Herzensstürme - Roman
mir ist es nicht angenehm, deshalb schlafe ich lieber draußen vor deiner Tür.«
»Wie du willst«, sagte sie beleidigt. »Ich habe es nur gut gemeint.«
»Danke für die Fürsorge, Bardin - du bist wirklich ein liebes Mädchen.«
Jetzt wurde sie ärgerlich, denn sein Ton war eindeutig spöttisch.
»Bist du jetzt wütend, weil ich dich nicht mit zärtlichen Worten einlud, das Lager mit mir zu teilen? Ist es das?«, fauchte sie ihn an.
Er atmete tief ein und aus, wie man es tut, um nicht vorschnell Dinge zu sagen, die man später bereuen könnte.
»Keineswegs«, sagte er dann so leise, dass sie es kaum verstehen konnte. »Weshalb sollte ich wohl das Lager mit einer Bardin teilen?«
Sie flammte auf. Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein? So mancher Ritter hätte wer weiß was dafür gegeben, eine Nacht bei ihr zu liegen. Nicht dass sie Angus diese Gunst tatsächlich hätte anbieten
wollen - aber dass er sie von vornherein so hochnäsig ablehnte, verletzte sie tief.
»Ich vergaß, dass Ihr ein Ritter seid und Eure Nächte gewiss nur mit adeligen Damen verschönert - nicht mit einer Bardin, die noch dazu ein Sarazenenkind ist.«
»Jetzt ist es genug, Brianna!«
Zornig packte er sie bei den Schultern und drängte sie in die Kammer hinein, doch anstatt sie gleich wieder loszulassen und die Tür hinter ihr zu schließen, hielt er sie fest. Mit wild klopfendem Herzen stand sie in der Dunkelheit, spürte, wie seine Hände sich von ihren Schultern lösten, langsam über ihren Nacken wanderten, sich tief in ihr Haar gruben. Sein Atem ging rasch und stoßweise, als sei er wieder im Fieber, er knirschte mit den Zähnen, seine Hände ballten sich zu Fäusten, und sie hätte fast laut geschrien, denn er hielt ihr Haar dabei fest.
»Du sollst so etwas niemals wieder zu mir sagen, hast du gehört?«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Teile dein Lager mit wem du willst, aber nicht mit mir, denn ich liebe dich nicht.«
»Ich dich auch nicht!«, zischte sie.
Er ließ ihr Haar los, doch anstatt sie von sich zu stoßen, schlang er die Arme um sie und presste sie an sich. Sie glaubte, sterben zu müssen, keine Luft mehr atmen zu können - wie konnte ein Mensch nur solche Kraft besitzen? Seine Arme schienen aus Eisen, jeden Muskel seines Körpers konnte sie spüren, unbarmherzig hart umklammerte er sie, als wolle er sie foltern, und zugleich hämmerte ihr Herz, und sie fühlte ein nie gekanntes, glühendes Begehren.
So plötzlich wie er sie gefasst hatte, so rasch ließ er sie nun auch wieder aus seinen Armen, stieß
sie von sich, doch sacht, damit sie sich nicht verletzte.
»Schlaf jetzt!«, herrschte er sie an.
Sie hätte ihm gern eine wütende Antwort entgegengeschleudert, doch in ihrem Kopf war ein wüstes Durcheinander, das sie unmöglich in Worte fassen konnte. Gleich darauf hatte er die Tür vor ihrer Nase geschlossen, und da es in der Kammer nicht einmal eine Kerze gab, stand sie in vollkommener Finsternis.
Schwer atmend lehnte sie sich gegen die Wand. Was war das jetzt gewesen? Hatte er sie vor Zorn ersticken wollen? Oder … oder … Aber wenn er andere Absichten gehabt hatte, dann hätte er sie doch geküsst? Vor allem wäre er dann nicht gleich wieder davongelaufen.
Nein, er war schon ein seltsamer Vogel, und sie wusste tatsächlich nichts von ihm. Eine Weile überlegte sie, ob er vielleicht irrsinnig war, doch diesen Gedanken verwarf sie gleich wieder.
Ein leises Scharren ließ sie vermuten, dass er es sich jetzt vor der Tür auf dem Boden bequem machte- sollte er sich doch ruhig einen Schnupfen holen. Sie würde ihm jedenfalls nicht ihren Mantel oder eines der Bündel hinausbringen, damit er bequemer liegen konnte. Stattdessen kroch sie selbst auf das Lager, rollte sich zusammen und beschloss, lieber zu schlafen als sich weiter Gedanken über diesen Spinner zu machen, der ihre Zuneigung und Fürsorge nicht verdiente.
Es war nicht leicht mit dem Einschlafen, denn das seltsam erregende Empfinden, das sie in seinen Armen gespürt hatte, wollte immer wieder in ihr aufsteigen. Wie hart er zugefasst hatte, es hatte ihr wehgetan und doch fragte sie sich, ob seine Hände nicht auch
sanft sein konnten. Ach, er war ein Krieger, das hatte er ja selbst gesagt, er konnte das Schwert führen und auch mit den Fäusten zuschlagen. Von Zärtlichkeiten verstand er gewiss nicht viel.
Aber trotz allem war es ungeheuer schön gewesen, in seinen Armen zu liegen. Wieso eigentlich? Hatte sie vielleicht Ähnliches empfunden, als
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