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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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konnte so recht begreifen, weshalb die kleine Bardin plötzlich Gast der Burgherrin sein sollte, da sie doch noch gestern der Grund für den bösen Streit zwischen dem Clanchief und seinem Sohn Connor gewesen war. Man warf sich verständnislose Blicke zu - nicht einmal Kelvin und Rona konnten sich die Sache erklären -, der eine oder andere leise Fluch war zu vernehmen, besonders Moira murmelte böse Verwünschungen vor sich hin, doch es regte sich kein lauter Widerspruch.

    »Ich bin sehr froh, dich zu sehen, Brianna«, fuhr Caja fort, wobei die allgemeine Verblüffung sich noch steigerte. »Steig ab und lass dich von meinen Mägden versorgen - danach erwarte ich dich in meinem Gemach.«
    Caja gab einige kurze Befehle, dann wandte sie sich um und verschwand im Dunkel des Eingangs. Leises Raunen erhob sich auf dem Hof, man schüttelte die Köpfe, zuckte die Schultern.
    »Siehste«, hörte Brianna Jodie befriedigt auftrumpfen.
    »Blöde Ziege«, zischte die ältere Schwester.
    Brianna entschied, dass es das Beste war, sich Cajas Wunsch zu fügen, obgleich sie wenig Lust auf ein Gespräch verspürte. Sie stieg von ihrem Pferd, reichte Kelvin die Zügel und bat ihn leise, ihr den Klepper in den Hof zu führen, denn sie habe nicht vor, sich lange hier aufzuhalten. Dann ging sie mit erhobenem Kopf und gemessenen Schritten hinüber zu der steilen Treppe, die hinauf in den Wohnturm führte. Widerwillig traten die Leute beiseite und gaben ihr den Weg frei, einige, die gerade eben noch gegen sie gewettert hatte, bereuten es jetzt schon und versuchten eine freundliche Miene zu zeigen, denn es war nicht gut, die Burgherrin zu erzürnen. Vor allem jetzt nicht, da der Burgherr und seine Söhne nicht anwesend waren und alle Herrschaft in Cajas Händen lag.
    Unversehens stand Brianna plötzlich vor Moira, die eigensinnig stehen blieb und ihre Blicke trafen sich.
    »Der Teufel soll mich holen, wenn ich deinetwegen auch nur einen einzigen Schritt tue«, murmelte Moira böse.
    »Wie auch immer - geh mir aus dem Weg!«

    Briannas dunkle Augen blitzten vor Zorn, und Moira, die keineswegs mutig war, bekam es mit der Angst.
    »Den bösen Blick hat sie, die Hexe.«
    Hastig sprang sie beiseite und trat dabei gegen einen Wäschekorb, die gewaschenen, nassen Hemden kippten auf den schlammigen Hof. Als Brianna die Treppe zum Turm hinaufstieg, schallte lautes Gezeter hinter ihr, denn die Eigentümerin der Wäschestücke verlangte von Moira, sie solle zum See laufen und die Hemden sauber waschen.
    Nur fort hier, dachte Brianna. So rasch wie möglich und für immer.
    Ein junger Knappe empfing sie an der Turmtreppe, er war auf Befehl seiner Herrin herbeigeeilt, um den Gast zu geleiten, als sie das erste Stockwerk erreichten, standen dort Mägde bereit, die sie in die Halle baten. Es seien Speisen und ein Trunk für sie angerichtet. Brianna dankte und lehnte ab.
    »Führe mich zu Caja MacDean!«, befahl sie dem Knappen.

Kapitel 29
    Caja empfing sie in einem Gemach, das ganz offensichtlich allein der Burgherrin vorbehalten war. Es war ein angenehmer Raum, nicht groß, aber mit einem hohen Fenster aus gelben und grünen Glas. Die Mittagssonne ließ die Scheiben aufblühen und warf ein buntes Schattenmuster über den Boden, so als gäbe es dort im Holz der Dielen ein zweites Fenster, durch das man tief in den Turm hinein bis in die Kellergewölbe hinabsehen könnte.
    »Sei mir willkommen«, sagte Caja. »Es ist eine Zeit voller Sorgen für mich, deshalb bin ich sehr froh, dass du mir ein wenig Gesellschaft leisten willst.«
    Das war keineswegs Briannas Absicht, doch sie scheute sich, Caja vor den Kopf zu stoßen, denn sie hatte sie sehr freundlich empfangen.
    »Ich kam, um die Pferde und das Gepäck …«
    »Ich weiß, weshalb du gekommen bist, Brianna«, unterbrach Caja. »Und ich bin nicht einverstanden damit. Aber zuerst lass dir danken. Connor hat uns gestern nur einige kurze Worte zur Erklärung gegeben, doch ich habe sehr wohl begriffen, dass du es warst, die diese Entscheidung gefällt hat. Ich bewundere dich sehr, Brianna, denn du hast das Herz und den Verstand einer Herrscherin.«
    Brianna schwieg zu diesem Lob, denn sie hatte Ähnliches niemals angestrebt. Sie hatte alles für Connor getan und für seine Familie, aber auch für sich selbst, und sie war zufrieden, dass ihre Absicht
wohl gelungen war. Connor hatte mit seinen Eltern gesprochen, er war fortgeritten, um den Willen seines Vaters zu erfüllen und um Frieden zu schaffen. Vielleicht

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