Herzensstürme - Roman
nass, das dunkle Haar klebte an seiner Stirn, aus dem Bart tropfte es. Doch seine Augen waren
voller Zärtlichkeit, und obgleich er sie beschimpfte, spürte sie, dass er im Innersten tief bewegt war.
»Wie kommst du auf solch eine verrückte Idee?«, fragte er sie kopfschüttelnd.
»Er … er hat doch dein Pferd.«
»Das muss ihm zugelaufen sein.«
Lächelnd strich er ihr das nasse Haar aus dem Gesicht und wollte ihre Wange streicheln. Dann sah er, dass sie blutete, und seine Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen.
»Ich hätte ihn erschlagen sollen«, murmelte er.
»Er ist es nicht wert, Angus. Aber dennoch hätte ich ihn umgebracht, wenn er dir etwas angetan hätte.«
»Du bist ein schrecklich dummes Mädchen, Brianna.«
Seine Stimme war brüchig geworden, er kämpfte gegen seine Rührung an, und sie war sich nicht sicher, ob es der Regen war, der über seine Wagen rann, oder vielleicht gar eine Träne.
»Ich bin kein dummes Mädchen, verdammt!«, sagte sie aufgeregt. »Ich kann kämpfen und mich verteidigen, Angus.«
»Gewiss, das kannst du …«, murmelte er und untersuchte nun vorsichtig die kleine Platzwunde an ihrer Schläfe.
»Ich könnte dir auch als Botin oder als Spionin nützlich sein, und meine Lieder geben den Kämpfern Mut«, schwatzte sie weiter, um ihn nun endlich zu überzeugen. »Du wirst schon einsehen, dass du mich unbedingt brauchst, ohne mich wirst du deinen Kampf unmöglich erfolgreich führen, ich kann …«
Unvermittelt begann sie zu schluchzen und am ganzen Körper zu zittern, denn erst jetzt machte sich der Schrecken in seinem ganzen Ausmaß bemerkbar.
»Ganz ruhig«, murmelte er voller Zärtlichkeit und
hielt sie fest umfangen. »Es ist vorbei, Brianna. Er wird dir niemals wieder etwas zuleide tun, auch kein anderer Mann wird das wagen …«
Sie zitterte immer noch und presste sich eng an ihn, spürte seine Wärme und Kraft, die ihre Panik langsam vergehen ließen. Wann hatte sie sich jemals zuvor so geborgen an der Brust eines Mannes gefühlt? Vielleicht damals, als sie ein kleines Kind war und ihr Vater sie auf seinem Schoß hielt, doch die Erinnerung daran war so schwach, dass sie eher einem schönen Traum glich. Angus hielt sie lange schweigend umschlungen, ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, sie lauschte mit geschlossenen Augen auf das Rauschen und Rieseln des Regens im Laub der Eichen und spürte dabei, wie ihr Herzschlag sich langsam dem seinen anpasste.
»Hör zu, Brianna …«, sagte er nach einer Weile in sanftem Ton. »Wenn du mich begleitest, wird es für mich nicht ganz einfach werden …«
Sie wollte die wundervolle Geborgenheit nur ungern aufgeben, doch sie öffnete die Augen und lächelte ihn an.
»Ich werde alles tun, was du von mir verlangst, Angus«, schmeichelte sie. »Ich bin deine Bundesgenossin, du entscheidest, wo und wie ich meine Kräfte für Schottland einsetzen darf …«
»Das gerade ist die Schwierigkeit, Brianna«, murmelte er.
Ihr Kleid war am Halsausschnitt eingerissen und weit über ihre Schultern hinabgerutscht, so dass Schultern und Brüste entblößt waren. Sie spürte, wie seine Hände über ihre bloße Haut glitten, ihren Nacken streichelten, die Schultern liebkosten, dann bog er den Kopf herab und küsste ihre Halsgrube.
»Was tust du?«
»Still, Brianna«, sagte er leise mit tiefer Stimme.
Seine Lippen waren sanft und weich, sie suchten sich ihren Weg zwischen ihre Brüste, dann fühlte sie erschauernd, wie seine heiße Zunge ihre Haut berührte. Sein Kuss war voller Leidenschaft, und es schien, als müsse er sich Gewalt antun, um seine Lippen wieder von ihr zu lösen. Doch er hob ihr das Gewand langsam wieder über die Schultern und zog es sorgfältig vorn zusammen, um ihre Blöße zu bedecken.
»Auch ich bin nur ein Mann, Brianna«, flüsterte er und blickte sie mit ernsten Augen an. »Willst du diese Gefahr eingehen, wenn du mit mir reitest?«
Sie hatte seiner Berührung mit wild klopfendem Herzen standgehalten, doch nichts in der Welt hätte sie dazu gebracht, ihm einzugestehen, wie sehr sein Kuss sie erregt hatte. Jetzt schlug sie die Augen zu ihm auf und lächelte ihn mit harmloser Miene an.
»Ich habe keine Angst vor dir, Connor MacDean.«
»Dann bist du mutiger, als ich es bin, Brianna«, sagte er düster.
Kapitel 10
Sie war so glücklich, ihr Ziel erreicht zu haben, dass sie sich vorerst brav in seine Entscheidungen fügte. Sie ließen den Karren bei Logan zurück, nahmen jedoch das Maultier.
»Meine
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