Herzensstürme - Roman
Brianna konnte die Ausgelassenheit der Tafelrunde nicht teilen, denn immer wieder streifte Gordon sie mit der Schulter, legte wie zufällig die Hand auf ihren Arm und wenn er redete, sah er zu ihr hinüber, um die Wirkung seiner Worte an ihrem Gesicht abzulesen. Sie versuchte, wenigstens zu lächeln, und griff nach einem Stück Brot, um damit ihren Teller auszuwischen, da hörte sie inmitten des lauten Getöses Moiras hinterhältige Stimme heraus.
»Was für Heldentaten! An solch einem Abend sollte ein Barde in der Halle sein, um uns mit seinen Liedern zu erfreuen.«
»Das ist wahr«, rief Rona. »Wie lange ist in dieser Halle nicht mehr gesungen und getanzt worden. Ich wünschte tatsächlich, es käme bald wieder ein Barde zu uns auf die Burg.«
»Es genügte vielleicht auch eine Bardin?«, fuhr Moira genüsslich fort. »Eine hübsche blonde Tänzerin, die das Kleid fliegen lässt, wenn sie springt.«
Einige der Männer bekamen glänzende Augen und redeten von den Märkten, wo die Spielfrauen auftraten.
Briannas Herz klopfte heftig, ihr Rücken verkrampfte sich. Natürlich wusste Moira, wer sie war. Alle wussten es. Das Gesinde, das alles hörte, musste es längst herumgetratscht haben.
»Mir schien, als gäbe es eine bezaubernd schöne Sängerin hier auf der Burg«, sagte Moira so laut, dass es jeder hören musste.
In diesem Augenblick spürte Brianna Connors Arm, der sich fest um ihre Schulter legte. Ein betretenes Schweigen entstand, man hatte Connors Geste wohl verstanden, und auch dem letzten Ahnungslosen wurde jetzt klar, dass dieses Mädchen in einer besonderen Beziehung zu dem Sohn des Clanchiefs stand.
»Ich hörte allerdings jemanden singen«, sagte Connor mit lauter Stimme und sein Blick war dabei spöttisch auf Moria gerichtet. »Es kam aus der Küche und klang wenig schön - ich glaube, das Lied besang den Gerstenbrei auf dem Feuer. Vielleicht magst du uns ja deine Weise vortragen, Moira?«
Nur wenige lachten, es waren vor allem die, die schon heftig gebechert hatten, die anderen hatten den Zorn, der sich hinter Connors Spott verbarg, sehr gut herausgehört. Moira tat, als habe sie nichts bemerkt,
doch es gelang ihr schlecht, denn ihr breites Gesicht war dunkelrot angelaufen.
Es war Caja, die jetzt die Spannung löste, indem sie sich von ihrem Sitz erhob und die festliche Tafel beendete. Malcolm, dem diese Aufgabe eigentlich zugekommen wäre, folgte ihrem Beispiel, doch während Caja allen einige freundliche Worte mitgab und eine gute Nacht wünschte, blieb der Clanchief stumm, und Brianna sah erschrocken, dass seine Hände zitterten.
»Du wirst diese Nacht bei Kelvin und Rona schlafen«, sagte Connor zu ihr. »Sie wohnen nicht im Turm, sondern unten auf der Vorburg - doch ich glaube, dass ihr euch gut miteinander verstehen werdet.«
»Und du?«, fragte Brianna bang.
»Ich kann hier in der Burg nicht bei dir liegen, Brianna«, sagte er mit tiefem Bedauern.«Täte ich es, dann hielte man dich für meine Kebse. Aber du bist meine Braut, und ich will, dass alle dich respektieren.«
Er sah schweigend zu, wie die letzten Burgbewohner aus der Halle gingen, die Fackeln an den Wänden waren längst niedergebrannt, auch die Kerzen in den Hängelampen flackerten nur noch schwach. Zwei Knechte schlurften herbei, um die geleerten Schüsseln und Kannen abzuräumen, eine Magd setzte das Geschirr vorsichtig in einen großen Korb, um es hinunter in die Küche zu tragen. Am oberen Ende wurden schon die Tücher abgenommen und die Bretter von den Böcken gehoben.
»Ich werde gleich morgen früh mit meinem Vater reden, Brianna«, sagte Connor und küsste sie zärtlich auf die Stirn.
Kapitel 21
Connor hatte wenig Lust, im stickigen Wohnraum der Familie oder gar im Nebengemach bei seinem Bruder zu schlafen - zu groß war sein Verlangen nach Brianna, zu heftig auch seine Unruhe, endlich das entscheidende Gespräch mit dem Vater führen zu können. Er stieg in das oberste Stockwerk des Wohnturms, dorthin, wo tagsüber die Wächter ihren Dienst taten, und legte sich unter freiem Himmel auf den harten Steinboden. Es war kein angenehmes Lager, denn die Nacht war kalt und die niedrige Mauer, die die Fläche umgab, schützte kaum vor dem feuchten Herbstwind.
Doch Connor bemerkte weder Wind noch Kälte. Er lag auf seinem Plaid, und in seinen Gedanken hielt er Brianna noch in den Armen, spürte ihre bloße Haut, roch den Duft ihres Haares und er glaubte, vor Ungeduld umkommen zu müssen. Er hatte sie heute nur ein
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