Herzensstürme - Roman
verlockend und geschmeidig, dass sie allen Anwesenden, sogar den Frauen, die Sinne verwirrte. Wütend verfolgte er ihre hohen Sprünge, glaubte vor Eifersucht bersten zu müssen, wenn die Männer in seiner Umgebung anzügliche Bemerkungen machten, denn natürlich flatterte ihr Gewand bis hinauf zu ihren Knien, einmal sogar noch ein Stück höher.
Singend und mit den Füßen stampfend führte sie den Reigen an, zog die Tänzer hinter sich her durch den ganzen Saal und griff dann zur Laute, um die vorgeschriebenen
Tanzfiguren zu begleiten. Es half ihm nichts, er musste mittun, sich im Takt ihrer Füße und zum Klang ihrer Laute bewegen, seine Tanzpartnerin zärtlich anlächeln, wie es vorgeschrieben war, sich mit einer kleinen Verbeugung von ihr verabschieden, um die nächste Tänzerin zu grüßen …
Immer wenn es ihm möglich war, starrte er zu Brianna hinüber, verbrannte sie geradezu mit seinen zornigen Blicken. Doch sie schien von alledem gänzlich unberührt und schaffte es immer irgendwie, seinen Augen auszuweichen. Sie verhielt sich genau so, als sei er gar nicht da.
Kapitel 31
Spät in der Nacht erst endete die Feier, und Brianna hatte es eilig, in ihr Quartier zu gelangen. Man hatte sie und Kelvin in einem leerstehenden Haus in der Vorburg untergebracht, auch der Klepper und Kelvins Pferd standen dort, dazu hatte sich ein brauner, zottiger Hund gesellt, der von beiden Pferden geduldet wurde.
»Es muss auf meiner Stirn geschrieben stehen«, knurrte Kelvin unzufrieden. »Mit breiten Lettern, so dass jeder es entziffern kann, der des Lesens kundig ist. »Dieser Kerl ist ein gutmütiger Trottel«, steht dort.«
Man hatte ihnen nicht einmal Strohsäcke gegeben, nur ein paar alte Decken und zwei Ziegenfelle, auch pfiff der Wind durch die Ritzen des Häuschens, denn es war aus Holz erbaut und niemand hatte sich die Mühe gemacht, die Zwischenräume zwischen den Brettern mit Werg zu verstopfen. Brianna war jedoch alles gleich, denn sie befand sich in einem merkwürdigen Schwebezustand zwischen tiefster Erschöpfung und heller Aufregung, ihre Pulse hämmerten, ihre Gedanken kreisten und zugleich zitterten ihr die Knie vor Müdigkeit.
»Was hast du gehört, Kelvin? Was haben sie gesagt, als ich sang?«
Doch Kelvin war noch allzu sehr mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt, um sich schon auf Briannas Fragen einzulassen..
»Als Connor mit seinen Genossen nach London
ritt - wer musste bei diesem irrwitzigen Unternehmen den Boten und Helfer spielen? Kelvin natürlich. Wer durfte sich auf dem Markt in Musselburgh Connors wegen herumprügeln? Wieder Kelvin, der Dummkopf. Und wer bekommt den Auftrag, mit einer Bardin zu den MacMorris zu reiten, um herauszufinden, ob sie vielleicht gar eine Halbschwester des Clanchiefs ist? Na, wer schon? Kelvin, der ja für jede schwachsinnige Unternehmung genau der Richtige ist. Was ist mit mir? Weshalb haben es alle Verrückten auf mich abgesehen?«
»Weil du ein ehrlicher und treuer Mensch bist«, gab Brianna lächelnd zurück. »Connor hat keinen besseren Freund als dich.«
Kelvin brummte, dass Connor ihm diese Treue übel gelohnt hätte, denn er habe ihn zu seiner Brautwerbung nicht mitgenommen. Doch im Grunde seines Herzens hatte Briannas Lob ihm wohlgetan, und sein Ärger löste sich auf.
»Du hast ihm übel mitgespielt, Brianna.«
»Ich weiß«, sagte sie schuldbewusst. »Ich wünschte, Connor wäre nicht hier und hätte mich nicht gesehen. Aber wenn Caja mit ihrer Vermutung Recht hätte, dann wäre doch alles ganz anders …«
»Hirngespinste«, sagte Kelvin kopfschüttelnd. »Caja ist eine kluge Frau und eine gute Herrin - aber was sie dir da in den Kopf gesetzt hat - ich kann es nicht verstehen. Connor soll Isla heiraten, damit endlich Frieden ist und wir uns gemeinsam mit den MacMorris gegen die Engländer wehren können. Und auch Islas wegen bin ich zufrieden, denn Connor wird ihr ein guter Ehemann sein.«
»Meinetwegen«, sagte Brianna verärgert. »Und dennoch will ich Gewissheit haben.«
Kelvin hatte nicht Unrecht. Selbst wenn sie Finleys Tochter sein sollte - dann war sie immer doch das Kind jener verhassten Sarazenin, die der Clan nach dem Tod des Burgherrn fortgejagt hatte. Weshalb sollte Galvin sie als seine Halbschwester anerkennen? Ihr vielleicht gar einen Teil des väterlichen Erbes zusprechen? Es gab keinen einzigen Beweis für ihre Herkunft. Auch sie selbst war unsicher, denn sie hatte gehofft, sich an die Burg und auch die Halle erinnern zu können.
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