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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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verdrehte die Augen, sagte aber nichts.
    Roxy sah ihn mit undurchdringlicher Miene an. „Es müssen noch andere dabei gewesen sein. Willst du mir nicht von denen erzählen?“
    Er blinzelte ins Licht der Glühbirne an der Decke. „Ich hab niemanden bemerkt.“
    „Du lügst.“
    Seine Lippen waren blass geworden. „Ich soll dir sagen, wer dabei gewesen ist? Glaubst du, ich bin verrückt?“
    „Auf diese Frage erwartest du ja wohl keine Antwort.“ Wäre die Lage nicht so angespannt gewesen, hätte sie sich über seine Bemerkung schieflachen können. „Es gab Zeugen.Sind noch welche von ihnen am Leben? Geht es darum, dass alle, die etwas gesehen haben, nicht mehr leben, und du keine Lust hast, ihnen in der Hölle Gesellschaft zu leisten?“
    Roxy konnte sich gut vorstellen, dass der oder die Mörder bestrebt waren, alle Zeugen aus dem Weg zu räumen. So hatten sie wenigstens die Möglichkeit, deren Seelen in irgendeinen Winkel der Unterwelt zu verbannen, zu dem Sutekh keinen Zutritt hatte. Einen lebenden Zeugen hätte sich der Herr des Chaos leichter holen können.
    So oder so bedeuteten die Ereignisse, dass die Unterwelt kurz vor einem Krieg stand, in dem es „jeder gegen jeden“ hieß. Und hatte der erst einmal begonnen, würde er sich auch in der Welt der Sterblichen ausbreiten.
    Roxy fröstelte bei dem Gedanken.

4. KAPITEL
    So soll es jedem ergehen, Gott oder Göttin. Wer sich mir entgegenstellt,
    den werde ich denen überantworten,
    deren Nahrung die Herzen der Frevler sind.
    Nach dem Ägyptischen Totenbuch
    St. Louis, Missouri
    D agan Krayl lehnte an einer erloschenen Straßenlaterne und betrachtete das baufällige Haus auf der anderen Seite des Gartenzauns. Das helle Mondlicht fiel auf ihn, sodass Dagans Schatten weit in den von Unkraut überwucherten Vorgarten ragte. Das Grundstück war mit alten Lastwagenreifen übersäht, und ein Stück weiter hinten sah Dagan mit Graffiti beschmierte Autowracks. Das Haus selbst war kaum mehr als eine armselige Baracke. Die Fenster und die Eingangstür waren mit Brettern vernagelt.
    Keiner zu Hause.
    Und doch war hier jemand. Dagan spürte deutlich, dass er beobachtet wurde.
    Instinktiv wandte er den Kopf und blickte zur anderen Straßenseite. Er sah ein niedriges, eingeschossiges Haus mit schmutzigen Fensterscheiben. Da! Hinter einem zerschlissenen Vorhang lugte ein blasses, schmales Gesicht hervor, das Gesicht einer alten Frau mit weißem Haar, das ihr in langen Strähnen bis auf die Schultern fiel.
    Ihre Blicke trafen sich. Dagans Blick drang durch die trüben Augen hindurch bis tief in ihre Seele. Zu Tode erschrocken, wich die Alte zurück. Dagan konnte sich denken, warum. Wenn sie tatsächlich ahnte, was er hier wollte, hatte sie allen Grund zu erschrecken. Denn er war gekommen, um eine weitere Seele zu holen.
    Die Seele dieser Frau hatte er allerdings nicht auf dem Zettel. Sie stand ohnehin schon mit einem Fuß im Grab. Was brachte es, ihr Ende noch zu beschleunigen? Außerdem war ihre Seele nichts für seinen Vater. Sutekh nährte sich vorzugsweise von Verdorbenem, von wirklich Schwarzen Seelen, die von Heimtücke und Bosheit zerfressen waren und nach den schlimmsten Lastern stanken. Das schlimmste Laster dieser Frau war die Ginflasche in ihrem Küchenschrank.
    Der plötzlich aufgekommene Wind trieb eine leere Pappschachtel vor sich her und die Straße hinunter. Dagan zog einen Lolli aus der Tasche, entfernte routiniert das durchsichtige Papier, das er wie gewohnt zweimal sorgfältig faltete, bevor er es in die Hosentasche steckte. Kirschgeschmack – ausgezeichnet. Die Leidenschaft für Süßigkeiten teilte er mit seinen Brüdern. Jeder hatte seine Vorlieben. Dagans waren diese Lollis. Alastor bevorzugte englisches Toffee. Geschmackssache. Ein paar Esslöffel normaler Zucker hätten es natürlich auch getan. Es ging darum, dass sie diesen Extraschub in ihrem Blut brauchten. Durch die halb menschliche, halb göttliche Natur hatten sie einen anderen Stoffwechsel als Normalsterbliche.
    Dagan stieß sich vom Laternenpfahl ab und sprang über den morschen Zaun. Er durchquerte den Vorgarten und stand schließlich auf der windschiefen Veranda. Spinnweben hingen vom Vordach herunter. Der Wind hatte einen Haufen trockenes Laub in einer Ecke zusammengeweht.
    Ihm fiel sofort eines der Fenster auf, weil daran keine Spinnweben hingen, und er untersuchte es genauer. Die dünne Spanplatte war nicht am Rahmen festgenagelt, sondern ließ sich nach oben klappen. Tatsächlich

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