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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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verwandt wäre - ich wollte sie nicht haben!«
    »Endlich wirst du vernünftig«, sagte Kelvin erleichtert. »Lass uns die Pferde satteln.«
    »Nicht vor morgen früh«, versetzte sie halsstarrig.

Kapitel 33
    Als sie gegen Abend zum Wohnturm hinüberging, war der Burghof immer noch voller Menschen. Frauen banden Kränze aus Fichtengrün, mit denen die Halle und die Tafel geschmückt werden sollten, ein paar ehrgeizige Knappen übten sich im Stockkampf und zu allem Überfluss waren inzwischen auch Schausteller und Barden angekommen. Während der Hochzeitsfeierlichkeiten würde vor den Toren der Burg ein Markt abgehalten werden, dazu sollte es freie Kost und einige Fässer Bier für die Pächter und hörigen Bauern geben.
    Brianna hatte es eilig, an den Barden vorüberzu laufen, denn sie fürchtete, es könnten einige der Burschen dabei sein, mit denen sie damals in Streit geraten war. Sie gönnte ihnen den gut bezahlten Auftritt bei der Hochzeit von ganzem Herzen, sollten sie fiedeln und plärren - ihr war es gleich, denn sie würde an diesem Tag gewiss nicht mehr auf der Burg sein. Vor der Treppe, die in den Wohnturm hinaufführte, hatte jemand einen Karren abgestellt, so dass sie einen kleinen Umweg gehen musste. Es war ein schmutziges, heruntergekommenes Gefährt, das eine Rad war geflickt, auch eine der beiden Deichselstangen war der Länge nach gespalten und mit einigen Lederriemen notdürftig zusammengebunden. Dennoch erkannte sie diesen fatalen Karren, denn sie war jahrelang damit in England von Burg zu Burg gefahren. Konnte es sein,
dass Logan ihr bis hierher in die Highlands gefolgt war?
    Das war kein angenehmer Gedanke, denn sie war jetzt allein, höchstens Kelvin würde ihr helfen, doch weshalb sollte er sich ihretwegen mit einem Barden herumprügeln? Sie konnte nur hoffen, dass Logan sie noch nicht entdeckt hatte. Aber vermutlich saß er in der Küche, ließ sich füttern und vor allen Dingen mit Bier versorgen - am Abend würde er gewiss stockbesoffen sein. Und morgen früh war sie längst fort.
    »Die Herrin fühlt sich nicht wohl - es darf niemand zu ihr!«
    Der Page machte ein wichtiges Gesicht und nickte wieder mit dem Kopf, während er seinen Satz aufsagte. Brianna hätte ihn am liebsten an seinen abstehenden Ohren gezogen.
    »Sie hat mich für den Abend zu sich bestellt«, beharrte sie energisch. »Geh und frage nach!«
    Der Kleine schien verwirrt, denn er war nicht auf Widerspruch gefasst gewesen, deshalb begann er seinen Spruch von vorn.
    »Die Herrin fühlt sich nicht wohl …«
    »Gehst du jetzt zu ihr, oder muss ich dir Beine machen?«
    »Aber …«, stotterte er ängstlich. »Aber die Herrin fühlt …«
    »Los!«, rief Brianna laut und stampfte mit dem Fuß auf.
    Erschrocken rannte er die Treppe hinauf, prallte gegen den Bauch einer fülligen Magd, die einen Krug trug, und handelte sich eine kräftige Maulschelle ein.
    Brianna stand unten im Turmeingang, umklammerte zornig das lederne Futteral, in dem ihre Laute steckte, und konnte nicht fassen, dass diese einmalige
Gelegenheit an ihr vorübergehen sollte. Die Dame fühlte sich nicht wohl - was konnte Isla MacMorris schon fehlen, die gemütlich oben in ihrem Gemach hauste, von Mägden und Pagen bedient wurde und die Aufsicht über den Haushalt und die Angestellten ihrer Tante überließ? Von solch sorglosem Dasein konnte manch andere nur träumen.
    Es dauerte nur kurze Zeit, dann war der Kleine wieder da. Er keuchte noch von dem raschen Lauf, und seine Ohren glühten.
    »Die Herrin bittet Euch hinauf.«
    Erleichtert stieg sie in den zweiten Stock empor, wo der Page sie vor eine bogenförmige Pforte führte. Sie war mit zwei breiten, eisernen Bändern verstärkt, die waagerecht über das Holz genagelt waren. An der linken Seite hatte der Schmied die Enden der Beschläge fünffach geteilt und kunstvoll zurechtgeschmiedet, so dass sie Händen mit gespreizten Fingern glichen.
    Kannte sie diesen Türschmuck? Wo hatte sie ihn gesehen? Es konnte auf einer der vielen Burgen gewesen sein, wo sie als Bardin aufgetreten war. Es konnte aber auch …
    »Tretet ein!«
    Das Gemach, in das sie nun eingelassen wurde, war ebenso wie die Halle sehr reich ausgestattet, farbige Wandteppiche, wohin das Auge blickte, glänzende Gefäße, Truhen aus dunklem Holz, schön geschnitzte Stühle mit hohen Rückenlehnen. Nichts davon kam ihr bekannt vor. Auf einem kleinen Tischlein waren silberne und goldene Schmuckstücke ausgebreitet, schlanke Fingerringe, Ohrgehänge,

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