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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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jung und schön sei, seine Braut. Oder eher zahnlos und krumm wie ein Haken. Wozu ein alter Kerl wie er noch ein Weib brauche? Aber so sei das eben, je trockener der Torfsoden, desto rascher würde er brennen.
    Er hatte alle Scherze mit gutmütigem Grinsen eingesteckt, denn er konnte es den Leuten nicht verdenken. Sollten sie ihn ruhig für einen harmlosen, alten Spinner halten, immerhin konnte er so eine Weile in der Nähe bleiben, mit den Leuten schwatzen und die Neuigkeiten erfahren, ohne sich verdächtig zu machen.
    Doch die Einwohner des Ortes waren nicht gerade mitteilsam, außer einigen dummen Witzen und belanglosem Geschwätz über den andauernden Nebel war nichts aus ihnen herauszubekommen. Es war offensichtlich, dass sie ihm nicht trauten, weil er ein Fremder war. Er hatte keine Ahnung, was auf Craigton Castle geschehen war, doch da weder Connor noch Brianna inzwischen aufgetaucht waren, fürchtete er, dass Connors wagemutiges Vorhaben gescheitert war.
    Ein schmaler Kerl mit strohblondem Haar und einem schütteren Jünglingsbart schob sich durch die Menge, besah hie und da ein Schwein oder einen Hahn. Dann ging er wie zufällig zu dem Baum, unter dem Kelvin hockte, setzte sich ins Gras und zog einen ledernen Trinkschlauch unter dem Plaid hervor.
    Kelvin wartete geduldig, bis er getrunken hatte, dann hörte er die leisen Worte.

    »Es steht schlecht. Gordon ist nicht in den Highlands, niemand von uns weiß, wo er sich im Moment aufhält.«
    Er reichte Kelvin den Trinkschlauch, wie man es aus Gefälligkeit tat, wenn man sich mit einem Fremden ein wenig unterhalten wollte. Der junge Kerl war einer jener Boten, die zwischen den Rebellen hin- und herwanderten und ihr Leben im Kampf gegen die Engländer riskierten. Dieser da war vom Clan der MacDean, und Kelvin wusste, dass er ihm vertrauen konnte. Kelvin tat einen Zug aus dem Trinkschlauch und bedankte sich. Da jetzt einige Bauern vorübergingen und neugierig schauten, ob nun gar die versprochene Braut angekommen sei, schwatzte er ein paar belanglose Sätze über das angenehme Wetter und den hereinbrechenden Herbst, bis sie wieder unter sich waren.
    »Was noch?«, raunte er dem Mann zu, denn er spürte, dass die Nachricht noch nicht vollständig war.
    »Es gibt seltsame Gerüchte, Freund. Gordon soll auf Craigton Castle gewesen sein.«
    »Davon hörten wir. Sein Bruder Connor ist zurück aus London und will auf Craigton Castle nach Gordon forschen. Er fürchtet, Crow könne Gordon erwischt haben.«
    Der Bote stieß einen leisen Fluch aus und schlug nach einer Fliege, die sich auf seinem Plaid niedergelassen hatte.
    »Ich sag es nicht gern, Kelvin«, murmelte er. »Aber wenn die Gerüchte stimmen, dann war Gordon nicht als Gefangener, sondern als Crows Gast auf der Burg.«
    »Weiß du, was du da redest?«, stieß Kelvin erschrocken hervor.

    »Niemand zwingt dich, es zu glauben. Vielleicht ist es auch nur das dumme Geschwätz eines noch dümmeren Bauern.«
    »Das ist es ganz gewiss.«
    Kelvin gab dem Boten die Trinkflasche zurück, der verschloss sie umständlich, wünschte dem »Fremden« Gottes Segen und gute Geschäfte. Dann ging er wieder zum Stand seines Herrn, denn er reiste als Knecht eines Tuchhändlers durch das Land.
    Kelvin erhob sich jetzt, um noch einmal auf dem Markt die Runde zu machen. Nicht dass er viel Hoffnung hegte, seine Freunde zwischen den Ständen zu entdecken, denn wären Connor oder Brianna in Musselburgh angekommen, dann hätten sie sich längst in seiner Nähe eingefunden. Es war die Unruhe, die ihn nicht mehr stillsitzen ließ, er musste einfach umherlaufen, auch um die Nachricht zu verdauen, die er soeben erhalten hatte. Er dachte an den alten Malcolm MacDean, der vor Jahren mit Braveheart bei Stirling Brigde gesiegt hatte, dann aber einige Jahre später bei Falkirk so schwer verwundet worden war, so dass er das Schwert nicht mehr führen konnte. Seine Söhne würden den Kampf um die Freiheit der schottischen Heimat fortsetzen - das war seine feste Hoffnung und er hatte sich nicht getäuscht. Beide, sowohl Connor als auch der jüngere Gordon, hatten sich der Sache der Schotten verschrieben. Beide Brüder waren bereit gewesen, Leben und Blut dafür zu opfern, sie hatten miteinander gewetteifert, und Gordon war stets bekümmert gewesen, dass der ältere wagemutiger und erfolgreicher war als er selbst. Aber Kelvin war auch jetzt noch davon überzeugt, dass Gordon seinen Bruder Connor liebte und verehrte - war er nicht vor Tagen in

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