein, dachte er. Gerade meine Liebe gibt mir die Kraft, diesen Kampf zu führen.
Lächelnd drehte er sich auf die Seite, rückte sich zurecht, so gut es auf der harten Unterlage möglich war, und überließ sich seinen Träumen. Gegen einen Traum war selbst der stärkste Mann machtlos, denn er überfiel ihn im Schlaf. Connor war sich sicher, dass Brianna seinen Schlaf beherrschen würde - und er täuschte sich nicht.
»Es ist noch früh«, sagte Caja, als er beim Morgengrauen in das Gemach der Eltern trat.
»Unten im Hof ist schon Leben, Mutter. Seit wann schläft der Vater bis zum Mittag?«
Caja schwieg und Connor schien es, dass sie blass und kummervoll aussah. Doch es konnte auch das schwache Licht sein, denn im Gemach der Eltern waren die Läden noch geschlossen und der Raum wurde nur von einer kleinen Laterne beleuchtet.
Im Nebengemach war jetzt lautes Gähnen zu hören, Gordon erschien auf der Schwelle und auch er sah reichlich mitgenommen aus.
»Du hast es wohl eilig, Bruder?«, neckte er Connor grinsend. »Falls du meine Hilfe brauchst - ich bin unten im Hof. Ich fürchte fast, ich habe gestern ein klein wenig zu viel getrunken - etwas kaltes Brunnenwasser über meinen Schädel und viel frische Luft werden mir guttun.«
»Erhol dich nur«, knurrte ihn Connor an. »Später habe ich noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen, Kleiner.«
Gordon grinste beharrlich weiter und versuchte, das wirre Haar mit den Fingern zu glätten.
»Gut - ich habe ein wenig übertrieben. Was schadet es, wenn deine Braut weiß, dass du nicht wie ein Mönch gelebt hast? Sie sollte sich lieber darüber freuen.«
Connor hatte eigentlich nicht vorgehabt, gerade jetzt mit seinem Bruder zu streiten, aber Gordons anzügliches Grinsen brachte ihn auf. Ärgerlich fasste er ihn am Gewand und zog ihn dicht zu sich heran.
»Hör zu, Bruder! Was gesagt werden muss, das wird Brianna schon von mir erfahren. Deine Lügen brauche ich nicht. Merk dir das.«
»Schon gut, schon gut«, murmelte Gordon. »Nimm bitte Rücksicht auf meinen brummenden Schädel. Wir werden doch nicht wegen einer Frau miteinander streiten, oder?«
»Nicht wegen irgendeiner Frau, Gordon. Wohl aber Briannas wegen, denn sie ist mir teurer als mein Leben.«
Er löste seinen Griff, und Gordon zog sich eilig zurück, stolperte die Treppe hinunter, unten hörte man ihn lauthals
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