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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Weile zwischen den Marktständen suchen, und er kaute die ganze Zeit über auf dem widerlichen Geschmack des Getränks herum, dann aber entdeckte er den Bauern am Rand des Marktes gleich neben einem Pferdehändler. Er lag ausgestreckt unter einem Baum, neben ihm hockte der Fuhrmann und redete eifrig auf ihn ein.

    Kelvin ahnte, dass er nichts Gutes zu hören bekommen würde, dennoch wollte er Gewissheit haben und ging zwischen den Pferden umher, als wollte er sie begutachten.
    »Willst du unbedingt, dass man auf uns aufmerksam wird, du Krötenhirn? Musst du dich volllaufen lassen und mit dem Geld herumwerfen?«
    »Ein Hürchen werde ich mir nehmen«, lallte der Bauer. »Eine von den Bardinnen, die dort drüben tanzen.«
    »Lass dir nur deine Pennys aus dem Beutel ziehen, Dummkopf.«
    »Ist zwar keine so hübsch wie die kleine Blonde auf Craigton Castle, die sie in den Turm gesperrt haben«, schwatzte der Narbige weiter, und ein wollüstiges Grinsen breitete sich über sein rotes Gesicht. »Was für ein Jammer! Haben sie in den Turm eingeschlossen und nicht in den Kerker. Da unten hätte ich sie vielleicht besuchen können, ihr das Kleid bis zum Hals heraufziehen …«
    »Schweig davon. Wer weiß, wer uns zuhört. Lass uns Waren kaufen und nach England gehen, um sie zu verhandeln. Hier ist mir der Boden zu heiß …«
    »Hasenfuß! In den Burggraben hat sie sich gestürzt! Weshalb haben sie sie nicht festgebunden, he? Was sind das für Idioten, die ein Weib nicht einmal fesseln? Lassen sie aus dem Fenster springen, damit sie in dem Dreckwasser ersäuft.«
    »Was kümmert es dich? Unsere Schuld ist es nicht, wir haben getan, was man uns aufgetragen hat und damit Schluss. Hör zu, Bursche: Wenn du nicht mitkommen willst, dann bleib eben hier und wirf dein Geld den Huren vor. Ich kaufe Waren und gehe als Händler nach England.«

    Der Bauer kicherte höhnisch, dann plagte ihn ein Schluckauf, und er musste einen Augenblick lang schweigen.
    »Nach England!«, grunzte er dann. »Willst wohl gar nach London, wie? Zuschauen, wie sie Connor MacDean auf dem Richtplatz hängen und ihm den Schwanz abschneiden? Das ist nichts für mich, Bruder. Ich bin empfindsam, solche Sachen mag ich nicht sehen.«
    »Bis du verrückt, seinen Namen auszusprechen? Willst du, dass …«
    Kelvin konnte sich nicht länger beherrschen. War es der elende Whisky, der noch in seinem Hirn spukte oder die unbändige Wut, die ihn ergriffen hatte? Dieser dreckige Verräter versoff und verhurte hier seinen Lohn und wagte es noch, sich seiner Taten zu brüsten. Ehe er sich selbst darüber bewusst war, hatte er sich zwischen den Pferden hindurchgeschoben, er warf sich über den Bauern und prügelte mit aller Kraft auf ihn ein. Der Bursche heulte und brüllte vor Schmerz, versuchte, sich vor den Schlägen mit den Händen zu schützen, doch Kelvin war wie von Sinnen und drosch weiter, als wolle er einen Stein zu Staub verwandeln.
    »Wer hat dir den Auftrag gegeben, dreckiger Judas? Spuck es aus, sonst schlage ich dich zu Haferbrei.«
    Erst als ihn ein fester Hieb im Genick traf und sein Schädel plötzlich taub zu werden schien, ließ er von dem Bauern ab und begriff, dass der Fuhrmann seinem Kameraden zu Hilfe gekommen war.
    »Verräter«, keuchte Kelvin. »Schmutziger, ehrloser Verräter.«
    Der Fuhrmann wich entsetzt zurück, er schien erst
jetzt zu begreifen, dass ihr Verrat offenbar geworden war. Dann jedoch stürzte er sich auf Kelvin, im festen Entschluss, ihn mundtot zu machen. Er war ein großer, kräftiger Bursche, und Kelvin musste sich seiner mit aller Kraft erwehren, auch richtete sich der Bauer jetzt mühsam wieder auf und griff nach Kelvin, um sich für die Schläge zu rächen. Zu allem Überfluss hatte das Geschrei eine Menge Marktbesucher angelockt.
    »Da prügeln sich schon die Betrunkenen.«
    »Wo ist der Richter? Holt die Knechte herbei - die machen meine Pferde scheu.«
    Nicht alle Marktbesucher waren entsetzt, viele Männer und noch mehr Frauen liefen herbei, um sich die Prügelei anzuschauen, in die sich inzwischen auch der Pferdehändler eingemischt hatte. Kelvin spürte, dass seine Kräfte nachließen, die Sonnenstrahlen schienen vor seinen Augen zu flimmern, er wehrte nur noch mühsam die Schläge des Fuhrmanns ab, der seinerseits von dem Pferdehändler am Gewand gepackt und gebeutelt wurde. Junge Burschen machten sich den Spaß, ein paar Hiebe auszuteilen, gerieten dabei aneinander und wälzten sich am Boden. Kelvin begriff, dass er

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