Herzensstürme - Roman
sein Gesicht von Falten zerfurcht und totenblass war. Er atmete tief und sie begriff, dass die frische Luft, die in den Raum einströmte, ihm wohltat.
»Was willst du?«
»Euch mit Connor versöhnen, Laird.«
Er blickte sie an, wenig freundlich, eher so, wie man einen lästigen Besucher anschaut, mit dem man unnötig seine Zeit verschwenden muss.
»Ich hörte dich singen«, murmelte er. »Es schien mir recht schön, nur fehlte mir die Ruhe, dir zuzuhören. Hast du meinen Sohn mit deinem Gesang behext?«
»Nein, Laird. Es war Euer Sohn, der mich verzaubert hat, so dass ich ihm folgte, um seine Frau zu werden.«
»Und du hast geglaubt, dass er dich so einfach heiraten wird? Eine Bardin!«
»Ich habe nie ernsthaft daran geglaubt. Doch ich konnte ihn auch nicht verlassen, denn ich liebe ihn.«
»Es ist nicht deine Schuld«, sagte er mürrisch. »Du bist nur ein Weib und weißt nicht, was du tust. Connor ist der Schuldige, er hätte es besser wissen müssen. Doch die Liebe hat ihn blind und taub gemacht, so dass er nun in sein Verderben laufen wird.«
»Das wird er nicht, Laird, denn ich werde es verhindern.«
Malcolms Gesicht verzog sich zu einem verächtlichen Grinsen, dann sah sie, wie sehr die Hand zitterte, mit der er sich an dem gestickten Stoff festhielt, und trotz seiner Bosheit bekam sie Mitleid mit ihm.
»Ihr solltet nicht stehen, wenn ihr zu mir sprecht, Laird. Es schickt sich nicht, denn ich bin es, die vor Euch zu stehen hat.«
Es fiel ihr nicht leicht, ihm diese Brücke zu bauen, aber anders hätte sie ihn nicht dazu gebracht, sich niederzusetzen. Männer waren eitel, ganz besonders die adeligen Ritter, niemals hätte Malcolm MacDean vor ihr zugegeben, dass er sich kaum noch auf den Füßen halten konnte.
Hatte er ihren Trick durchschaut? Vielleicht. Doch als sie ihm jetzt einen Stuhl hinschob, stützte er sich auf die Armlehne und ließ sich nieder. Sein rechter Arm hing kraftlos an seinem Körper herab, was er jedoch mühsam zu verbergen suchte.
»Du bist ein kluges Mädchen.«
Es klang seltsam aus seinem Mund, und sie wusste nicht so recht, ob es eine Anerkennung oder eher eine Anschuldigung war. Hatte er nicht eben noch behauptet, sie sei ein Weib und wisse nicht, was sie tue?
»Das sagte man mir schon oft, Laird. Ich sorge mich um Connor, denn ich bin seine Gefährtin und seine Beschützerin.«
Er schien verblüfft über diese Rede, denn vermutlich hatte er noch nie davon gehört, dass ein Weib einen Mann schützen könne. Prüfend starrte er sie an, wollte ihr eine abweisende Antwort geben, doch ihr offener Blick und ihr Lächeln hielten ihn zurück.
»Du hast tatsächlich einen Zauber an dir, kleine Bardin«, murmelte er und wider Willen zog ein sanfter Zug über sein blasses Gesicht. »Wie schade, dass
du nicht als Adelige geboren wurdest. So aber bist du für uns zum Werkzeug des Unglücks geworden.«
»Nein, Laird«, rief sie rasch. »Noch ist es Zeit, dies zu verhindern. Deshalb bin ich ja zu Euch gekommen. Eure Söhne sind …«
Sein Blick, der eben noch freundlich auf ihr geruht hatte, wurde hart.
»Ich habe keine Söhne mehr«, sagte er in kaltem Ton. »Niemand aus meiner Familie wird mir als Clanchief nachfolgen. Sie werden beide sterben, der eine an seiner Bosheit, der andere an seinem Ungehorsam.«
»Connor wird sich besinnen … er liebt Euch, und Ihr liebt ihn. Habt Ihr das vergessen, Laird?«
»Wenn er mich liebte, dann würde er tun, was sein Vater befiehlt.«
Aufgeregt stützte er sich mit der Linken auf die Lehne, als wolle er sich erheben, doch sie sah, dass er viel zu schwach dazu war. Wie verbohrt er war, wie sehr er sich selbst in seinem Zorn schadete. Besorgt sah sie, dass seine Augen von roten Äderchen durchzogen waren, nicht nur seine alten Wunden schufen ihm Schmerzen, er war krank, vielleicht würde er nicht mehr lange zu leben haben.
»Du willst seine Beschützerin sein, kleine Bardin«, rief er höhnisch. »Dann sieh zu, wie du ihn vor seinem Schicksal bewahrst. Wohin wollte ihr gehen, ihr beide? Wer wird euch aufnehmen? Hast du vergessen, dass die Engländer nach Connor suchen? Dass ein Verräter ihm folgt? Ihr werdet keine Zuflucht und keine Heimat finden, wie die wilden Tiere werden sie euch hetzen und zuletzt wird Connor Bravehearts Schicksal erleiden. Durch Verrat wird er ausgeliefert werden. Niemand kann ihn davor bewahren.«
Malcolms Stimme setzte am Ende seiner Rede aus, die letzten Worte flüsterte er nur noch, dann schwieg er und rang
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