Herzensstürme - Roman
die Spitze seines Schwertes in einen Feind.
Sie versuchte sich zu wehren, doch er hielt sie so fest umklammert, dass sie sich kaum regen konnte. Nie hatte sie gespürt, welche Kraft in ihm steckte. Hilflos musste sie zulassen, dass seine Hände in wütender Gier unter ihr Kleid griffen, ihr fast das Hemd zerrissen, um ihre Brüste und ihren Schoß in Besitz zu nehmen.
»Solche Schönheit«, murmelte er heiser. »Und das Herz einer Hure!«
Keuchend riss er sich endlich von ihr los, denn er musste all seine Kraft aufbieten, um der Versuchung zu widerstehen, sie ganz und gar zu nehmen. Er ließ sie stehen und stürzte zur Tür, dort wandte er sich um, und ihr Anblick nahm ihm erneut fast die Sinne. Wie verlockend sie war in ihrer Verzweiflung, die Wangen gerötet, das Haar aufgelöst, das Kleid noch nicht wieder ganz herabgezogen, so dass ihre bloßen Knie zu sehen waren.
»Wenn noch ein Fünkchen unserer verlorenen Liebe in dir glimmt«, rief er, vor Zorn und Leidenschaft außer sich. »Dann verlasse diese Burg, Bardin! Zieh davon, wohin auch immer, damit ich dich niemals wieder sehen muss!«
Er schämte sich zutiefst, kaum dass er die Tür hinter sich zugezogen hatte. Kelvin, der auf einem Fass hockte und den Mond anstarrte, sagte kein einziges Wort, doch Connor spürte seine Verachtung, und er eilte hastig davon.
Als Kelvin wieder in die Hütte trat, hockte Brianna schluchzend auf ihrem Lager. Er kniete sich neben sie und schob den Hund beiseite, der ihr die salzigen Wangen leckte.
»Ich kann seinen Ärger ja verstehen«, murmelte er. »Aber das war zu viel.«
Sie gab keine Antwort, so dass er jetzt besorgt wurde.
»Hat er dich etwa geschlagen?«
Sie schüttelte den Kopf und heulte weiter. Kelvin wurde von Mitleid übermannt, er legte den Arm um sie und zog sie auf seinen Schoß.
»Na komm, Mädchen«, murmelte er unbeholfen. »Morgen reiten wir beide davon - ich bin sowieso keiner, der gern auf einer Hochzeit frisst und säuft. Du kannst bei uns unterkommen, Kleine. Rona wird sich freuen, sie mag dich gern. Sie hat sich immer eine Tochter gewünscht, die Arme. Ich glaube, sie wäre richtig glücklich, wenn du bei uns bliebest …«
»Ach Kelvin«, schluchzte Brianna. »Weshalb bist du nicht mein Vater? Ich wünschte, du wärest es …«
»Wolltest du vielleicht meinen Zinken in deinem Gesicht haben, Kleine?«
Sie schmiegte sich an ihn. Hatte ihr wirklicher Vater sie jemals im Arm gehalten und getröstet? Sie wusste es nicht.
Kapitel 32
Kaum dass der erste Hahn gekräht hatte, hörte man das Rasseln der Brunnenkette und das Geschwätz der Mägde, die die hölzernen Eimer füllten, um sie hinüber in den Wohnturm und in die Burgküche zu tragen. Die Knechte hoben ächzend den Querbalken, der das Tor von innen verschloss, die Torflügel knirschten, als man sie aufschob, im Haus nebenan begann ein Schuhmacher auf dem Leisten herumzuhämmern.
Kelvin drehte sich grunzend auf seinem Lager herum, Brianna schob den braunen Zottelhund beiseite, der neben ihr genächtigt hatte, und erhob sich seufzend. Sie hatte kaum ein Auge geschlossen in dieser Nacht, jetzt war an Schlaf überhaupt nicht mehr zu denken.
Als sie die Tür des Hauses öffnete, schien der Himmel über dem klobigen Wohnturm gleißend aufzubrechen, heller Morgenschein drang zwischen den dunklen Wolken hervor. Sie blinzelte und lief dann zum Brunnen hinüber, stritt mit zwei Mägden um einen leeren Eimer und trug das Gefäß schließlich randvoll mit Wasser gefüllt ins Haus, um die Pferde zu tränken.
Kelvin saß inzwischen auf dem Lager und rieb sich die Augen, dann trat er zur Tür und reckte sich in der kühlen Morgenluft.
»Habe ich es nicht gesagt? Da kommen sie schon gelaufen mit Teppichen und Tüchern, um sie hier im
Hof auszuschütteln, damit wir die Augen voller Staub bekommen. Sogar die Betten und Polster schleppen sie herbei, um die Flöhe herauszuklopfen.«
Missgelaunt kehrte er ins Haus zurück und begann, im Gepäck herumzuwühlen, förderte einen Beutel mit hartem Brot, Käse und einem Wurstzipfel zutage und machte sich daran, das karge Frühmahl in zwei Portionen zu teilen. Keiner von beiden hatte Lust, in der Burgküche um eine Schale Gerstenbrei oder einen Becher Milch zu bitten.
»Wenn wir gegessen haben, packen wir alles zusammen und reiten davon«, meinte er kauend. »Das Tor ist sowieso geöffnet.«
Brianna zögerte. Sie hatte während der Nacht Zeit gehabt, über Connors Zornesausbruch nachzudenken, und ihr Kummer
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