Herzensstürme - Roman
sagte Angus. »Habt keine Sorge - ich hänge an meinem Leben, denn es gehört Schottland, meiner Heimat, für die ich bis zum letzten Atemzug kämpfen werde.«
»Das ehrt dich«, nahm nun der Burgherr das Wort. »Und doch - wozu noch kämpfen? Braveheart ist tot, er war Schottlands größte Hoffnung, doch er wurde besiegt und gefangen. Sag mir, wie er gestorben ist, Connor.«
Es entstand eine kurze Stille, und Brianna presste das Ohr fester gegen das Eichenholz. Dann hörte sie Angus’ Stimme, die dunkel klang, als spreche er von einem herben Schmerz.
»Sie haben ihn gequält und geschändet, Laird, nie sah ich einen Mann einen schlimmeren Tod erleiden. Und doch lebt Braveheart weiter, denn jeder schottische Kämpfer trägt ihn in seinem Herzen. Sie mögen ihre Garnisonen bauen und unsere Burgen besetzen - doch es wird ihnen niemals gelingen, unseren Widerstand zu brechen.«
»Ich höre den Highlander aus deiner Rede«, sagte der Burgherr. »Ihr Burschen dort oben im Norden seid schon immer stur gewesen - vielleicht seid ihr die Männer, die unser Land jetzt nötig hat. Ich selbst bin alt, und meine Beine wollen mir den Dienst versagen - der Kampf ist für mich zu Ende.«
»Dennoch könntet Ihr mir einen Gefallen erweisen, Laird«, erwiderte Angus.
»Welchen? Soll ich einen Boten an deinen Bruder in Kimber Castle schicken?«
»Nein. Aber Ihr könntet die Bardin bei euch aufnehmen und sie den Winter über auf der Burg behalten.«
Brianna glaubte, sich verhört zu haben. Er wollte
sie an Ryan MacLoyd verhandeln. Welch unglaubliche Frechheit.
»Du fürchtest, sie könne in Gefahr geraten, wenn sie allein umherzieht, nicht wahr?«, meinte jetzt die Burgherrin. »Wir nehmen sie gern bei uns auf, denn sie ist mir bereits jetzt ans Herz gewachsen. Nie hörte ich solch kunstvolle und liebliche Weisen. Zudem ist sie eine Schönheit und scheint sich ihres Wertes wohl bewusst. Fast ist es schade, dass sie nur als Bardin geboren wurde.«
»Sie ist ein wenig dickköpfig«, sagte Angus. »Aber ich denke, dass Ihr Wege finden werdet, sie zu überzeugen. Ein sicheres Quartier für den Winter ist für eine Bardin schließlich nicht zu verachten.
Wann werden die Gewappneten weiterziehen?«
»Zum Glück schon morgen, sie sind die Ablösung und werden in der Garnison an der Küste erwartet.«
»Dann haben sie morgen andere Dinge zu tun, als nach den beiden Barden zu fragen. Gut so. Ich werde in der Morgendämmerung reiten.«
»Sieh dich vor, Connor«, beschwor ihn die Burgherrin. »Vertraue niemandem - du weißt, dass ein Verräter auf dich angesetzt ist.«
Brianna hörte Angus verächtlich lachen, und sie beschloss, sich jetzt rasch wieder in die Kammer zurückzuziehen. Sie hatte genug gehört.
Es war ein kluger Entschluss, denn kaum hatte sie sich auf ihr Lager gelegt, da hörte sie, wie die Pforte geöffnet wurde und jemand sich vor ihrer Kammer niederließ. Angus - oder Connor, wie wohl sein richtiger Name war - wollte noch ein wenig schlafen, bevor er davonritt. Würde er sich von ihr verabschieden? Vermutlich nicht - er würde sich heimlich davonschleichen, dieser Schuft.
Sie überlegte, ob sie besser wach bleiben sollte, um den rechten Augenblick nicht zu verpassen, dann aber lächelte sie boshaft, zog eines der Bündel an sich und legte den Kopf darauf. Sie konnte beruhigt einschlafen - er würde die Burg ganz sicher nicht ohne sein Schwert verlassen.
Tatsächlich erwachte sie von dem knarrenden Geräusch der Tür, doch sie regte sich nicht und mimte die Schlafende. Er zögerte, blieb eine kleine Weile unbeweglich am Eingang stehen, wahrscheinlich fürchtete er, sie könne erwacht sein. Hatte er eine Kerze? Leuchtete er jetzt vorsichtig die Kammer aus, um nach dem Bündel zu suchen, in dem sein Schwert steckte? Sie verkniff sich das schadenfrohe Grinsen, stattdessen seufzte sie und drehte sich auf die andere Seite, wobei sie ihre Kopfunterlage mit beiden Armen umschlang.
Jetzt musste er sich etwas einfallen lassen, der große Held, der sich heimlich davonmachen wollte.
Er bewegte sich so leise, dass sie seine Annäherung nur spürte, jedoch keine Schritte hörte. Nur das kaum vernehmbare Knarren eines ledernen Gürtels zeigte ihr an, dass er sich neben sie gekniet hatte, und nun spürte sie auch die Wärme einer Kerze. Nur jetzt nicht mit den Lidern zucken, er leuchtete sie ab, wollte herausfinden, wie er das Bündel, in dem sein Schwert verborgen war, am geschicktesten unter ihrem Kopf hervorziehen
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