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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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konnte sowieso nur Unglück bringen. Nicht dem adeligen Ritter - aber ganz sicher der Bardin.
    Nun, dachte sie und wischte noch einmal mit dem Ärmel über ihre feuchten Wangen, zum Glück ist es ja gar keine Liebe. Es ist nur eine … eine Zuneigung. Eine … Anteilnahme, jawohl, das ist es. Mehr ganz gewiss nicht - weshalb sollte ich wohl in einen Mann verliebt sein, der vor mir davonläuft? Sein Kummer um Braveheart hat mich bewegt, und ich würde ihn gern unterstützen. Schade, dass er es nicht will. Er ist dumm, denn ich könnte ihm sehr nützlich sein, auch wenn er das nicht wahrhaben mag. Ich könnte Botendienste leisten, ich könnte auch für die Sache Schottlands in den Burgen spionieren, und außerdem würden meine Weisen den schottischen Kämpfern Mut und Zuversicht geben.
    Während sie sich solche Dinge einredete, lenkte sie den Wallach über die Wiesen, wo die Spur von Angus’ Pferd noch als dunkler Strich im feuchten Gras zu sehen war.
    Kimber Castle, dachte sie. Das muss nördlich von
hier liegen, denn er hat von den Highlands geredet. Dort werde ich ihn schon davon überzeugen, dass er mich braucht.

Kapitel 9
    »Kimber Castle?«, sagte der Alte und blinzelte von seinem Kutschbock hinauf zu Brianna, die gemächlich neben dem Wagen einherritt. »Da haben sie dir einen Bären aufgebunden, Mädchen.«
    Sie hatte es dieses Mal schlauer angefangen und sich einem Fuhrmann angeschlossen, der auf seinem Ochsenkarren allerlei Waren nach Glasgow transportierte. Stoffe aus Friesland waren dabei, schön geschmiedete Kessel aus Dänemark, bunt bemalte, irdene Kannen und Becher, die er in England eingekauft hatte. Zwei junge Burschen liefen neben dem Wagen her, um die Ochsen anzutreiben, der Fuhrmann selbst war hoch in den Sechzigern, klein und mager, seine spitze Nase ähnelte einem Krähenschnabel. Dennoch war er Brianna vertrauenswürdig erschienen, und sie hatte sich nicht getäuscht, denn während der zwei Tage, die sie miteinander reisten, sorgte er für sie, als wäre sie seine Tochter.
    »Einen Bären? Aber wieso denn? Ich hörte, dass die Burg ein guter Ort für eine Bardin sei«, schwindelte sie mit harmlosem Lächeln.
    »Da merkt man, dass du fremd hier in Schottland bist«, gab er kopfschüttelnd zurück. »Kimber Castle ist eine Ruine, ich weiß gar nicht, ob dort überhaupt noch jemand wohnt. Aber nicht weit davon gibt es eine große Festung Craigton Castle, da solltest du es versuchen.«
    »Ach«, meinte sie scheinbar erleichtert. »Da habe
ich vielleicht einfach nur die Namen verwechselt. Was ist mit diesem Kimber Castle? Haben es die Engländer zerstört?«
    »Schon vor vielen Jahren, Mädchen. Es liegt an der Küste, direkt am steilen Fels gebaut, bei Sturm spritzt die Gischt bis an die Mauern hinauf. Aber die Feinde kamen vom Land her und außer ein paar Mauern ist kaum etwas von der Festung geblieben. Ich hörte sogar reden, dass es dort Brownies gäbe und auch der Red Cap schon gesehen wurde.«
    »Was ist das denn? Ein Kobold?«
    Der Fuhrmann schmunzelte und sah sie mit kleinen, hellen Augen von der Seite an. Es schien ihm Spaß zu machen, ihr Märchen zu erzählen.
    »Der Red Cap ist ein gefährlicher Bursche, Mädchen, es ist besser, ihm nicht zu begegnen. Er hat eine rote Kappe, weißt du. Die färbt er immer wieder nach, denn er mag es nicht leiden, wenn sie verblasst. Er schleicht im Nebel hinter verirrten Reisenden her, schlägt ihnen den Kopf ab und hält dann sein Käppchen in das frische Blut.«
    »Puh«, meinte Brianna voller Abscheu. »Welch eine Gespenstergeschichte!.«
    »Oh, der Red Cap ist sehr lebendig, besonders jetzt, da so viel Volk durch das Land zieht«, sagte der Fuhrmann grimmig und er deutete mit dem Daumen nach vorn. Dort war jetzt in der Ferne die dunkle Masse einer Reitergruppe zu erkennen.
    »Englische Gewappnete«, murmelte er missmutig. »Es wird besser sein, du reitest dort rechts hinunter, Mädchen, du musst sowieso in diese Richtung, wenn du nach Craigton Castle willst. Die Burschen da werden wohl gleich meinen Wagen durchwühlen und mir und den Knechten eine Menge Fragen stellen.«

    Brianna war zwar traurig, sich so schnell von ihm trennen zu müssen, doch er hatte Recht. Den Gewappneten war nicht zu trauen, und nicht jeder ihrer Anführer war ein Liebhaber der Musik wie Thomas Norwich.
    »Weshalb durchwühlen sie deinen Wagen?«
    Der Fuhrmann schnaubte ärgerlich und rief die Knechte zu sich.
    »Weshalb? Nun, erstens bedienen sie sich gern an meiner Ware,

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