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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Doch alles war ihr vollkommen fremd gewesen. Eine kleine Hoffnung blieb ihr noch, sie musste versuchen, in die Gemächer des Burgherrn zu gelangen. Möglich, dass sich dort etwas fand, das ihr weiterhalf.
    »Isla hat einen guten Ehemann verdient«, fuhr Kelvin fort. »Ich habe sie oft gesehen, als sie noch ein kleines Kind war. Ohne Mutter ist sie aufgewachsen, denn Glenda MacMorris starb bei ihrer Geburt. Ein mageres Hühnchen war Isla, schüchtern, kaum ein Wort war aus ihr herauszubringen. Sie stand oft allein, denn keines der Mädchen wollte mit ihr spielen, da habe ich dann versucht, sie zumLachen zu bringen …«
    Auch Brianna hatte die blasse Isla mit Mitleid betrachtet, denn sie hatte sich Connors adelige Braut ganz anders vorgestellt. Betrübt dachte sie daran, dass Finley vermutlich bald nach Islas Geburt ins Heilige Land gezogen war. Hatte er seine verstorbene Frau Glenda geliebt? Sicher - sonst hätte er nicht um ihretwillen eine solch gefährliche Pilgerfahrt angetreten. Wie lange hatte es wohl gedauert, bis er in der Fremde eine neue Liebe fand? Ein Jahr? Zwei? Als er heimkehrte, brachte er eine junge Frau und eine kleine Tochter mit. Wie mochte Isla da zumute gewesen sein?

    Nein, dachte sie. Es wäre wohl besser, wenn er nicht mein Vater ist.
    Kelvin hatte inzwischen versucht, wenigstens einige der breiten Ritzen mit ein paar herumliegenden Säcken zu verstopfen, dabei wirbelte er eine Menge Staub auf und zu allem Überfluss knurrte ihn der braune Hund an. Es war wirklich ein jämmerliches Quartier, das man ihnen zugewiesen hatte. So viel Glanz und Pracht Gavin oben in der Halle zur Schau stellte, so kläglich war der Zustand, in dem sich die Häuser in der Vorburg befanden.
    »Was für eine verrückte Idee, hier als Bardin aufzutreten«, regte Kelvin sich auf, dann musste er niesen. Zornig schob er den Hund beiseite, der wagte nicht, weiter zu knurren und verzog sich unter den Bauch des Kleppers.
    »Viel einfacher wäre es gewesen, dem Burgherrn zu erzählen, wer du bist und was du hier suchst. Das ist ehrlicher und anständiger, als solch ein Spiel aufzuführen.«
    Brianna wickelte sich in ihr Plaid und lehnte den Rücken müde gegen die Bretterwand. Es war kalt, und sie ärgerte sich über Kelvins beständiges Genörgel.
    »Was sollte ich Sir Gavin wohl erzählen?«, meinte sie mürrisch. »Er würde mich doch nur auslachen.«
    »Das kann wohl sein!«
    »Beantworte bitte endlich meine Frage, Kelvin. Wozu habe ich dich mitgenommen?«
    »Als Spitzel, der dir hinterher berichten soll, was über dich geredet wurde«, schimpfte er und setzte sich ächzend auf sein Lager. »Wenn nicht Caja MacDean es mir selbst befohlen hätte - nie im Leben hätte ich mich zu so etwas hergegeben. Ich bin ein Krieger und kein …«

    »Schon gut. Also, was haben sie gesagt?«
    Unwillig begann er einiges aufzuzählen. Alle hatten ihren Gesang gelobt, ihr Spiel auf der Laute, ihren Tanz. Ja, einige der älteren hätte gemeint, solche Klänge schon einmal gehört zu haben. Vor langer Zeit. Auch von ihren Augen sei geredet worden, aber das geschah vermutlich überall, wo sie auftrat. Und die Laute habe man wiedererkannt - das allerdings habe gar nichts zu sagen.
    »Nein«, seufzte sie. »Aber immerhin - sie glauben, diese Gesänge und den Lautenklang zu kennen. Und meine Augen … Ob sie Finleys zweite Frau damals gesehen haben? Dann müssten sie doch wissen, ob ich ihr ähnlich bin.«
    Kelvin zuckte mit den Schultern und streckte sich dann auf seinem Lager aus. Knurrend rückte er sich auf dem harten Untergrund zurecht, zog ein Plaid über sich und schloss die Augen.
    »Wenn überhaupt, dann haben nur wenige sie gesehen«, meinte er schläfrig. »Finley hat sie doch vor allen versteckt.«
    »Auch die kleine Tochter?«
    »Woher soll ich das wissen? Schlafen wir jetzt, es ist weit nach Mitternacht. Morgen früh wird wieder Lärm auf dem Hof sein - die Hochzeit wird vorbereitet, da ist das Weibervolk am Kreischen und Rennen.«
    Die Hochzeit, dachte Brianna mit Kummer im Herzen. Wenn ich tatsächlich Finleys Tochter sein sollte, dann wird Connor mein Schwager werden. Besser ist, wenn er es niemals erfährt …
    Ein Windstoß fuhr über den Hof, warf einen hölzernen Eimer um und ließ die Dachschindeln klappern. Fröstelnd zog sie das Plaid enger um den Körper
und rutschte auf dem Lager herum, denn ein eisiger Zugwind blies durch eine breite Ritze zwischen den Brettern. Das kleine Talglicht, das man ihnen gegeben hatte,

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