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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ich habe auch ein paar Andenken daran mitgebracht.«
    Er streifte den Ärmel hoch und zeigte eine kaum verheilte, tiefe Narbe. Unten an der Tafel jammerte die Alte, dass man ihr keinen Wein einschenken wollte, und Moira zischte ihr zu, sie solle endlich schweigen.
    »Welch kluge Burschen sind doch die Söhne unseres Clanchiefs«, krächzte die Alte boshaft. »Lassen
sich einer nach dem anderen von Mathew Crow in den Kerker stecken.«
    »Wenn du jetzt nicht endlich den Mund hältst, schläfst du heute Nacht auf dem Fußboden!«, keifte Moira aufgebracht.
    Kelvin hatte sich weit vorgeneigt, um Gordon besser sehen zu können. Er schien aufgeregt, Rona zupfte ihn am Gewand, damit er sich wieder setzte, doch er kümmerte sich nicht um sie.
    »Und wie bist du Mathew Crow entkommen, Gordon?«, rief Kelvin. »Das war gewiss nicht einfach, denn sein Kerker ist sicher und gut bewacht.«
    »Er selbst hat mich freigelassen.«
    Die Verblüffung war groß. Ungläubig starrten ihn die Tischgenossen an, Misstrauen glomm in Kelvins Augen, nur Connor begann fröhlich zu lachen, beugte sich vor und schlug seinem Bruder auf die Schulter.
    »Da musst du dich selbst übertroffen haben, Gordon. Welche List hast du angewendet?«
    »Gar keine, Bruder. Als man mich aus dem Kerker holte, glaubte ich, es ginge zum Galgen.. Aber stattdessen führte man mich in die Halle, reichte mir Speise und Trank, ich erhielt sogar neue Kleidung, denn meine Sachen waren zerrissen. Dann erschien Mathew Crow und behauptete, dies sei für ihn ein Freudentag, denn seine Frau habe ihm einen gesunden Knaben geschenkt. Deshalb wolle er gnädig mit mir sein - ich könne meinen Weg fortsetzen.«
    »Crows Frau soll einen Knaben geboren haben?«, wunderte sich Caja.
    »Hat er überhaupt eine Frau?«, fragte jemand.
    »Unten in England vielleicht.«
    »Wie soll die von ihm schwanger geworden sein?

    Er sitzt doch schon seit Jahren hier in Schottland, der fette Sack.«
    »Vielleicht hat er ihr einen Boten geschickt«, lästerte Moira. Und erntete kreischendes Gelächter.
    »Ja, einen jungen, hübschen Ritter«, rief ihre Tochter Bonnie.
    »Sei still, Kind.«
    »Er hat ihr ein Geschenk überbracht, nicht wahr?«
    »Großer Gott! Willst du endlich schweigen.«
    »Ein Bildnis ihres Mannes. Und davon ist sie dann schwanger geworden«, trumpfte Bonnie auf.
    Das Gelächter steigerte sich, einige Frauen japsten sogar nach Luft, die jungen Burschen stießen sich grinsend in die Seite, und Bonnie saß mit rotem Kopf, denn irgendetwas an ihrer Vermutung schien nicht zu stimmen.
    »Es ist nicht so lustig, wie ihr glaubt«, meldete sich Gordon wieder zu Wort, der eben noch fröhlich mitgelacht hatte. »Es war natürlich eine Lüge. Crow wollte mich reinlegen, das war es. Noch in der Halle raunte eine Magd mir zu, ob ich wisse, dass mein Bruder entkommen sei und auf dem Weg in die Highlands sei. Ihr könnt mir glauben, dass mir fast das Herz stehen blieb vor Freude. Aber nach der ersten Begeisterung begriff ich, was Crow vorhatte.«
    »Und was hatte er vor?«
    Gordon setzte ein überlegenes Grinsen auf und griff erneut zu seinem Becher. Langsam schluckte er, wischte sich dann den Mund mit dem Handrücken und schien geneigt, seine Zuhörer in Spannung zu halten.
    »Das ist doch ganz klar. Er hat mir die Magd geschickt. Der schlaue Fuchs vermutete, dass Connor und ich einen Treffpunkt ausgemacht hatten, deshalb
ließ er mich frei, um mir heimlich mit seinen Kämpfern zu folgen. Wäre ich zurück zu Kimber Castle geritten, dann hätte ich die Verfolger geradewegs zu dir und Kelvin geführt. Aber ich bin nicht so dumm wie Sir Mathew Crow glaubt. Ich bin nach Westen geritten, habe ihn in die Irre geführt, solange es mir möglich war, und schließlich habe ich ihn abgehängt. Seine schlaue List ist stecken geblieben wie der Stein im Kropf einer Ente.«
    Was für eine Geschichte! Brianna sah, wie Kelvin auf seinen Hocker zurücksank, sich mit den Fingern durch das Haar fuhr, grübelnd vor sich hinstarrte. Von vielen anderen gab es begeistertes Lob, man stieß auf Gordon an, nannte ihn einen klugen Burschen. Jemand brüllte, dass kein englischer Holzkopf der Schlauheit eines Highlanders gewachsen sei. Besonders Connor tat sich hervor, stieß ein ums andere Mal mit seinem Bruder an und nannte ihn einen Teufelsbraten. Nur Malcolm beteiligte sich nicht an der freudigen Aufregung, kopfschüttelnd blickte er vor sich hin, dann stieß er den Teller von sich, als sei ihm die Mahlzeit zuwider.
    Auch

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