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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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hatten und nicht bloß Angeberei waren. Er war eher geneigt, Letzteres anzunehmen. Trotzdem wusste er, dass es Gruppen und Cliquen gab – darunter auch Parteigänger von Isis und Osiris –, die nichts lieber täten, als Unruhe zu stiften, um sich eine Verschiebung des Kräfteverhältnisses in der Unterwelt zunutze zu machen. Denn augenblicklich war Sutekh auf dem Gipfel seiner Macht. Da durfte Dagan keine Möglichkeit außer Acht lassen, und war sie auch noch so abwegig.
    „Der Anschlag auf Lokan kann keinesfalls ein einmaliger Handstreich gewesen sein“, fuhr Alastor fort. „Mal wirklich angenommen, dieser Killer, ein Sterblicher , hätte sich so etwas vorgenommen. Hätte er sich dann nicht vorher an einem schwächeren Gegner versucht, bevor er es mit einem Reaper aufnimmt? Müssten sich dann hier nicht noch andere Gebeine und Leichenteile finden lassen als nur die von menschlichen Opfern? Etwa die von irgendeinem Dämon oder einem der kleineren Höllengeister?“ Während er sprach, spielte er noch immer mit dem Schädel, warf ihn in die Luft und fing ihn wieder auf.
    „Leg das weg“, tadelte Dagan ihn.
    Alastor stieß einen verächtlichen Laut aus. „Was soll’s? Ist nur ein Haufen abgestorbener Zellen.“
    „Jetzt – ja. Aber es gehörte mal einem Lebenden.“ Alastor lachte auf. „Du hast manchmal die komischsten Ideen. Du selbst sammelst Seelen, reißt den Leuten bei lebendigem Leib das Herz heraus, aber bei so einem Stück toter Materie überkommen dich plötzlich Skrupel.“
    „Das hat nichts mit Skrupeln zu tun, sondern mit Respekt.“
    Lächelnd betrachtete Alastor den Schädel mit den leeren Augenhöhlen. „Respekt?“, wiederholte er spöttisch.
    „Vielleicht hat auch er einmal einen Bruder gehabt.“
    Das hatte gesessen. Für ein paar Augenblicke herrschte unbehagliches Schweigen zwischen ihnen. Dann zuckte Alastor die Schultern und stellte den Schädel zurück ins Regal.
    „Vielleicht hat dieser Kerl seine übernatürlichen Gegner auch woanders gelagert“, nahm Dagan das ursprüngliche Gesprächsthema wieder auf. Er zeigte seinem Bruder das Foto, das er an sich genommen hatte.
    Alastor betrachtete es und sah dann Dagan fragend an. „Fällt dir nichts auf?“
    „Der Anhänger natürlich, das bewusste Ankh.“ Er gab Dagan das Foto zurück. „Meinst du, er hat eine der Isistöchter getötet?“
    „Ich meine, er tötet und fotografiert danach seine Opfer. Ob dieses eine der Isistöchter war, weiß ich nicht.“ Dass es ein Mädchen mit kaffeebrauner Haut und langen schwarzen Locken gewesen sein könnte, daran konnte er gar nicht denken, ohne dass ihm schlecht wurde.
    „Was weißt du über die Isistöchter?“, fragte Alastor. Sofort sah Dagan wieder das Mädchen vor sich, glaubte fast, wieder ihre Nähe zu spüren, während er sich zu ihr gebeugt und die Hieroglyphen auf der Rückseite des Silberanhängers studiert hatte. Damals hatte er sie dasselbe fast mit denselben Worten gefragt.
    „Hast du jemals von den Otherkin oder den Isistöchtern gehört?“
    „Nein.“
    „Sagt dir der Name Sutekh etwas?“
    „Wird das ein Quiz? Kann ich da etwas gewinnen? Oder darf ich auch mal ein paar Fragen stellen? Ich hätte da einige …“
    Um sie am Weitersprechen zu hindern, hatte er ihr mit der Hand den Mund zugehalten. „Still“, hatte er gesagt, während sie ihn mit ihren Tigeraugen angefunkelt hatte. „Du hast deine Chance zu überleben, meine Kleine. Verschwende sie nicht.“
    „Dagan?“
    Er riss sich von seinen Erinnerungen los. „Entschuldige, Alastor. Ich war etwas in Gedanken.“ Er fuhr sich mit der Hand übers Kinn. „Nein, viel weiß ich wirklich nicht über sie. Und du? Weißt du mehr?“
    „Nur dass man sie allgemein für die Hüterinnen der Menschheit hält und dass sie sich der Selbstverwirklichung verschrieben haben.“
    „Man hält sie dafür“, betonte Dagan.
    „Aber du glaubst nicht daran?“
    „Ich weiß nur, dass ihre Herrin Isis und unser guter Vater nie besonders gut miteinander klargekommen sind.“
    „Sehr vorsichtig ausgedrückt“, bemerkte Alastor. „Sie hassen sich bis aufs Blut. Aber um darauf noch einmal zurückzukommen: Glaubst du, dass diese Frau auf dem Foto eine Isistochter war? Glaubst du, dass der Killer sich eine oder ein paar von ihnen vorgenommen hat, bevor er sich an Lokan herangewagt hat?“
    „Schon möglich.“
    Alastor runzelte die Stirn. „Was meinst du mit schon möglich? Dass sie eine von ihnen war oder dass der Killer sie zum

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