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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hübsche Bardin verzaubert - Kelvin mochte das Mädchen, denn sie erschien ihm ehrlich und unverdorben. Wie kurz eine solche Liebelei mit dem jungen MacDean
sein konnte, das ahnte sie vermutlich nicht, das arme Ding. Connor hatte sich bisher noch niemals ernsthaft in eine Frau verliebt, und das war gewiss auch besser so.
    Immerhin schien sein Freund vollkommen von seiner Bardin berauscht zu sein, denn er vergaß sogar, nach seinem Bruder Gordon zu fragen. Kelvin seufzte tief, sah gutmütig lächelnd zu, wie die beiden miteinander turtelten, scherzhafte Wortgefechte führten, leise Bemerkungen austauschten, die das Mädchen erröten ließen, und sich immer wieder bei den Händen fassten, während sie nebeneinander herritten.
    Kelvin konnte die frohe Stimmung nicht teilen, denn seit dem Gespräch mit dem Boten plagten ihn böse Sorgen und Zweifel. Doch Connor wäre der Letzte gewesen, dem er sie hätte mitteilen können.
    Gegen Abend stiegen die ersten grauen Nebel aus dem Waldboden auf, und mit ihnen erwachten Riesen und Kobolde. Knorrige Äste wurden zu mächtigen Armen, zarte Schleier waberten zwischen den Stämmen. Im Gebüsch tuschelten braune Gnome, die die Reisenden mit neugierigen Augen besahen. Nicht einmal der helle Klang einer Klosterglocke schien die Nebelgeister zu stören, denn sie huschten munter neben den Reisenden her, trieben Schabernack im Gezweig und bewarfen sogar ihre Pferde mit Eicheln und Fichtenzapfen.
    Brianna war erstaunt, als sich vor ihnen eine Lichtung auftat und zwischen Baumstümpfen und nebelumwölktem Buschwerk die Mauern eines Klosters sichtbar wurden. Es war keine große Anlage, hinter der verwitterten Mauer ragte der viereckige Glockenturm auf, außerdem die Dächer zweier weiterer Gebäude, die mit hölzernen Schindeln gedeckt waren.
Das Tor der Mauer war aus breiten Eichenbrettern gezimmert, mit Querbalken verstärkt und fest verschlossen.
    »Wir werden hier sicher sein«, sagte Kelvin.
    Brianna warf Angus einen fragenden Blick zu, doch er nickte. Die Mönche hatten sich den englischen Besatzern nicht unterworfen, sondern darauf bestanden, dass nur der Papst in Rom Gewalt über ihr Kloster habe. Man hatte sie in Ruhe gelassen, denn das abgelegene, kleine Klösterchen, in dem nur zehn Mönche ihren Regeln gemäß lebten, schien den Engländern recht harmlos. Sie ahnten nicht, dass hier so mancher Bote oder Kämpfer für die Sache der Schotten Unterschlupf gefunden hatte.
    Brianna fühlte sich nicht allzu wohl, als sie vor dem Klostertor abstiegen und Kelvin drei kräftige Schläge gegen die Pforte tat. Priester und Klosterleute waren nicht gut auf die Barden zu sprechen, Logan war ihnen immer ausgewichen, denn man hielt die Musik der Barden für Teufelswerk, vor allem dann, wenn eine Frau sang und tanzte. Dann jedoch machte sie sich bewusst, dass sie wie eine schottische Bäuerin gekleidet war - wenn Angus und Kelvin nicht ausplauderten, dass sie eine Bardin war, würden die Mönche es wohl gar nicht bemerken.
    Die Klosterbrüder waren vorsichtig. Anstatt den Gästen gleich das Tor zu öffnen, bewegte sich neben dem Eingang ein hölzerner Laden, der eine winzige, vergitterte Maueröffnung freigab. Der schattenhafte Umriss eines Männerkopfes wurde sichtbar, und Brianna erschrak, denn der alte Mönch hatte eine Nase, die es an Länge und Schärfe gut mit Kelvins Zinken aufnehmen konnte.
    »Die Brücke von Stirling«, sagte Kelvin.

    »Braveheart für Schottland«, gab der Mönch zufrieden zurück und schlurfte aus der Pförtnerkammer, um das Tor zu öffnen.
    »Ist das eure Parole?«, flüsterte Brianna.
    »Unsere Parole. Sie gilt auch für dich, Brianna«, gab Angus zurück. »Denn von jetzt an gehörst du zu uns.«
    Sie strahlte vor Stolz und kümmerte sich wenig um Kelvins bedenkliche Miene. Endlich hatte Angus sie als seine Gefährtin und Mitkämpferin angenommen. Nun, er hatte auch heute wieder gemerkt, wie geschickt und schlau sie sein konnte, sie hatte nicht nur Kelvins Pferd als Erste entdeckt, sie war auch auf den Gedanken gekommen, die Pferde des Händlers loszuschneiden, damit sie in dem allgemeinen Tumult fliehen konnten. Angus hatte sie zwar nicht dafür gelobt, aber sie brauchte sein Lob auch nicht, sie wusste selbst, was sie wert war. Und er wusste es auch!
    Der Klosterhof war eng, überall standen Säcke herum, denn man hatte Eicheln gesammelt, um die Schweine bis in den Winter hinein damit zu füttern. Zwei junge Mönche liefen herbei, um die Pferde zu versorgen. Als

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