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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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der Ritter Gilbert sie umfasste? Brrrr! Nein, das war einfach nur grauenhaft gewesen. Und wieso zitterte sie dann immer noch vor Sehnsucht, wenn sie daran dachte, Angus könnte sie vor Tagen tatsächlich geküsst haben?
    Weil ich ein dummes Huhn bin, sagte sie sich. »Was wäre gut daran, hätte er mich tatsächlich geküsst? Gewiss hat er oben in seiner Heimat eine adelige Braut, die auf ihn wartet.«
    Auch Angus schien nicht gleich einschlummern zu können, denn sie hörte, wie er sich hinter der hölzernen Tür noch eine ganze Weile lang hin und herbewegte. Als sie gerade dabei war, ins Reich der Träume hinüberzugleiten, vernahm sie plötzlich ein leises Geräusch, als sei draußen vor ihrer Tür etwas auf den Boden gefallen. Es musste ein sehr leichter Gegenstand sein, ein Löffel, ein Hölzchen oder … eine kleine Flöte!
    Was trieb der da draußen auf dem Flur? Warf mit ihrer Flöte herum, weil er nicht schlafen konnte?
    Nein, sagte sie sich. Er ist aufgestanden und davongegangen, dabei ist ihm die Flöte auf den Boden gefallen.
    Sie kroch zur Tür und zog sie langsam auf, doch alle Vorsicht nutzte nicht viel, die Tür hing sowieso schon schräg in den Angeln und knarrte fürchterlich.
    »Angus?«
    Das Laternchen war fast niedergebrannt, doch
vor ihrer Tür war nichts, niemand, nicht einmal ein Schatten.
    Nun ja, dachte sie. Vielleicht hat ihn ein Bedürfnis nach unten getrieben? Wieso rege ich mich auf, er wird gleich wieder da sein. Dann jedoch glaubte sie, gedämpfte Stimmen zu hören, und sie schärfte ihr Gehör. Es waren mehrere Personen, zwei Männer, eine Frau. Eine der Männerstimmen gehörte mit Sicherheit Angus.
    Außer ihrer Kammer gab es nur noch einen einzigen Raum, der mit einer festen, eisenbeschlagenen Pforte gesichert war, dahinter lag das Gemach, in dem der Burgherr mit seiner Familie wohnte. Wenn sie das Ohr an diese Pforte legte, würde sie vielleicht verstehen, was dahinter gerade verhandelt wurde.
    Scheu sah sie sich um, denn es konnte immerhin sein, dass einer der kleinen Pagen oder eine Magd in einer dunklen Flurecke oder im Treppenaufgang schliefen - doch sie konnte niemanden entdecken. Nur die kleine Flöte lag auf den hölzernen Dielen, und sie steckte sie zu sich, während sie leise zur Pforte ging.
    »Es war nicht deine Schuld, Connor«, hörte sie die sanfte Stimme der Burgherrin. »Ein Verräter hat euren Plan misslingen lassen.«
    »Nein, Lady, so leicht mache ich es mir nicht.«
    Brianna stockte der Atem, denn es war Angus, der gerade geantwortet hatte. Wieso aber hatte die Burgherrin ihn mit »Connor« angeredet?
    »Ich hatte bereits einen Verdacht«, fuhr er fort. »Aber ich wollte es nicht wahrhaben, das war ein verhängnisvoller Fehler. Wäre ich nicht so dumm gewesen, dann säße Braveheart jetzt gesund neben uns.«
    »Niemand macht dir Vorwürfe, Connor. Du hast dein Leben gewagt wie auch alle anderen.«

    Das war die Stimme von Airdan Macloyd. Brianna presste ihr Ohr noch dichter gegen die Pforte, denn was sie da zu hören bekam, war nahezu unglaublich. Angus - wenn er überhaupt so hieß - hatte versucht, den schottischen Heerführer William Wallace, der Braveheart genannt wurde, aus dem Kerker zu befreien.
    »Ich habe mich geschämt, als Einziger entkommen zu sein, während alle meine Kameraden erschlagen wurden«, sagte Angus düster. »Inzwischen jedoch beneide ich sie, denn sie starben für Schottland, während ich selbst lebe und mich feige unter der Maske des Narren verstecke.«
    »Du bist nicht feige«, sagte die Burgherrin in eindringlichem Ton. »Eine kluge List ist oft mehr wert als tausend Gewappnete.«
    Brianna hörte Angus’ bitteres Lachen.
    »Ihr habt Recht, Lady. Und dennoch ist damit jetzt Schluss. Einen zweiten Abend wie diesen ertrage ich nicht.«
    »Aber die Rolle des Barden ist eine vorzügliche Tarnung. Nicht einmal Thomas Norwich hat dich erkannt, Connor. Das Land ist voller Engländer, überall haben sie Garnisonen gebaut, in den Städten und Burgen hat man englische Statthalter eingesetzt. Schlimmer aber noch ist, dass ihre Spione sich unter die Leute mischen, nicht einmal hier auf unserer Burg wage ich offen zu reden. Wenn du heil nach Kimber Castle kommen willst, solltest du noch eine Weile den Barden spielen.«
    Brianna hörte nun Schritte, und sie drückte sich rasch in eine dunkle Ecke, doch die Tür wurde nicht geöffnet, vermutlich war nur jemand im Raum auf-und abgelaufen.

    »Ich werde auch so nach Kimber Castle gelangen, Lady«,

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