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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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wilder Verzweiflung davongelaufen,
als die Nachricht kam, Bravehearts Befreiung sei misslungen?
    Inzwischen hatten sich auch einige Barden auf dem Markt eingefunden, die schlecht und recht die Fiedel strichen und dazu sangen. Es schienen auch Frauen dabei zu sein, die für die Marktleute tanzten, und Kelvin drängte sich zwischen die dicht beieinanderstehenden Zuschauer, denn er dachte, dass vielleicht Brianna unter den Bardinnen sein könnte. Er wurde jedoch enttäuscht, die Frauen waren ihm alle völlig unbekannt, noch dazu waren die meisten von ihnen recht hässlich. Dennoch warfen sie den Männern einladende Blicke zu und es war klar, dass sie sich ihren Lohn nicht nur mit Singen und Tanzen verdienten.
    Neben den Barden hatte sich ein Schankwirt eingerichtet, der bei dem schönen Wetter großartige Geschäfte machte. Die Bierfässer auf seinem Fuhrwerk waren schon zur Hälfte abgeladen. Hinter dem Brett, das er als Schanktisch über zwei Böcke gelegt hatte, stapelten sich leere Fässer, und der Andrang ließ vermuten, dass er am Abend mit leichtem Gefährt und vollem Beutel nach Hause fahren würde. Auch zwei kleine Fässchen Whisky waren im Angebot und Kelvin überlegte, dass es nicht schaden konnte, seine Niedergeschlagenheit mit einem kleinen Becher des feurigen Getränks zu dämpfen. Er musste sich anstellen, denn der Wirt und seine dralle Frau hatten alle Hände voll zu tun, die eifrigen Zecher zu bedienen. Einige von ihnen hatten bereits rote Köpfe, auch ließ ihr leichtes Schwanken darauf schließen, dass sie nicht den ersten Becher tranken.
    »Schenk richtig ein, geiziger Schotte!«, grölte ein Bursche vorne am Schanktisch und schlug mit der Faust auf das Brett. »Bis zum Rand und nicht einen
Fingerbreit drunter! Ich habe an meinen Pennys auch nichts abgeschnitten.«
    Kelvin horchte auf, denn die Stimme war ihm bekannt. War das nicht der Bauer, der ihm noch vor einigen Tagen erzählt hatte, Gordon befände sich auf Craigton Castle? Was trieb sich der Bursche dann hier in Middleburgh herum?
    Der Wirt hatte keine Lust, mit dem angetrunkenen Kerl zu streiten, er hob den kleinen Tonbecher an, prüfte den Inhalt und goss noch einige Tröpfchen aus der Kanne nach.
    »Bescheißen wolltest du mich, wie?«, lallte der Bauer. »Ich weiß doch, wie das geht. Je voller der Gast, desto leerer der Becher. Einen Besoffenen kann man leicht betrügen - aber nicht mit mir, Freund! Meine Pennys sind schwer verdient.«
    Tatsächlich schien er eine ganze Menge Münzen zu besitzen, denn als er jetzt seinen Beutel zog und mit unsicheren Fingern darin herumsuchte, fielen einige Silberpennys auf den Boden. Obgleich er rasch den Fuß darauf setzte, konnte er doch nicht verhindern, dass ein kleiner Lausbub einen der Pennys aufklaubte und flink wie ein Wiesel damit in der Menge verschwand.
    »Haltet den Dieb!«, kreischte der Bauer. »Fasst ihn! Er muss vor den Richter, das Fell soll er ihm verbläuen, die Hand abhacken! So packt ihn doch, ihr Dummköpfe …«
    Niemand machte sich die Mühe, seiner Aufforderung zu folgen, stattdessen erntete er nur Gelächter.
    »Was regst du dich auf? Hast ja genug Pennys in deinem Beutel, kannst anderen auch was gönnen.«
    Jetzt drängte sich ein anderer nach vorn, ein stämmiger Fuhrmann, der trotz des warmen Wetters seine
Kapuze über den Kopf gezogen hatte. Er fasste den Schreihals grob am Arm und zog ihn vom Schanktisch fort.
    »Hast du dein bisschen Hirn schon versoffen«, zischte er den Schreier an. »Was krakeelst du hier herum und wirfst mit Pennys um dich?«
    Der Bauer wehrte sich, doch da er recht unsicher auf den Füßen war, ließ er sich von dem Fuhrmann ein Stück mitziehen.
    »Das Geld gehört mir. Ich war es, der den Auftrag ausgeführt hat. Nur mir hast du es zu verdanken, dass …«
    »Halt das Maul und komm jetzt mit!«
    »Fass mich nicht an, ich kann allein gehen!«
    Kelvin hatte das Gespräch nur halb gehört, denn die Wirtin fragte ihn in diesem Augenblick, ob er Bier oder Whisky eingeschenkt haben wolle, doch er ahnte, was geschehen war. Er war einem Verräter aufgesessen, der eben dabei war mit seinem Kumpan zusammen, den Judaslohn zu verprassen.
    »Whisky«, sagte er zerstreut und folgte den beiden Männern mit den Augen, bis sie hinter dem Stand der Barden verschwanden.
    Er zahlte, trank einen Schluck und schüttelte sich, denn das Zeug schmeckte wie Moorwasser mit Maultierpisse versetzt. Hastig stellte er den Becher ab und ging den beiden nach.
    Kelvin musste eine

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