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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Leier. Die Schellentrommeln.«
    »Keine Schellen«, entschied er mürrisch. »Meinetwegen die Leier. Aber mach rasch.«
    Der Barde war immer noch ziemlich benommen durch Angus kräftigen Schlag, doch er hatte jetzt die Augen geöffnet, und es war klar, dass er begriff, was vor sich ging. Brianna kroch in den Wagen und da Angus sie unter der Plane nicht sehen konnte, packte sie vorsichtshalber auch das bunte Gewand des Barden in ihr Bündel.
    Als sie fertig war, stellte sie verblüfft fest, dass Angus den rotbraunen Hengst inzwischen befreit und davongejagt hatte.
    »Setz dich auf das Maultier, Bardin«, gebot er.
    »Ich? Auf das Maultier?«
    »Es ist ein sanftes Geschöpf, und außerdem kannst du leichter aufsteigen, denn es ist kleiner.«
    »Na, vielen Dank.«
    Sie musste sich schon wieder heftig zusammennehmen, um nicht ärgerlich zu werden. Natürlich - der Herr Ritter saß auf ihrem Wallach, während sie wie eine Bäuerin auf einem langohrigen Maultier hocken musste. So hatte sie sich ihren gemeinsamen Kampf für Schottlands Freiheit eigentlich nicht vorgestellt.

    Zudem entlockte er dem Wallach einen munteren Trab - weiß der Kuckuck, wie er das schaffte, dass dieser Klepper ihm so bereitwillig gehorchte - so dass sie Mühe hatte, mit dem trägen Maultier neben ihm herzureiten.
    »Ist es noch weit?«
    »Bis zum Abend können wir es schaffen.«
    Mitteilsam war er überhaupt nicht. Und dabei hatte sie doch jetzt ein Recht darauf, über alle Einzelheiten seiner Pläne Bescheid zu wissen. Wie sollte sie ihn sonst unterstützen?
    »Warum willst du überhaupt nach Kimber Castle? Da wohnt doch niemand.«
    »Mein Bruder Gordon erwartet mich dort.«
    Richtig, er hatte einen Bruder. Wieso hatte sie niemals darüber nachgedacht, dass er eine Familie hatte? Eltern, Geschwister - er gehörte zu einem schottischen Clan.
    »Kämpft dein Bruder auch für Schottland?«
    »Ja.«
    »Hat er mit dir gemeinsam versucht, Braveheart zu befreien?«
    »Nein.«
    »Wieso nicht. Wenn er doch dein Bruder ist …«
    »Er ist zu jung.«
    »Wie alt ist er denn?«
    »Jünger als ich.«
    Jetzt trieb er den Wallach wieder an, und da das verflixte Maultier keine Lust hatte, sich zu beeilen, fiel sie zurück. Das Glücksgefühl, das sie noch vor kurzer Zeit empfunden hatte, sank ein gutes Stück in sich zusammen. War er auch seinen männlichen Mitstreitern gegenüber so wortkarg? Bestimmt nicht - es lag daran, dass er sie einfach nicht für voll nahm.

    Sie war ein Mädchen und konnte nicht einmal allein auf ein Pferd steigen. Deshalb hatte er ihr auch dieses blöde Maultier verordnet. Wahrscheinlich misstraute er ihr sogar, er hatte Sorge, sie könne Dummheiten begehen und seine Sache verraten. Hatte er sie nicht als einfältig bezeichnet? Natürlich - einfältig und blauäugig. Und bestimmt dachte er auch, dass sie schwatzhaft sei, wie alle Frauen. Trotzig stieß sie dem Maultier die Fersen in die Seiten und als das nichts half, klatschte sie ihm mit der Hand auf die Hinterbacke, bis es endlich ein paar Schritte zulegte.
    »Weshalb hast du den schönen Hengst davongejagt?«
    Vor allem diese Frage behagte ihm nicht. Es stellte sich heraus, dass er nur knapp einem Trupp englischer Kämpfer entkommen war. Irgendjemand musste ihnen einen Wink gegeben haben, dass da ein Bauer auf einem ungewöhnlich wertvollen Pferd unterwegs sei, und das hatte ihren Verdacht erregt. Nur die Schnelligkeit des Rotbraunen hatte Angus gerettet, dennoch hatte er sich kurz danach von seinem auffälligen Reittier getrennt. Der Hengst war Logan also tatsächlich zugelaufen.
    »Als Barde warst du besser getarnt, nicht wahr?«
    Sie hatte sich diesen Satz nicht verkneifen können und erntete dafür einen mürrischen Blick.
    »Du hast Recht, Brianna«, gestand er zu ihrer Überraschung bereitwillig ein. »Und doch wird es auch damit jetzt schwer werden.«
    »Du meinst, weil Logan dich gesehen hat?«
    »Ich weiß nicht, was er sich zusammenreimt - aber ich fürchte, er wird uns verraten.«
    »Phh«, machte sie geringschätzig. »Wer wird diesem versoffenen Kerl schon glauben? Und außerdem
muss er seinen Karren erst mal ohne Zugtier aus dem Wald herausschieben. Das wird ein Weilchen dauern.«
    »Ich hätte ihn töten sollen«, murmelte Angus.
    Sie verspürte einen leisen Schauder. Er war ein Ritter, ein Kämpfer und er hatte gewiss schon so manchen Gegner in die andere Welt geschickt. Die Zeiten waren schlimm - wenn die Engländer seiner habhaft wurden, drohte ihm ein elender Tod.

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