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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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sobald die Waffe ins Spiel gekommen war. „Nichts dergleichen“, erwiderte Dagan. „Aber eines verrate mir bitte noch, bevor du dich zu den anderen in den Kühlschrank legst. Was sagt dir dieses Zeichen, der Silberanhänger, der auf diesem Bild zu sehen ist?“ Er hielt ihm das Foto, das den weiblichen Torso zeigte, unter die Nase.
    Aus sicherer Entfernung betrachtete Joe Marin das Foto, das Dagan ihm entgegenhielt, dann grinste er höhnisch. „Dafür interessieren Sie sich? Und warum?“
    „Reine Neugier.“
    „Zu viel Neugierde ist gar nicht gesund. Aber meinetwegen. Der Anhänger war offenbar ihr bestgehüteter Schatz. Jetzt gehört er mir. Ich habe ihn ihr abgenommen. Hübsches Ding übrigens, die Kleine. Ganz jung, eben über zwanzig, Mischling. Schwarz, gelb – von jedem ein bisschen.“ Er schloss für einen Moment die Augen, während er in den Erinnerungen schwelgte. „Besonders diese Haut. So zart und glatt. Und was für ein herrlicher Duft. Tapfer war sie auch. Kein Schrei ist über ihre Lippen gekommen. Hat mich einige Mühe gekostet … sie endlich zum Schreien zu bringen.“
    Dagan kam das alles äußerst bekannt vor. Beim Gedanken, dass es tatsächlich das Mädchen sein könnte, das er vor elf Jahren getroffen hatte, zog sich ihm der Magen zusammen. Was hatte es für einen Sinn gehabt, ihr damals das Leben zu retten, nur damit diese Ratte sich dann an ihr vergriff? Es war zum Aus-der-Haut-Fahren.
    Aber, dachte Dagan gleich darauf, seit wann kümmere ich mich um solche Fragen? Doch er hatte damals schon solche Anwandlungen gehabt, als er ihr geraten hatte, sich für ein solides, langweiliges Durchschnittsdasein zu entscheiden, statt sich auf irgendwelche Abenteuer einzulassen.
    „Welches Jahr?“, fuhr er Joe Marin an.
    „Welches Jahr?“, wiederholte er verständnislos.
    „Ich will wissen, wann du sie umgebracht hast, in welchem Jahr.“ Vielleicht war das Ganze ja auch nur falscher Alarm. Vielleicht hatte es gar nichts mit dem Mädchen zu tun, das er seit fast elf Jahren aus seiner Erinnerung zu verbannen versuchte.
    Spöttisch sah Joe Marin ihn an. „Warum sollte ich Ihnen das auf die Nase binden?“ Er hielt die Pistole immer noch auf Dagan gerichtet. Er schien sein Gleichgewicht wiedergefunden zu haben und fühlte sich in dieser Auseinandersetzung offenbar überlegen. „War sie vielleicht Ihre kleine Freundin?“, frohlockte er. „Das hübsche Ding, das ich da aufgeschlitzt habe?“ Als er erkannte, dass er darauf keine Antwort bekommen würde, fuhr er fort: „Na egal. Ist sowieso schon so endlos lange her. Sie war eine meiner Ersten. Ich habe sieunter den Dielen in meinem Wandschrank verwahrt. Manchmal habe ich sie nachts herausgeholt und in die Arme genommen. Sie war so schön. Es hat lange gedauert, bis ich sie zerlegt habe.“
    Zweifellos wünschte er sich nichts sehnlicher als eine Reaktion. Aber den Gefallen tat Dagan ihm nicht. Stattdessen fragte er sachlich: „Die Zeichen an dieser Tür – haben die irgendeine Bedeutung, oder hast du nur deiner Kreativität freien Lauf gelassen?“
    „Wollen Sie lieber das Thema wechseln? Meinetwegen.“ Joe Marin machte eine wichtige Miene und sagte in bedeutungsschwerem Ton: „Es sind alte Symbole der Maya-Kul-tur. Wenn ich jemanden töte, dann ist das ein Opfer für den Gott der Unterwelt nach dem Glauben der Mayas.“
    „Ach ja? Und wer, bitte, sollte das sein?“
    Joe Marin zögerte eine Moment. Dann sagte er: „Toth.“ Dagan prustete laut los vor Lachen. Er konnte nicht anders. „Ganz verkehrt. Der Unterweltgott der Mayas ist Ah Puch. Ganz netter Kerl, wenn auch ein bisschen blutrünstig. Toth ist eine ägyptische Gottheit. Die Zeichen an deiner Tür sind übrigens auch ägyptisch.“
    Marin kniff die Augen zusammen. Die peinliche Lektion ärgerte ihn offensichtlich maßlos. Dagan indessen hatte das Geplänkel satt. Für ihn stand fest, dass aus Joe Marin nicht mehr herauszubekommen war. Den Rest konnte Sutekh, sein Vater, erledigen, dem sich bisher auch die verstocktesten Seelen auf die eine oder andere Weise geöffnet hatten.
    „Schluss jetzt“, sagte Dagan mit Bestimmtheit. Mit einer raschen Bewegung wollte er Marin die Pistole entreißen. Aber er war nicht schnell genug. Der Schuss fiel. Dagan wollte ausweichen, doch Alastor hatte sich schon in die Schusslinie geworfen und die Kugel mit seiner breiten Brust abgefangen. Sein Körper zuckte zusammen, als er getroffen wurde, und er schlug hart auf der Schulter

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