Herzensstürme - Roman
und dunklen Süße dieser Weisen ergriffen war, sie konnte kaum aufhören, sie immer wieder zu singen, sie zu verändern, mit anderen Weisen zu vermischen, Neues daraus zu schaffen …
Ein lauter Schlag riss sie aus ihrer Versenkung, auch Caja fuhr von ihrem Stuhl empor, denn ein Mann stand auf der Schwelle des Saals. Sein Gesicht war dunkel, der Hass hatte es zu einer fast unkenntlichen Fratze verzerrt, die eher einem Tier als einem Menschen zu gleichen schien. Gordons rechte Hand blutete, denn er hatte mit der Faust gegen die schwere Eichentür geschlagen.
»Du wirst ihn nicht bekommen, deinen Liebhaber, schwarzäugige Hexe«, schrie er mit überschnappender Stimme. »Auf dem Richtplatz wird er sein Leben enden, gehängt und gerädert, die Raben werden sein Fleisch fressen! Und du, hübsche, kleine Hure, du wirst mir gehören.«
Kapitel 25
Die Erscheinung war so schrecklich, dass Brianna der Ton in der Kehle erstarb. Wie gelähmt starrte sie auf den Wütenden, nahm kaum wahr, dass Caja an ihr vorübereilte, um ihren Sohn zu besänftigen, hörte nicht, was die beiden miteinander sprachen, denn vor ihren Augen stand plötzlich jenes grauenhafte Bild, das sie im Traum gesehen hatte. Connors Gestalt, die doch nicht seine war. Das Wolfsgesicht, das drohend die Zähne fletschte. Jetzt glaubte sie, es gesehen zu haben.
»Lass ihn, Mutter«, hörte sie Connor sagen. »Er ist verzweifelt und muss sich Luft verschaffen. Es ging mir heute früh ja ebenso …«
Er war hinter seinem Bruder die Treppe hinabgestiegen und stand jetzt neben Caja, hatte den Arm um sie gelegt und hielt sie davon ab, Gordon nachzueilen.
»Was er sagte, klang schrecklich, Connor«, stöhnte Caja. »Wie ein Fluch …«
»Er ist nicht bei Sinnen. Lass ihn durch Wind und Regen reiten, dann wird er zu sich kommen und gewiss bereuen, was er da geschwatzt hat.«
Connors Stimme klang beherrscht, doch Brianna spürte die tiefe Erschütterung, die sich dahinter verbarg. Gordon hatte ihm den Tod gewünscht, einen grausamen, schändlichen Tod, den nur ein Feind ihm hätte wünschen können, aber nicht sein eigener Bruder.
»Ich kann ihn verstehen, Mutter«, redete Connor weiter, wie um sich selbst zu beruhigen. »Es war
schrecklich, was der Vater Gordon vorwarf, hätte er mir solche Dinge ins Gesicht gesagt, ich wäre auch in heller Wut davongerannt.«
»Schweig, Connor«, flüsterte Caja erschrocken. »Um deiner Seligkeit willen - sprich kein lautes Wort darüber!«
Sie sah sich auf der Treppe um, ob jemand in der Nähe war, dann blickte sie zu Brianna hinüber, erkannte, dass sie das Gespräch mitgehört hatte und senkte betroffen den Blick.
»Ich werde mich hüten, solche Lügen zu verbreiten, Mutter«, sagte Connor. »Ich fürchte, der Vater hat den Verstand verloren.«
»Connor!«
»Was kann sonst der Grund sein? Treibt er nicht beide Söhne aus der Burg?«
»Der Vater liebt euch alle beide, vor allem aber dich, Connor.«
»Davon war in diesem Gespräch nichts zu merken«, gab Connor mit Bitterkeit zurück und wandte sich von ihr ab. Sein Blick suchte Brianna, und als ihre Augen sich trafen, lächelte er ihr zu. Es war jenes sieghafte Lächeln, das sie so an ihm liebte, denn es sprach ihr Mut zu, es sagte ihr, dass er nach wie vor fest entschlossen war, um sie zu kämpfen, ganz gleich welche Hindernisse sich ihnen in den Weg stellten.
»Brianna! Das Warten hat ein Ende!«
Bestürzt sah Brianna, wie bleich er war, als er nun auf sie zuschritt. Was auch immer dort oben im Gemach der Familie verhandelt worden war, es musste ihm sehr wehgetan haben. Hatte er seinen Vater nicht immer geliebt und verehrt? Verband die beiden nicht auch die gemeinsame Hoffnung auf ein freies Schottland, um das es sich zu kämpfen lohnte?
»Lass mich mit deinem Vater reden, Connor. Ich bitte dich.«
Er schüttelte traurig den Kopf und zog sie in seine Arme.
»Es hat keinen Sinn, Liebste. Er hat sich verändert, ich verstehe meinen Vater nicht mehr. Wir werden noch heute die Burg verlassen, Brianna.«
»Du willst …«, flüsterte sie erschrocken. »Nein Connor. Das dürfen wir nicht tun. Ich bitte dich …«
Er hielt sie warm und fest an seiner Brust, und sie spürte, wie rasch sein Herz schlug.
»Wir müssen es tun. Dies ist kein Ort mehr für uns.«
»Und wo sollte ein Ort für uns beide sein«, wehrte sie sich. »Du gehörst zu deiner Familie, Connor. Du wirst deinem Vater einst als Clanchief nachfolgen …«
»Nein«, sagte er traurig, aber mit
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