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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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irgendwie unterwegs verdienen, unten in den Lowlands, in England, vielleicht sogar auf dem Kontinent - auf jeden Fall weit fort von Connors Heimat.
    Es war ein klarer, kühler Herbsttag, ein Merlinpärchen kreiste über der Heide, wand sich immer höher in den wolkenlosen Himmel hinauf, bis die kleinen Vögel im Licht der Sonne goldfarbig erschienen. Ein paar Krähen und weiße Möwen, die landeinwärts geflogen waren, stritten sich um die Vorherrschaft über ein Wiesenstück, in den schütteren Wäldchen beugten sich dürre Kiefern, an den wenigen Laubbäumen waren ein paar rote und gelbe Blätter zurückgeblieben, die jetzt wie bunte Früchte in der Sonne glänzten.
    Als sie den weiten, glitzernden See und die Umrisse von Glenworth Castle in der Ferne erblickte, musste sie tief durchatmen, um das Herzklopfen zu bezwingen. Es wäre einfacher gewesen, nicht hierher zurückzureiten, denn sie ahnte, dass man sie feindselig empfangen würde. Sie zweifelte nicht daran, dass Connor seinen Entschluss wahrgemacht hatte. Aber wusste man in Glenworth Castle bereits davon, dass er um Isla MacMorris werben wollte?
    Beim Näherreiten entdeckte sie einige Frauen und eine Horde Kinder auf der schmalen Landbrücke, die zur Burg führte. Die Frauen waren beschäftigt, Wäschestücke im Wasser zu reinigen und sie auf einigen breiten Steinen zu walken und zu klopfen, wobei
auch die kleinen Mädchen mithelfen mussten. Die Knaben hielten Angelruten ins Wasser oder spielten mit Murmeln, einige verwegene Bürschlein waren in den See gestiegen, lärmten angeberisch und bespritzten sich gegenseitig mit dem kalten Seewasser. Alle hielten inne, als sie die Bardin erkannten, die Wäscherinnen hoben die Köpfe und tuschelten, auch die Kinder unterbrachen ihre Spiele und beobachteten neugierig, wie Brianna an ihnen vorüberritt. Nur ein kleiner Rotschopf sprang auf und lief hinter Brianna her.
    »Ich hab gewusst, dass du wiederkommen würdest«, sagte Jodie triumphierend. »Du musst dich beeilen, Brianna. Connor ist gestern zu den MacMorris geritten, aber wenn du gleich dorthin aufbrichst, kannst du ihn noch erreichen.«
    Jodie hatte ihren Steigbügel mit beiden Händen ergriffen und Brianna musste lächeln, als sie in das aufgeregte Gesicht des Mädchens sah. Ja, sie hatte sich wohl eine kleine Freundin erworben, ausgerechnet Moiras Tochter schien auf ihrer Seite zu sein.
    »Sei nicht traurig, Jodie«, sagte sie freundlich. »Aber ich werde ganz gewiss nicht zu den MacMorris reiten. Connor wird Isla zur Frau nehmen, so ist es abgemacht, und es ist auch richtig so.«
    Enttäuscht schob die Kleine die Lippen vor, doch sie gab ihre Idee noch nicht auf und lief neben Briannas Pferd her.
    »Weißt du, Brianna, ich bin richtig froh, dass er meine dumme Schwester nicht heiraten wird. Aber Isla MacMorris, die soll eine hässliche, bleiche Ziege sein und außerdem viel zu alt für Connor. Das wäre wirklich ein Jammer, wenn er sich die an den Hals hängen würde. Bitte reite ihm nach, Brianna.«

    »Aber Jodie.«
    »Bitte! Du musst es tun. Ich habe doch alle meine Murmeln darauf verwettet, dass ihr beide doch noch heiraten werdet. Wenn du mich im Stich lässt, bin ich arm.«
    Jodie musste Briannas Steigbügel rasch loslassen, denn jemand zerrte von hinten an ihrem Kleid. Es war ihre Schwester Bonnie, die wegen ihrer Körperfülle nicht so rasch hatte laufen können, jetzt aber, da sie Jodie erreicht hatte, begann sie laut zu schelten und drohte der jüngeren Prügel an, falls sie nicht sofort gehorchte.
    »Wenn Mama erfährt, dass du mit der da geredet hast, dann kannst du was erleben!«, keifte sie.
    Brianna trieb ihr Pferd an - sie wollte diese ganze unangenehme Sache so rasch wie möglich hinter sich bringen. Im Trab ritt sie durch das Burgtor in den Hof hinein, zog die Packpferde hinter sich her und hielt auf Kelvins Häuschen zu. Doch sie hatte Pech, denn der erste schöne Sonnentag nach dem langen Regen hatte zahlreiche Burgbewohner nach draußen gelockt. Der Wagner hämmerte auf seinen Hölzern herum, Sättel wurden geflickt, Lederzeug in Ordnung gebracht, und einige Frauen waren beschäftigt, die Wäsche an aufgespannte Seile zu hängen. Alle ließen ihre Arbeit ruhen und glotzten sie an.
    »Die Bardin«, hörte Brianna es flüstern.
    »Dass die sich hierher zurückwagt.«
    »Sie wird ihren Bräutigam suchen - aber den erwischt sie nicht mehr.«
    »Ist zur Besinnung gekommen, unser junger Herr, und hat die Heidin zum Teufel

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